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Gnadenthal

Gnadenthal

Titel: Gnadenthal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
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ein. «Das kann doch nicht wahr sein!»
    «Womit?», fragte Kai Janicki.
    Ackermann drehte sich zu ihm um. «Mit wat Stumpfem, halb rund, gar nich’ ma’ so klein.»
    Astrid Steendijk warf ihm einen Blick zu, und er biss sich auf die Lippen.
    «Die Tatwaffe wurde noch nicht gefunden», sagte sie. «Wir werden jetzt das Schloss und die Umgebung durchsuchen und …»
    «Wie viel Jungs soll ich anrollen lassen?», fiel ihr Ackermann ins Wort. «Ach egal, ich mach schon, un’ van Gemmern soll auch noch ma’ kommen un’ dat alles hier ’n bisken genauer unter de Lupe nehmen.» Damit wieselte er hinaus.
    «Natürlich müssen wir uns auch in Ihren Zimmern umschauen», fuhr die Kripofrau fort. «Ich möchte, dass Sie alle hier im Raum bleiben, bis wir damit fertig sind.» Sie strich sich eine dunkle Locke aus der Stirn. «Gibt es hier im Hotel eine Waschmaschine, die den Gästen zur Verfügung steht?»
    «Nein», antwortete Rüdiger verwirrt.
    Haferkamp spürte, wie sich sein Magen zusammenkrampfte – die glaubten tatsächlich, einer von ihnen hätte Frieder totgeschlagen! Die Fassungslosigkeit in den Gesichtern der anderen sagte ihm, dass sie alle denselben Gedanken hatten. Er ließ sich neben Janicki auf einen Stuhl fallen.
    «Waschmaschine?», murmelte Kai. «Meine Güte, jetzt kapiere ich: erschlagen!»
    «Ja», raunte Haferkamp, «Blut an den Kleidern …»
    Minutenlang war es wieder still. Die Fassungslosigkeit wich einer Verunsicherung, dann schlich sich Misstrauen in die Gesichter. Niemand schaute sich in die Augen.
    Rüdiger fasste Dagmars Hand, und sie entzog sie ihm nicht. Sie hing auf ihrem Stuhl wie eine Lumpenpuppe.
    Im Park wurde es unruhig, Uniformierte schwärmten aus, van Gemmern, in weißem Overall und Überschuhen, hastete über den Rasen. Dann klopfte jemand kurz gegen den Türrahmen, und alle fuhren herum.
    Der Hauptkommissar war zurück.
    Er wechselte ein paar Worte mit Steendijk und Ackermann, die sich auf den Weg nach oben machten, zog dann seine Jacke aus und ließ sie auf einen Stuhl fallen.
    «Meine Kollegin hat Sie ja bereits informiert», begann er. «Ich kann Sie natürlich nicht zwingen, aber sind Sie damit einverstanden, wenigstens für den Anfang der Ermittlungen erst einmal im Schloss zu bleiben? So wie es aussieht, haben wir es mit Mord zu tun, und es ist sicher auch in Ihrem Sinne, dass er so schnell wie möglich aufgeklärt wird.»
    Möller sah sich anscheinend als Sprachrohr. «Selbstverständlich bleiben wir hier.» Das Murren seiner Frau überhörte er. «Schließlich haben wir für vierzehn Tage Unterkunft und Verpflegung bezahlt!»
    Toppe nickte. «Sehr gut, das erleichtert uns die Arbeit. Entschuldigen Sie mich einen Moment, ich bin gleich wieder bei Ihnen.»
    Rüdiger ließ Dagmars Hand los und folgte ihm. «Ich gehe nur kurz in die Küche und besorge uns frischen Kaffee.» Es war nicht klar, an wen diese Worte gerichtet waren, und weder der Kommissar noch die anderen antworteten ihm.
    Kai Janicki fröstelte und rieb sich das schmerzende Knie. «Weißt du eigentlich, was hier gestern Abend abgegangen ist?»
    «So ungefähr», antwortete Haferkamp. «Ich konnte nicht schlafen, bin die halbe Nacht rumgetigert und habe Rüdiger und Hansjörg noch getroffen. Außerdem hat Dagmar es mir erzählt.»
    «Wann denn das?»
    «Weiß ich nicht mehr genau.»
    Janicki senkte die Stimme. «Wer weiß, welchen Dreck Frieder sonst noch am Stecken hatte. Vielleicht hat sich jemand aus Düsseldorf oder von sonst wo in den Park geschlichen und ihm das Lebenslicht ausgeblasen.»
    «Glaubst du das?»
    «Nein, aber über die andere Möglichkeit will ich nicht nachdenken.»
    «Warum flüstern wir eigentlich?», fragte Haferkamp, als er sah, dass alle an ihren Lippen hingen. «Hier geht doch jedem dasselbe im Kopf herum.»
    «Ich habe Angst.» Sibylle hatte die Finger so fest verschränkt, dass die Haut über ihren Knöcheln fast transparent war. Ihre Unterlippe zitterte.
    «Was für ein Quatsch», fauchte Maria. «Dazu ist es ja wohl zu spät. Außerdem finde ich es unverschämt, wie man uns behandelt. Was soll ich hier im Salon? Löcher in die Wände starren? Und was ist, wenn ich mal aufs Klo muss? Soll ich dann etwa …»
    Möller schnitt ihr das Wort ab. «Halt den Mund, Maria!» Offensichtlich hätte er ihr am liebsten eine gescheuert.
    In diesem Moment kam der Kommissar zurück. «Ich muss zunächst einmal Ihre Personalien aufnehmen und mir ein erstes Bild machen. Kommen Sie doch einfach

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