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Gnadenthal

Gnadenthal

Titel: Gnadenthal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
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hier auf Gnadenthal?
    Nein, kein Mord, es musste im Affekt passiert sein, im Streit. Gestritten worden war ja letzte Nacht genug. Aber wer? Wer von ihnen konnte so gänzlich die Kontrolle verlieren?
    Jeder, schoss es ihm durch den Kopf, eigentlich jeder, auch Kai und – auch Dagmar.
    Und wo steckte Walterfang? Ob sie ihn festgenommen hatten? Nein, das hätte man ihnen mitgeteilt. Die Idee war sowieso absurd. Heinrich betete Frieder an, die ‹13› war sein Lebenszweck.
    «Eben», meldete sich seine innere Stimme, und er erschrak, als seine Gedanken losgaloppierten. Er legte sein Besteck auf dem immer noch vollen Teller ab und bemerkte, dass Möller ihn misstrauisch musterte. «Denkt er etwa, ich hätte es getan? Was sollte ich für einen Grund haben? Soll er sich doch an die eigene Nase packen!»
    Das Schweigen wurde langsam unerträglich.
    «Also, ich finde die Atmosphäre hier alles andere als prickelnd.» Rüdiger natürlich. «Und ich denke, wir sollten alle gemeinsam …»
    Weiter kam er nicht, denn Toppe tauchte in der Tür auf – die Mittagspause war beendet.
     
    Sibylle Langenberg versuchte zu lesen, einen kleinen Liebesroman, aber selbst auf etwas Leichtes konnte sie sich nicht konzentrieren. Ganz in der Nähe stand Martin und trommelte mit den Fingern gegen die Fensterscheibe.
    «Haben sie mit dir auch schon gesprochen?»
    Sie hatte ihn offenbar aus tiefsten Gedanken gerissen, denn er schaute sie lange an, bevor er antwortete: «Ja, ganz zu Anfang hat Ackermann mich befragt.»
    «Dieser Witzbold, der nicht mal anständig Deutsch kann?»
    «Der ist ganz in Ordnung, lass mal.»
    «Was hat der dich gefragt?»
    Er fuhr sich übers Gesicht. «Bitte, Bylle, mir ist nicht nach Reden.»
    «Schon gut», sagte sie. Dann ließ sie ihren überlangen Pony ins Gesicht fallen. «Der Toppe, du kennst den doch, ist der eigentlich verheiratet?»
    Haferkamp verdrehte die Augen. «Nein, aber er lebt mit Astrid Steendijk zusammen, sie haben auch ein Kind.»
    «Schade …»
    Er schüttelte nur den Kopf und schaute wieder aus dem Fenster.
     
    Dagmar zitterte am ganzen Körper, dabei hatte der Kommissar nun wirklich nichts Beängstigendes an sich. Schließlich setzte sie sich auf ihre Hände. «Sie müssen entschuldigen, aber ich kann es einfach nicht fassen. Ich werde nicht fertig damit. In mir geht alles drunter und drüber.»
    «Das ist wirklich nicht verwunderlich», sagte Toppe aufmunternd. «Wollen wir weitermachen?»
    «Ja, in Ordnung.»
    Er nahm seinen Stift wieder auf. «Sie haben sich also mit Frau Langenberg auf Ihrem Zimmer unterhalten, sagten Sie. Bis um wie viel Uhr?»
    «Es war fünf nach halb drei, ich habe auf meinen Wecker geguckt. Ich glaube, ich habe Bylle ziemlich unsanft rausbugsiert, weil mir auf einmal schrecklich schlecht war. Ich hatte zu viel getrunken.»
    «Was haben Sie gemacht, nachdem Frau Langenberg gegangen war?»
    «Ich bin ins Bad, weil ich mich übergeben musste.» Sie wusste, dass ihr Hals mittlerweile von roten Flecken übersät war. «Dann bin ich schlafen gegangen.»
    «Gestern Abend hatten Sie einen Streit.»
    Es war eine Feststellung, keine Frage.
    «Ich?» Ihr Herz flatterte.
    «Sie alle, als sie noch gemeinsam im Salon waren.»
    «Ach so, das meinen Sie.» Sie schluckte. «Wir hatten eine Meinungsverschiedenheit, aber das ist bei uns nicht ungewöhnlich.»
    «Worum ging es denn?»
    «Das Übliche, wer welche Rolle übernimmt, welche Texte gut und weniger gut sind. Da sind wir alle schon mal ein bisschen empfindlich.»
     
    Die Frau sah umwerfend aus. Was machte so jemand bei der Kripo? Kai Janicki wunderte sich, wie ruhig er auf einmal war.
    «Als sich die große Runde aufgelöst hat, bin ich mit Frieder im Salon geblieben. Wir hatten …» Es fiel ihm schwer, ein Grinsen zu unterdrücken. «… eine etwas heftigere Diskussion. Möller war anfangs auch noch dabei und hat einen auf großen Schlichter gemacht.»
    «Worum ging es?»
    «Um Professionalität, wenn ich mich richtig erinnere. Es war eine Menge ziemlich betrunkenes Gerede.»
    Zwischen ihren Augenbrauen erschien eine kleine Falte. «Was meinen Sie genau mit ‹eine etwas heftigere Diskussion›?»
    «Ob wir uns an die Kehle gegangen sind, fragen Sie? Gott bewahre, dafür sind wir viel zu zivilisiert.» Sie nahm seine Ironie durchaus zur Kenntnis. «Wie auch immer, um halb zwei hat mir meine Frau eine SMS geschickt. Da habe ich Frieder stehen lassen und bin auf mein Zimmer gegangen, um zu Hause anzurufen.»
    Die

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