Gnadenlos: Auf der Flucht (German Edition)
zurück sein würde. Zak wettete, dass diese Kerle lieber kotzend und scheißend im Urwald sterben würden, als ihrer Anführerin gegenüberzutreten, wenn sie rausgefunden hatte, dass die Gefangenen verschwunden waren. Als hätten sie seine Gedanken gelesen, schoss ein Schwarm winziger gelb-schwarzer Trupiale aus den Baumkronen und über ihre Köpfe hinweg.
Vögel flogen vor der Gefahr davon .
Mist. Er hatte rein gar nichts gehört. Sie waren viel schneller aufgetaucht, als er erwartet hatte.
Zak schlang seinen Arm um Acadias Taille und zog sie fest an seine Hüfte. Ihre Augen wurden groß. Er brauchte ihr nicht zu sagen, dass nun das Schlimme beginnen würde, mit dem sie schon lange gerechnet hatte.
7
Den Arm wie ein Lasso um Acadias Taille gelegt, zog Zak sie hinter einem dichten, dornigen und von orangefarbenen Blüten übersäten Gestrüpp hinunter. Nein, doch keine Blüten, sondern Schmetterlinge, die wie kleine verstreute Herbstblätter auf ihre Bewegung hin emporflogen.
In einem Durcheinander von Armen und Beinen fielen sie unsanft auf den feuchten, lockeren Boden, die Gesichter einander zugekehrt, verborgen unter dem Schmetterlingsbusch. Zak warf ihr schützend einen Arm über den Kopf, drückte sie nach unten, sodass sie sich nicht rühren konnte, während sich der andere Arm warnend um ihre Taille schlang.
Aus der Nähe konnte sie die feinen Linien um seine Augen sehen und den dunklen Bluterguss, der die geschwollene Haut um die Wunde an seiner Schläfe einfärbte, die die alte Narbe verformte.
Offensichtlich ein Mann, der gerne gefährlich lebte, denn Zak hatte viele Narben. Und ihr wurde von Sekunde zu Sekunde bewusster, dass sie eine Frau war, die das nicht tat. Mit einem plötzlichen, innigen Verlangen sehnte sie sich nach ihrem Haus vor den Toren der Armeebasis, wo sie den Großteil ihres Erwachsenenlebens verbracht hatte. Sie vermisste ihre örtliche Bibliothek und ihre Freunde – normaleFreunde – und sie vermisste …
Ihr Leben. Ihr alltägliches, langweiliges, wunderbar ereignisloses Leben. Dieses Dschungelabenteuer war ein skurriler und viel zu dramatischer Übergang von ihrem normalen Leben zu dem Vorhaben, mit dreißig noch aufs College zu gehen. Und Rumjammern würde jetzt auch nichts nützen. Ihr Dad hätte niemals zugelassen, dass sie herumsaß und sich beklagte. Sie war eine kluge Frau. Sie hatte einen starken Mann an ihrer Seite – auch wenn er das gar nicht sein wollte, rief sie sich ins Gedächtnis. Und jetzt war keine Zeit, um an irgendwas anderes zu denken als daran, in Sicherheit zu gelangen.
Na schön, Acadia Gray, Filialleiterin von Jim’s Sporting Goods , sollte also nicht mit einem launischen, vernarbten Typ mit einem Todeswunsch und einer Machete unter einem bekloppten Gestrüpp liegen. Aber das tat sie. Sie musste also das Beste daraus machen.
Das Schweizer Armeemesser bohrte sich in ihre Hüfte, ein Zweig pikte sie in die Wange, und Zaks Bein war zwischen ihren eingeklemmt. Sein schwerer, um ihre Taille geschlungener Arm rief ihre wieder Erinnerungen an das letzte Mal ins Gedächtnis, als sie sich so nah waren. Und nackt. Okay, also ein launischer, heißer Typ.
Die Stimmen kamen näher. Na ja, die Stimme. Loida Piñeros Billiger-Fusel-Gekrächze war unverkennbar. Über das Meckern und Nörgeln ihrer Anführerin hinweg hörte Acadia die dumpfen Schläge, das Knacken und Rascheln der Fußtritte der Soldaten, die geradewegs auf sie zukamen.
Ihr Puls machte einen Satz. Gott, sie kamen immer näher, folgten mit Leichtigkeit der Spur, die Zak für sie hinterlassen hatte. Indem sie lediglich ihre Augen bewegte, konnte sie die Blätter und Gräser in der Nähe ihres Verstecks von den schweren, vorbeistampfenden Stiefeln vibrieren sehen. Sie hielt den Atem an und erwartete jeden Augenblick, dass ihr der Lauf einer Pistole auf den Hinterkopf geschlagen wurde.
Eins. Zwei. Drei …
Auf ihr Kreuz wurde Druck ausgeübt. Ihr ganzer Körper fuhr zusammen, aber es war nur Zaks Hand, flach und fest hielt sie Acadia an Ort und Stelle. Ein stummer Befehl, stillzuhalten. Sie blinzelte, um ihn wissen zu lassen, dass sie seine überflüssige Botschaft laut und deutlich vernommen hatte.
Und erstarrte dann, als etwas sie an der Wange kitzelte. Ihre Haut juckte und kribbelte, als krieche etwas l-a-n-g-s-a-m über ihr Gesicht. Sie biss die Zähne zusammen, wagte nicht, sich zu rühren, und wollte nicht nachsehen. Ein tödlicher Insektenbiss stand nicht zuoberst auf ihrer
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