Gnadenlos: Auf der Flucht (German Edition)
kümmern musst, wird dich das vielleicht daran erinnern, zu überleben.«
Zak ballte die Fäuste. »Derselbe Mist, anderer Tag. Dass ich beschissen in dem Job bin, habe ich doch schon bewiesen«, fuhr er ihn an. »Willst du ihr Leben aufs Spiel setzen, nur um zu beweisen, dass du recht hast?«
»Drei Tage. Sieh es als verfrühtes Geburtstagsgeschenk.«
»Lieber würde ich dir diesen Bugatti Veyron kaufen.«
»Ja. Ich weiß. Komm lebendig nach Caracas, dann kannst du es vielleicht machen.« Gideon packte ihn bei der Schulter. »Pass auf dich auf. Wir sehen uns dann da.«
»Gid, das ist Wahnsinn, geh nicht …«
Anders als Shorty hatte Gideon die dritte Sicherung ab, als er mit der Automatik auf Zaks Brust zielte. Er trat zurück. »Ich kann dir helfen und es jetzt und hier für dich beenden, oder du kannst Acadia in Sicherheit bringen. Deine Entscheidung.«
Acadia rührte nicht einen Muskel.
Zak lachte leicht. »Himmel, Gid …«
Gideons Augen, die seinen so sehr ähnelten, waren hart und eiskalt, als er wiederholte: »Deine Entscheidung, Zakary.«
Es folgte ein langes, angespanntes Schweigen. Dann ließ Zak ein Knurren durch die Zähne erklingen: »Schön.« Gideon würde ihn nicht erschießen, so sehr er ihn auch provozierte. Aber Zak wollte die ohnehin schon brenzlige Situation nicht noch verschärfen. Gid war verletzt. Ein Handgemenge, so gut gemeint es auch war, würde ihm weh tun. Die Laufmündung löste sich von seiner Brust und senkte sich, bis sie gefahrlos Richtung Boden zeigte. »Gut«, sagte Gideon ruhig.
Als er sich umdrehte, um zu gehen, trat Acadia vor. »Warte mal kurz!« Sie zog den Riemen der gestohlenen Uzi von ihrer Schulter und wühlte mit der anderen Hand in einer ihrer vielen Taschen. »Du kannst das hier besser gebrauchen als ich«, sagte sie rasch, »und hier, für den Fall, dass du, äh …« Sie zögerte, als sie eine Handvoll geheimnisvolle, magische Eiweißriegel hervorholte. »Protein wird dir Energie geben.« Sie warf Zak einen Blick zu. »Ich gebe deinem Bruder das Navi. Du hast ja eins an deiner Uhr, stimmt’s?«
»Ja.« Zak ärgerte sich, dass er nicht selbst daran gedacht hatte. Andererseits würde Gid kein Navi brauchen, wenn sie alle zusammenblieben.
Gideon nahm die Handvoll Sachen an, die Acadia ihm gab, und stopfte sie sich in die Taschen, dann nickte er ihr zu, lächelte kurz, und Zak fühlte sich, als hätte man ihm einen Tritt in die Magengrube verpasst, als sie zurücklächelte. Gideon verschwand im Urwald, und eine lange Weile hörten sie nichts als die rhythmischen, gedämpften Schläge seiner Machete, die Laubwerk kurz und klein hackte.
»Scheiße«, murmelte Zak.
Acadias Augen funkelten böse, als sie sich abrupt zu ihm umdrehte. »Du hast versucht, mich an deinen Bruderabzutreten?«
»Es war nicht persönlich gemeint.« Der Idiot hatte gebrochene Rippen. Wie lang würde er – ganz große Scheiße!
»Ich habe mit dir geschlafen «, sagte Acadia verkniffen, und ihre Wangen erröteten. »Für mich ist das verdammt persönlich.«
»Er hätte dich besser beschützt.«
Einen Augenblick herrschte Stille, als sie auf die grüne Wand blickte, hinter der sein Bruder verschwunden war, dann wieder zu Zakary. »Zu dumm, dass er dich nicht erschossen hätte .«
Sie schien sich dessen ziemlich sicher zu sein. »Da kennst du meinen Bruder aber schlecht«, sagte Zak halb im Scherz.
Diesen Ausdruck eben hatte er nie zuvor auf Gideons Gesicht gesehen. Und er gefiel ihm nicht. Es gefiel ihm nicht, dass Gid sich Sorgen um ihn machte. Es gefiel ihm nicht, dass er jahrelang taub für diese neu hinzugekommenen Sorgen gewesen war.
Ihm gefiel es verdammt noch mal nicht, dass sein Bruder möglicherweise recht hatte.
Sie neigte den Kopf, und ihr Blick blieb fest. »Hast du einen Todeswunsch?«
Zählte dazu auch, dass es ihn einen Dreck scherte, ob er am Leben war oder tot? »Warum? Willst du nachhelfen?«
»Nein. Weil zwei von uns eine bessere Chance haben, hier lebend rauszukommen, als einer«, sagte sie knapp. »Wenn du nicht gewesen wärst, würde ich in diesem Moment mit meinen Freundinnen Cocktails mit Papierschirmchen schlürfen. Du hast uns in diesen Schlamassel gebracht, und du solltest uns in einem Stück wieder da rausbringen. Wenigstens bin ich jetzt vorgewarnt. Gehen wir.«
Jetzt musste er sich also nicht mehr nur um Gideon Sorgen machen, der verletzt und auf sich allein gestellt irgendwo da draußen war, ohne jemanden, der ihm den Rücken deckte, sondern er
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