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Gnadentod

Gnadentod

Titel: Gnadentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Stil. Dominanz. In Wahrheit ist Richard immer ein schwieriger Zeitgenosse gewesen - und ja, er hat eine rachsüchtige Ader. Sie sollten ihn mal darüber reden hören, wie er Konkurrenten aus dem Rennen wirft. Aber so etwas? Nein, es ergibt einfach keinen Sinn. Er hat zu viel zu verlieren - Warten Sie …«Fünfzehn Sekunden verstrichen. »Alex, ich werde erwartet. Ich muss los.«
    »Könnten wir noch ein wenig weiter darüber reden, Judy?«
    »Worüber?«
    »Über Eric und Stacy. Bei all dem, was hier abläuft, brauche ich wirklich jede Information, die ich bekommen kann. Wenn Sie eine Stunde für mich erübrigen könnten, wäre ich Ihnen wirklich sehr dankbar.«
    »Ich … ich weiß einfach nicht, was ich Ihnen sagen kann, das nicht bereits gesagt worden wäre.« Sie lachte schrill.
    »Eine schöne Überweisung, nicht? Ich wette, von nun an werden Sie mich nicht mehr so schnell zurückrufen.«
    »Ich werde Ihre Überweisungen immer gern annehmen, Judy.«
    »Und warum?«
    »Weil es Ihnen nicht scheißegal ist.«
    »Ach, kommen Sie«, sagte sie. »Schmieren Sie mir keinen Honig ums Maul. Ich bin nur ein juristisches Streitross, das seine Stunden abreißt.«
    »Das glaube ich nicht.«
    »Das ist sehr nett von Ihnen.« Plötzlich klang sie traurig. »Nur eine Stunde?«
    »Nehmen Sie doch diese Eieruhr, die Sie verwenden, wenn Anwälte ins Salbadern geraten.«
    Sie lachte wieder. »Davon haben Sie gehört?«
    »Ich hab’s gesehen. Im Fall Jenkins.«
    »O ja, das gute alte Ehepaar Jenkins. Der hätte eine Eieruhr mit einem Weckersignal verdient - Okay, lassen Sie mich einen Blick in meinen Terminkalender werfen, hier … da steht so viel Gekritzel, dass ich kaum etwas entziffern kann.«
    »Lieber früher als später, wenn das möglich ist, Judy.«
    »Einen Moment, bitte …«Im Hintergrund war eine andere weibliche Stimme zu hören. Die Altstimme ihrer Schriftführerin Doris, dann Judys Antwort im Sopran. »Sollte der Anwalt des Ehemanns eine Lachnummer abziehen wollen, müssen wir ihm die Hammelbeine langziehen … Okay, wie wäre es heute Abend zum Essen? Ich habe Berge von Berichten durchzuackern und werde ohnehin lange hier zu tun haben. Bob nimmt Becky mit zum Cliffside, deshalb bin ich flexibel. Wie wär’s mit einem Lokal auf meinem Heimweg - Grun! in Westwood. Das ist bei Ihnen in der Nähe - um halb neun.«
    »Wunderbar. Vielen Dank, Judy. Ich weiß es wirklich zu schätzen.«
    »O ja«, sagte sie, »ich bin ganz schön selbstlos.«

25
    Westwood Village war früher einmal ein angenehmer Stadtteil, wie diejenigen, die in der Nähe leben, gern betonen.
    Das Village - einst ein piekfeines Einkaufsviertel für eine piekfeine Wohngegend, ein Knäuel reizender Straßen, die sich zwischen den eingeschossigen Backsteinhäusern hindurchwinden - hat sich in ein konfuses Wirrwarr aus Neon und Chrom verwandelt, in dem an den Wochenenden der Lärm pulsiert und die Fastfoodläden Böen von Fett und Zucker ejakulieren.
    Einiges davon war jedoch unvermeidlich. Der nördliche Teil des Village wird von der wuchernden Ausbreitung der Uni dominiert, deren Vordringen sich über die Grenzen des Campus hinaus erstreckt, da die Universität sich auf leer stehende Büros stürzt und Parkplätze baut. Studentische Empfindsamkeit bedeutet Multiplex-Kinos, T-Shirt-Läden, Discount-Plattengeschäfte, Jeans-Shops. Studentische Budgets bedeuten Hamburger, nicht Kaviar. Wenn ein Grizzly sich neben einem Forellenbach lümmelt, wer wird dann wohl gefressen?
    Aber es sind noch andere Bestien am Werk. Immobilienmakler, die darauf aus sind, jeden Dollar aus Dreck herauszuquetschen. Immer höher hinaus und immer weiter. Arbeitsessen und Besäufnisse und Bestechungen, um Bebauungspläne zu umgehen. Menschen wie Richard.
    Als symbolische Beschwichtigung für die Nachbarn richten einige der Hochhäuser-Barone kostspielige Restaurants ein. Grun! war eines davon und war im obersten Stockwerk eines herzlosen schwarzen Glas-Rhomboeders am Nordrand von Glendon untergebracht. Die letzte Kreation eines berühmten deutschen Küchenchefs mit seiner eigenen Marke von Tiefkühlgerichten.
    Ich war schon einmal dort gewesen, als Gast eines übereifrigen Rechtsanwalts, der sich auf Personenschäden spezialisiert hatte. Angeblich war das Essen gesund, wobei die Karte ein merkwürdiges Gemisch verschiedener Esskulturen darstellte - und zwar zu Preisen, die die Mittelschicht definitiv ausschlossen. Die Kellner liefen in pinkfarbenen Hemden und Khakihosen herum und

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