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Gnadenthal

Gnadenthal

Titel: Gnadenthal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
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Streifenbeamte und Sanitäter mit schweren Koffern über den Rasen zum Teich hinunter, gefolgt von einem dünnen Mann mit gelben Gummistiefeln und einer viel zu großen signalroten Weste, wohl der Notarzt.
    Rüdiger schob Haferkamp grob zur Seite. «Lass mich mal durch.» Nach und nach kamen auch die anderen heraus. Sibylle schlug die Hände vors Gesicht und blinzelte durch die Finger.
    Einer der Polizisten schien Fotos zu machen, danach versperrten die Rücken der Männer ihnen die Sicht auf Frieders Körper. Irgendwann sahen sie den Arzt beiseite treten – die Stiefel schwarz von Schlamm – und den Kopf schütteln. Sibylle heulte auf, und Haferkamp merkte, dass er die ganze Zeit die Luft angehalten hatte. Ihm war schwindelig.
    Jetzt kamen weitere Leute vom Parkplatz her über die Wiese, sie liefen nicht, blickten ernst und nickten kurz in ihre Richtung.
    «Wer sind die?», fragte Rüdiger leise.
    «Mordkommission», antwortete Haferkamp.
    «Was?», kam es entgeistert von Maria. «Wieso Mord?»
    «Ich glaube, die müssen bei unklarer Todesursache immer kommen», sagte Kai.
    Haferkamp nickte. Vier Leute vom Klever KK 11, er kannte sie alle. Hauptkommissar Toppe, der Dezernatsleiter, und seine Partnerin, beruflich und privat, Astrid Steendijk, waren seit vielen Jahren Stammkunden. Auch der asketische van Gemmern von der Spurensicherung war ein treuer Käufer in der Hörbuchabteilung – Lesen lag ihm anscheinend nicht so. Den vierten im Bunde kannte er ebenfalls, Josef Ackermann, der auf Biographien stand und eine heimliche Schwäche für historische Romane hatte – «Kann ruhig für Frauen sein, je schmökeriger, desto besser, un’ ich heul’ auch schomma gern».
    War der Mann nicht eigentlich beim Betrugsdezernat?
    Ackermann schien ihn in der Gruppe ausgemacht zu haben, winkte wie wild und strahlte über sein ganzes Schratgesicht. Er trug pinkfarbene Cordhosen, einen in Pink und Marine geringelten Pullover und quietschgelbe Flip-Flops.
    Haferkamp hob grüßend die Hand.
    «Kennst du den etwa?», fragte Möller.
    «Ja.»
    «Und der soll Polizist sein?»
    «Sicher. Einer der besten, wie ich gehört habe.»
    Er sah Toppe mit dem Arzt sprechen, der zuerst nickte, dann eine vage Handbewegung machte. Die Uniformierten fingen an, ein größeres Areal mit Flatterband abzusperren.
    Haferkamp drehte sich weg und tastete seine Taschen nach seinen Zigaretten ab, er musste sie auf dem Frühstückstisch liegen gelassen haben.
    Er ging hinein. Sein Kaffee war inzwischen kalt geworden, aber er trank ihn trotzdem, hoffte, dass er so den schalen Geschmack in seinem Mund loswurde.
    Dagmar war ihm gefolgt. Sie sah ihn aus tränennassen Augen an, sagte aber nichts. Er machte einen Schritt auf sie zu, doch sie ging an ihm vorbei, goss sich ein Glas Orangensaft ein und trank mit gierigen Schlucken.
    «Es ist wohl besser, wir behalten es für uns», sagte er.
    «Ja, natürlich», antwortete sie tonlos und goss sich ein zweites Glas Saft ein. Er zündete sich eine Zigarette an und blieb in der Tür stehen. Ein Leichenwagen holperte langsam über die Wiese. Die Kripoleute waren herangekommen.
    «Guten Morgen, mein Name ist Toppe, Kripo Kleve, und das ist meine Kollegin, Frau Steendijk. Würden Sie sich bitte eine Weile zu unserer Verfügung halten, wir möchten mit Ihnen sprechen.» Haferkamp kannte ihn nur als Privatmann, hatte ihn noch nie so ernst und ruhig erlebt, seine Stimme klang beinahe fürsorglich. Für Toppe war es genau umgekehrt, dachte er, der kannte den Buchhändler, den privaten Haferkamp hatte er nie getroffen.
    Jetzt wandte sich der Polizist an den Hausmeister. «Sie waren es, der den Mann gefunden hat, nicht wahr?»
    Der nickte beflissen. «Hetzel», sagte er, «Jürgen Hetzel.»
    «Dann kommen Sie bitte kurz mit, Herr Hetzel.»
    Astrid Steendijk schaute sich um. «Wer von Ihnen leitet dieses Haus?»
    Der Geschäftsführer reckte den Zeigefinger wie ein Schuljunge.
    «Sie sind Herr …?»
    «Liebeskind, angenehm.»
    «Gibt es einen ruhigen Ort, an dem wir uns kurz unterhalten können?»
    «Mein Büro vielleicht?»
    Er hatte noch nie in seinem Leben mit der Polizei zu tun gehabt, und ihm schlackerten ein wenig die Knie, daran konnten auch die samtschwarzen, freundlich blickenden Augen der Polizistin nichts ändern.
    Sie überließ ihm seinen Chefsessel, legte Block und Stift auf den Tisch und setzte sich.
    Er bemerkte, dass er an seinen Manschetten herumzupfte, und faltete schnell die Hände.
    «Ich habe nur ein paar

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