Gnadenlos: Auf der Flucht (German Edition)
weder emotional noch physisch. Aber diese Schießerei war genau das gewesen, was er hatte vermeiden wollen. Genauso gut hätte er ein Hallo-hier-bin-ich-komm-her-und-hol-mich-Leuchtfeuer losschicken können.
6
Zak hob sein Hemd auf, das im Handgemenge auf den Boden gefallen war, streifte es über und knöpfte es hastig zu, dann hievte er sich die Uzi wieder auf die Schulter.
Genau rechtzeitig: Als er aufblickte, standen Acadia und sein Bruder da und warteten auf ihn, und jetzt machte sein Herz einen leichten Satz. Verzögerte Reaktion, vermutete er. Er beugte sich zu dem ersten Mann hinab, um das Blut zu verbergen, das ihm bereits vorne durch das Hemd sickerte. Er suchte nach einem Puls. Nichts. »Beide sind tot. Helft mir, die Leichen zu verstecken, dann lasst uns abhauen. Dieser Schusswechsel wird unsere Richtung preisgeben.«
Verstohlen klaute er Shorty das Halstuch aus der Tasche. Gott allein wusste, was für Dreck daran war, aber es war besser als nichts. Er schob es zwischen seine Haut und das Hemd. Der Riemen der Uzi würde es an Ort und Stelle halten, bis er Zeit hatte, nachzusehen, wie schlimm es wirklich war.
»Bist du …?« Gideon zeigte auf das Blut auf Zaks Hemd, als er sich aufrichtete.
»Shortys Nase. Mir geht es gut.« Nicht nötig, ihn zu beunruhigen. Zak war früher schon angeschossen worden. Es würde noch früh genug höllisch weh tun, und durch Jammern würde die Kugel auch nicht rauskommen.
Gideon half ihm, die Leichen unter das dichte Blättergewirr zu zerren.
»Wir müssen uns aufteilen.« Gideon durchbohrte Zak mit seinem Blick, als er sich aufrichtete. »Richtig, sie werden uns weiter folgen, aber wir reduzieren ihre Zahl, wenn sie zwei Spuren verfolgen müssen.«
Zak brauchte Gideon gar nicht anzuschauen, um zu wissen, dass er ernsthafte Schmerzen hatte. »Nein. Wir bleiben zusammen, Stärke in der Zahl.«
»Ich bleibe zurück, weit zurück, und gebe euch Deckung, während du Acadia in Sicherheit bringst«, widersprach Gid.
Gideon hörte gar nicht erst zu. Etwas, das Zak grundsätzlich an seinem Bruder auszusetzen hatte. Sie besaßen beide einen starken Willen und einen Dickkopf, aber Gid schoss den Vogel ab. »Wir haben keine Zeit, das auszudiskutieren. Das waren zwei, dahinter kommen noch mehr, wenn unsere Glückssträhne abreißt. Wir bleiben zusammen.«
»Wir trennen uns. Verschwende nicht deine Zeit, mir zu widersprechen, Zakary. Allein bin ich schneller. Wir treffen uns … wann? … in drei Tagen? Gran Melía ?«
In gewisser Weise ergab es Sinn. Wenn beide Parteien unverletzt waren. Scheiße. Gideon würde nicht lockerlassen. Wenn er sich trennen wollte, egal wie verdammt lächerlich das war, würde er für Logik kein offenes Ohr haben.
»Du nimmst sie«, ordnete Zak resigniert an. »Bei dir wird sie sicherer sein. Wir treffen uns in zwei Tagen im Gran Melía Hotel, drei am …«
Gideon unterbrach ihn. »Nein.« Er überprüfte den Ladestreifen seiner Seitenwaffe, dann sah er Zak an.
Zak drehte sich ganz zu seinem Bruder um. »Natürlich wird sie bei dir besser aufgehoben sein, Gideon. Und das weißt du auch.«
»Entschuldigung.« Acadia machte einen Schritt nach vorn. »Kann ich auch was dazu sagen?«
Die beiden Männer ignorierten sie. Dieser Streit währte schon seit zwei Jahren. Gideon lag total falsch.
»Nein«, wiederholte Gideon tonlos. »Ich nehme sie nicht mit. Du wirst deinen beschissenen Todeswunsch aufschieben müssen, bis du sie sicher nach Caracas gebracht hast.«
Der Gedanke, auch nur einen Moment mit Acadia allein zu sein, brachte ihn völlig aus dem Konzept. »Nicht wieder dieser Mist, Gideon. Du kannst es noch so oft sagen, deswegen wird es nicht wahrer.«
»Die letzten zwei Jahre hast du alles in deiner Macht Stehende getan, um Jennifer nachzufolgen. Ich werde das nicht zulassen, und ich habe mich fast umgebracht, um dich zu halten. Bring das Mädchen nach Caracas. Nutze die Zeit, um dich selbst davon abzubringen, etwas Dümmeres zu tun als nötig.«
Aus dem Augenwinkel sah Zak, wie Acadia die Augen aufriss. Gottverdammt.
Grimmig preschte Gideon weiter vor. »Ich habe dich beobachtet, Zak, und ich habe mir den Mund fusselig geredet. Ich komme einfach nicht an dich ran. Du hast diesen ganzen Extrem-kram nicht einfach nur genossen, du hast leichtsinnig gelebt, unverantwortlich, dumm , und du hast irrsinnige Risiken auf dich genommen. Du hast alles getan, außer dir selbst eine Knarre an den Kopf zu halten. Wenn du dich um jemand anderen
Weitere Kostenlose Bücher