Gnadenlos: Auf der Flucht (German Edition)
Zak mit der auf alles vorbereiteten Acadia Gray verbrachte, desto größer wurde seine Angst, dass das hier jede Sekunde unter die Gürtellinie gehen konnte. Dass Piñero ihre Männer beim zweiten Mal nicht mehr davon abhalten würde … Sie waren hier draußen, Hunderte von Kilometern von der Zivilisation entfernt, und wild entschlossene, üble Typen näherten sich ihnen in einem Dschungel voll tödlicher Bestien, Schlangen und Insekten. Sie waren verdammt noch mal Essen auf zwei Beinen.
Das Einzige, das Gideon und Acadia Sicherheit bot, war er.
Verdammt noch mal, er wollte diesen Job nicht!
»Hier gibt es Wasser.« Er zeigte auf ein rasch fließendes Rinnsal goldbraunen Wassers, das durch einen moosbewachsenen Bachlauf rann und im Laubwerk verschwand. »Lasst uns unseren Durst stillen und zu Atem kommen.«
Acadia zögerte. »Ich habe einen Steripen, um das Wasser zu reinigen, aber ich habe keinen Behälter, der groß genug ist, dass wir alle daraus trinken können.«
Natürlich. »Dann hoffen wir das Beste, denn eine andere Möglichkeit haben wir nicht.«
»Ich habe auch Desinfektionstabletten.«
»Wenn wir ungefähr dreißig Minuten warten wollen, bis sie wirken? Nimm das Risiko auf dich oder geh ohne was zu trinken weiter. Wir bleiben nicht so lange hier.«
Sie atmete scharf ein. »Na gut.« Dann sank sie zu Boden, beugte sich vor und formte ihre Hände zu einem Gefäß. Der lange, goldene Schweif ihres Pferdeschwanzes fiel neben ihrem Gesicht ins Wasser, aber es schien sie nicht zu stören, und sie trank einfach nur.
Jennifer hätte das Wasser nicht angerührt, ohne dass ihr jemand versichert hatte, dass es gereinigt und vorzugsweise in Flaschen gefüllt und eisgekühlt war. Seine Frau hatte von Gefahr und schwierigen Situationen gelebt, solange jemand für ihre Sicherheit und ihr leibliches Wohl sorgte. Sie hatte sich schmutzige Orte ausgesucht, hasste es aber, sich selbst schmutzig zu machen. Diese merkwürdige Dichotomie hatte Zak nie verstanden.
Der Unterschied zwischen den beiden Frauen, dachte er mit einem starken Gefühl von Treulosigkeit, war, dass Jennifer zwar dort sein wollte, aber erwartet hätte, dass jemand anderes für sie die Drecksarbeit erledigte und sie beschützte. Und sie hätte erwartet, dass Zak oder sonst jemand für sie ein bequemes Lager errichtet hätte, wenn sie müde geworden wäre.
Acadia schätzte einfach die Situation ein und ließ sich nicht davon unterkriegen.
Es war weise von ihr, keine zu hohen Erwartungen an ihn zu stellen. Und er wusste, diese Erwartungen waren am Tiefpunkt … im Moment. Noch ein paar Stunden des Trottens durch undurchdringliche Vegetation mit der sehr realistischen Möglichkeit, erschossen zu werden, und die Nörgelei würde losgehen. Es war, als wartete sie, dass der sprichwörtliche zweite Schuh fiel und etwas Schreckliches passierte, weil gerade alles zu schön war, um wahr zu sein, dachte Zak verstimmt.
Er beobachtete, wie vorsichtig sein Bruder sich neben sie kniete und sich mehr nach rechts beugte, als er sich bückte und unwillkürlich vor Schmerz leise aufstöhnte. Acadia legte ihm ihre schlanke, dreckige Hand auf den Arm. »Warte.«
Sie erhob sich und tastete ihre rechte Wade fast bis zum Fußgelenk entlang.
Zak kauerte sich neben den Bach. »Du bist ’ne echte Pfadfinderin«, sagte er sarkastisch. »Hast du eine Wasserflasche da drin?«
»Zak«, warnte Gideon und warf ihm einen vorwurfsvollen Blick zu.
Sie ignorierte den Sarkasmus. »Schön wär’s.« Acadia wühlte in einer unsichtbaren Tasche, zog ein kleines, silbernes Dreieck heraus und klappte es auf. Ein Faltbecher. Natürlich hatte sie einen Becher dabei. Sie tauchte ihn ins Wasser und reichte ihn Gideon.
Gideon ließ sich vorsichtig auf den Boden sinken, eine Hand auf den Rippen. Als er sich niedergelassen hatte, nahm er das Wasser und trank, dann tauchte er den Becher wieder in den Bach und schenkte ihr ein dankbares Lächeln. »Du bist unglaublich.«
»Ich bin nur vorbereitet .« Sie tauchte ihre Finger in das Wasser und rieb sich seufzend damit den Nacken. »Obwohl ich, ehrlich gesagt, nie gedacht hätte, dass das Zeug, das ich einpacke, so lebensnotwendig sein würde. Meine Freundin Julia hat die Flusstour gebucht, aber sie hat drei Nächte Camping beinhaltet, und ich wollte einfach … Na ja, man weiß nie, was man braucht …«
»Einen Faltbecher?«, murmelte Zak, verärgert über sich selbst, weil sie ihm so unter die Haut ging. Gideon war ein sympathischer
Weitere Kostenlose Bücher