Gnadenlos: Auf der Flucht (German Edition)
wurde. Fejos stand dicht hinter ihr. » Sólo una llamada telefónica «, sagte er grob, steckte das Telefon in seine Tasche und ließ sich wieder auf seinen Stuhl plumpsen. Er nahm seine Karten wieder in die Hand. »Haben Sie verstanden? Nur ein Anruf. Mein Telefon ist nur für Polizeiangelegenheiten.« Er winkte sie fort, während er ihren Zwanziger in den Pot warf. »Gehen Sie zurück zu ihrem Mann. Wo Sie hingehören.«
Die Angst lag ihr im Magen wie eine Eisenkugel. Acadia verließ die Bar, überquerte die schmale Straße und betrat wieder die Klinik.
Weil ihr nichts anderes zu tun blieb, rollte sie sich auf dem Bett zusammen, auf das Zak vor gefühlten Stunden gelegt worden war. Sie lehnte sich gegen das Kopfende aus hartem Metall, das jedes Mal gegen die Wand schlug, wenn sie sich bewegte, um den Hund zu streicheln, der sich zu ihren Füßen zusammengerollt hatte. »Wir beide sind echt am Arsch, Dogburt. Aber ich bin erfindungsreich. Ich habe uns hergebracht, oder etwa nicht?« Sie warf einen Blick auf Zaks Uhr, die sie sich jetzt um das Handgelenk gelegt hatte. Sie war viel zu groß, und das Zifferblatt rutschte immer wieder nach unten, aber jetzt schien sie zu funktionieren. Das gebrochene Zifferblatt war voller Kratzer und Gebrauchsspuren, und es erinnerte sie an Zak. Viele Narben, viele Geschichten.
Sie fragte sich, ob sie je welche davon hören würde. »Er ist jetzt seit über einer Stunde im OP«, sagte sie zu dem Hund, der seine kalte, nasse Nase an ihren nackten Fuß presste. »Warum dauert es so …«
Da flog die Zimmertür auf und knallte gegen die Wand. Der Hund sprang vor Schreck auf der dünnen Matratze auf, und Acadia schoss in die Höhe. Der Mann mit einer schockierend blutverschmierten Schürze und irrem Blick machte ihr Zeichen, mitzukommen. Und zwar schnell. »Señora, señora, dale prisa, su marido está muerto.«
Acadia sprang aus dem Bett. »Oh Gott – was …?«
Er gestikulierte wild. »¡Rápido! Entre por aqui!«
Muerto. Wie … Ihre Knie gaben nach, sie plumpste wieder auf die harte, nachgebende Matratze und starrte ihn mit leeren Augen an. »Zak ist …« Ihr Mund wurde trocken wie bittere Watte. »Tot?«
10
Es regnete immer noch.
Zak schlug überraschend schwere Augenlider auf. Nein, er war drinnen. Kein Regen. Ein hartes, schmales Bett.
Ungewohnt.
Jennifer?
Er wartete darauf, dass sich das typisch schwere Gefühl von Verlust in seiner Magengrube breitmachte, wartete darauf, dass sich jener kalte Knoten bemerkbar machte, wie immer beim Aufwachen.
Zwei Herzschläge. Drei. Das erwartete Gefühl kam nicht.
Er blinzelte in rascher Folge, sah aber immer noch verschwommen und kam nicht darauf, wie er hingekommen war, wo immer er sich befand. Waren sie drei denn schon vom Burj Khalifa, dem Wolkenkratzer in Dubai, gesprungen?
Ja, schon vor einer ganzen Weile.
Zak runzelte die Stirn. Tibet, wo sie mit dem Kajak den Sanpo-Fluss runterfahren wollten? Nein. Er erinnerte sich an diese Reise mit Gideon und diverse andere Extremsportreisen, auf die die beiden danach gegangen waren.
Er blätterte durch seine Erinnerungen wie durch alte Postkarten. Jennifer in Dubai, das dunkle Haar weht, und sie lacht in den Wind. Jene letzte Reise mit ihr. Türkei … das Lächeln verkniffen, die Augen hart … Haiti …
Zerzaustes honigblondes Haar und sanfte, lächelnde graue Augen. Der süße, zarte Duft von Nachtjasmin …
Etwas in ihm erhellte sich, flog in die Freiheit.
Acadia. Venezuela.
Ach ja. Eine Welle der Erleichterung entspannte seine Glieder, als sein Hirn allmählich in Gang kam und ihn in die Gegenwart beförderte. Nicht die Zelle. Nicht der Dschungel. Zelt? Er blinzelte rasch, und sein Blick wurde wieder schärfer. Der Geruch, Desinfektionsmittel? Also ein Krankenhaus. Sein Gehirn verband die Punkte miteinander.
Angeschossen.
Nach dem ordentlichen weißen Verband über seiner Brust und seinem ruhiggestellten linken Arm zu urteilen, musste er sich in einer Art medizinischer Einrichtung befinden.
Was tat weh? Nichts.
Die an der Seite seines Bettes befestigte Infusion tropfte in seinen linken Arm. Kein Schmerz. Nun, das erklärte seine seltsam gedämpften Emotionen. Aber es verriet ihm immer noch nicht, wo in aller Welt sie waren. Caracas? Hatte Acadia es tatsächlich geschafft, sie zurückzubringen, während er weg war? Unmöglich. Sie war gut, auf eine allzeit bereite Pfadfinderart, aber nicht so gut.
»Hallo?«, sagte er in das Halbdunkel. Niemand antwortete, und er
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