Gnadenlos: Auf der Flucht (German Edition)
mitgegeben hatte, und musste zugeben, dass sie ihren Beitrag zu diesem kleinen Abenteuer geleistet hatte, und mehr als das. Er lief grob in Richtung des Flusses und beschloss, bis zur letzten Minute damit zu warten, ein Lager aufzuschlagen.
Die Dunkelheit war Fütterungszeit … und sie waren das Futter.
Acadias Schritte knirschten hinter ihm, und er dachte an Gideon, der da draußen allein im feuchten Wald unterwegs war. Dieser Mistkerl hatte ihn leichtsinnig und verantwortungslos genannt? Zak schnaubte verächtlich. Was ihn betraf, lag Gideon völlig falsch. Der Extremsport, den sie so liebten, hatte sie beide zu wahnsinnigen Adrenalinjunkies gemacht.
So war es immer gewesen. So hatten sie den größten Teil ihres Erwachsenenlebens verbracht. Nichts hatte sich geändert seit Jennifer … seit Jennifer. Sie war dahergekommen, genauso verrückt wie die beiden, mit ihren ständigen Beutezügen in kriegszerrüttete Gebiete, und hatte ihre Nase für eine Story in gefährliches Zeug gesteckt – zumindest hatte sie behauptet, es wäre für die Story. Aber er wusste es besser.
Er erkannte eine verwandte Seele. Jennifer hatte für den Rausch gelebt.
Und war daran gestorben.
Nichts hat sich dadurch verändert ,sagte er sich im Stillen. Die Brüder hatten schon immer die höchsten Berge, den steilsten Eiswasserfall und die schnellste Piste bezwungen. Zuschlagen, aufschlitzen, in Scheiben schneiden. Und anders war es auch jetzt nicht, als er sich einen Pfad durch das Unterholz hackte und seine brennenden Muskeln von heißer Wut angefeuert wurden. Die Machete war scharf, und Zak setzte sie sehr wirkungsvoll ein, als er sich, so schnell er konnte, durch die Vegetation hieb und das Kleingehäckselte hinter sich zurück ließ. Er wusste, dass er ebenso gut einen leuchtenden Pfeil hinter sie malen konnte, aber im Moment war Geschwindigkeit wertvoller als Heimlichkeit. Die Bastarde würden sie einholen, vermutlich eher früher als später, wenn sie dem schönen, deutlichen Pfad folgen konnten.
Sie kannten den Dschungel, er nicht. Aber er war wesentlich entschlossener, am Leben zu bleiben, als sie, ihn zu töten. Das hoffte er zumindest.
Acadias Atem ging etwas unregelmäßig, aber sie hielt sich wacker und blieb standhaft. Er durchtrennte ein Knäuel von Schlingpflanzen so dick wie sein Handgelenk, und ein Regen aus kleinen roten Spinnen ergoss sich über sie. Sie erstickte ihren Schrei und blieb ihm dicht auf den Fersen, während sie die kleinen Biester sich selbst und dann ihm von Schultern und Rücken streifte. Sie war wie eine Affenmutter, die die Flöhe von ihrem Baby sammelte.
Aber Zak bat sie nicht, aufzuhören, selbst als die Spinnen längst weg waren. Er liebte es, ihre Hände an sich zu spüren, auch wenn es nichts Sexuelles war. Was merkwürdig war. Und alles andere als willkommen. Aber er sagte nichts, als sie jede Gelegenheit und jeden Platz nutzte, um neben ihm zu laufen.
Obwohl er die Machete mit dem rechten Arm schwang, brannte seine linke Schulter, als hielte jemand einen glühenden Schürhaken daran. Zak ignorierte den Schmerz. Irgendwann würde die Stelle taub werden, und bis dahin würde er einfach nicht daran denken.
Sie kreischte weder als sie einer Kolumbianischen Riesenvogelspinne begegneten, zwanzig Zentimeter im Durchmesser, die mit ihren stacheligen rosa Beinen nur knapp vor ihrem Gesicht auf und ab schaukelte und zappelte, noch später, als sie beinahe über eine Python gestolpert wären, die so dick war wie ihr eigener Oberschenkel und faul von einem niedrigen Ast herunterhing.
Ein Tapir von der Größe eines Hundes schoss quer über ihren Weg und quiekte, während er durch das dichte Unterholz rannte. Das war eine gute Nachricht, denn es bedeutete, dass sie näher ans Wasser kamen. Zumindest gingen sie in die richtige Richtung.
»Wir zeichnen doch eine Landkarte für alle, die uns folgen, oder?«, fragte Acadia plötzlich, und er brauchte ihr Gesicht nicht zu sehen, um zu wissen, dass es sich um eine rhetorische Frage handelte. Sie hatten seit einer halben Stunde nicht geredet. Zak vermutete, dass das ein Rekord für seine redselige Fluchtgefährtin war.
»Das lässt sich nicht vermeiden.« Und besser er als sein verletzter Bruder. Verfluchter Idiot. »Wenn wir Glück haben, haben wir mehrere Stunden Vorsprung vor jedem, der uns folgt.« Er bezweifelte, dass die Guerillas so lange warten würden. Krank oder nicht, sie würden unterwegs sein, ehe Piñero von ihrer Lösegeldforderung
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