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Gnadentod

Gnadentod

Titel: Gnadentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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ist das Gute an der Fahrt von Downtown hierher. Wenn Sie nicht durch das Fahren aggressiver werden, haben Sie eine Menge Zeit, Dampf abzulassen.«
    »Harter Tag am Gericht?«, fragte ich.
    »Ist es denn jemals ein Zuckerschlecken? Nein, nichts Außergewöhnliches, nur die normale Abfolge von Leuten mit unlösbaren Problemen. Wenn an der Oberfläche alles einigermaßen ruhig bleibt, habe ich mit nichts von all dem ein Problem. Aber heute …« Sie befingerte einen Ring mit einem Diamanten an ihrer linken Hand. Ein großer, runder Solitär in einer Platinfassung. An ihrer Rechten glitzerte ein Coctailklunker - gelbe Diamanten und Saphire, die zu einer Ringelblume geformt waren. »Ich kann es immer noch nicht glauben, diesen Schlamassel, in dem Richard steckt. Hatten Sie eine Chance, sich mit Eric und Stacy zu treffen, nachdem sie ihn abgeführt haben?«
    »Ich habe sie kurz auf dem Polizeirevier gesehen, hatte aber keine Gelegenheit, mit ihnen zu reden. Richards Anwalt - Joseph Safer - rief mich heute Morgen an und sagte mir, er rechne damit, Richard im Lauf des Tages herauszubekommen, und dass Richard mich anrufen würde, um mit mir zu reden. Aber bisher habe ich nichts gehört.«
    Es war ein Tag des Wartens gewesen. Und der Vermutungen. Nachdem ich aus der Bibliothek zurückgekehrt war, hatte ich mir Fuscos Akte noch einmal vorgeknöpft, ohne jedoch neue Einblicke zu gewinnen. Ich war zwei Tage nicht gelaufen, also zwang ich mich dazu, blieb schließlich lange Zeit in den Bergen, kam immer noch aufgedreht nach Hause, machte einige Liegestütze, duschte und trank Wasser.
    Um sechs grillte ich trotz der Verabredung mit Judy zum Abendessen zwei Steaks und backte ein paar Idahos. Steak mit Robin, danach würde ich mit Judy einen Salat essen. Alex lebt leicht und gesund, der gesellschaftliche Schmetterling.
    Die Getränke kamen. Judy hob ihr Glas, inspizierte den Inhalt und trank. »Joe Safer ist absolute Spitze - das meine ich nicht sarkastisch. Der ideale Strafverteidiger: freundliches Auftreten kombiniert mit der Zielstrebigkeit eines Psychopathen. Wenn ich in Schwierigkeiten wäre, hätte ich ihn gern als Rechtsbeistand.« Ihr Gesicht verdüsterte sich einen Moment lang. Sie trank einen weiteren Schluck und entspannte sich zusehends.
    »Ah«, sagte sie. »Das habe ich gebraucht. Ich nehme nicht genug Gift zu mir.«
    »Zu maßvoll?«
    »Zu figurbewusst.«
    »Sie?«
    Sie lächelte. »Als ich sechzehn war, habe ich neunundachtzig Komma fünf Kilo gewogen. Auf der Highschool war ich die Trägheit in Person. Um genau zu sein, ich war abstoßend. Nach zwei Schritten war ich schon erschöpft.« Sie nahm noch einen Schluck. »Ich schätze, das war ein Grund, warum ich mit Joanne mitfühlen konnte … bis zu einem gewissen Punkt.«
    »Bis zu einem gewissen Punkt?«, fragte ich.
    »Nur bis zu einem gewissen Punkt.« Sie blinzelte mich zornig an. »Sagen wir einfach, sie war am Ende auf einem ganz anderen Planeten.« Sie trank noch einen Schluck und leckte sich die Lippen.
    »Es ist schwer vorstellbar, dass jemand beschließt, sich selbst bis zur Besinnungslosigkeit voll zu fressen.«
    »Oh«, sagte sie, »Joanne steckte voller Überraschungen.«
    »Zum Beispiel?«
    Sie blinzelte erneut. »Einfach so. Und im Gegensatz zu mir hat sie dünn angefangen.«
    In ihrer Stimme lag ein zorniger Unterton, und ich beschloss, eine andere Richtung einzuschlagen. Wenn du im Zweifel bist, dann zeig persönliches Interesse.
    »Wie haben Sie es geschafft abzunehmen?«, fragte ich.
    »Auf die altmodische Weise: Entzug. Selbstzucht ist mein Lebensstil geworden, Alex.« Sie fuhr mit einem Finger über den Rand des Glases. »Es gibt keine andere Methode, nicht wahr?«
    »Als Selbstzucht?«
    »Als Kampf«, sagte sie. »Den meisten Menschen fehlt der Wille. Das ist der Grund dafür, dass wir Trillionen ausgeben für den so genannten Krieg gegen Drogen, gegen das Rauchen und gegen das Essen von zu viel Fett predigen, aber nie irgendwelche Fortschritte machen. Die Leute werden nie damit aufhören, high werden zu wollen. Die Leute werden sich ihren Trost besorgen, wo sie ihn kriegen können.« Sie lachte. »Schöne Sprüche für eine Richterin, wie? Jedenfalls gebe ich auf mich Acht. Was meine Gesundheit betrifft, nicht in kosmetischer Hinsicht. Ich achte darauf, dass meine Familie gesund bleibt.«
    »Ihre Töchter sind ziemlich sportlich, nicht wahr?«
    »Wie kommen Sie darauf?«
    »Ich erinnere mich dunkel an irgendwelche Fotos in Ihrem Amtszimmer -

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