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Gnadentod

Gnadentod

Titel: Gnadentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Sportarten unter freiem Himmel?«
    »Was für ein Gedächtnis Sie haben«, sagte sie. »Ja, Ali und Becky gehen gern Segeln und Skifahren, und sie sind mittlerweile schlank, aber sie neigen beide zur Pummeligkeit. Miserable Gene: Bob und ich waren beide dickliche Kinder. Ich achte ziemlich genau auf sie. Inzwischen ist es leichter, weil sie die Jungs für sich entdeckt haben.« Sie lehnte sich zurück. »Beide, dem Himmel sei Dank. Klingt das nicht schrecklich? Mom, die Perfektionistin?«
    »Ich bin sicher, sie liegen Ihnen am Herzen.«
    »Das war schamlos unparteiisch, Alex. Wir sind diametrale Gegensätze, nicht wahr? Ich werde dafür bezahlt, genau das zu tun, was Sie um jeden Preis vermeiden.«
    Der Kellner kam zu uns und fragte sie, ob sie einen weiteren Drink haben wolle.
    »Im Moment nicht«, sagte sie. »Dr. Delaware hier wird sicher einen Blick auf die Karte werfen wollen, aber ich weiß schon, was ich möchte. Den grünen Blattsalat, alles ganz fein geschnitten, keine getrockneten Aprikosen, Oliven oder Nüsse, die Sauce extra.«
    »Ich nehme dasselbe«, sagte ich, »aber die Nüsse dürfen drinbleiben.«
    Der Kellner blickte kurz auf seine Liste mit den Tagesgerichten, und als er ging, sah er aus, als habe man ihm auf den Schlips getreten. Judy sagte: »Die Nüsse dürfen drinbleiben? Wie lustig. Also - Sie haben keine Ahnung, wie Eric und Stacy damit fertig werden?«
    »Ich bin sicher, es ist hart für sie. Ist Ihnen zu Richard noch etwas eingefallen?«
    »Ob ich ihn für fähig halte, einen Mord in Auftrag zu geben? Alex, Sie wissen genauso gut wie ich, dass niemand wirklich ermessen kann, was im Kopf eines anderen Menschen vorgeht. Also ja, ich vermute, es ist theoretisch möglich, dass Richard versucht hat, Mate ermorden zu lassen. Aber die Art und Weise, wie in den Nachrichten darüber berichtet wurde, klingt so verdammt dumm, und Richard ist alles andere als das.«
    »Joanne war ebenfalls hochintelligent.«
    Plötzlich verhärtete sich ihre Miene. Winzige Falten, gemildert durch ihr Make-up und die indirekte Beleuchtung, überzogen die gesamte Oberfläche ihrer Haut. Eine Frau, die unter großer Anspannung stand.
    »Ja, das war sie. Ich werde nie behaupten, ich könnte verstehen, warum sie die Dinge getan hat, die sie getan hat.«
    Ich wartete darauf, dass die Falten verschwanden, doch sie taten es nicht. Sie starrte in ihren Gin Tonic und spielte mit dem Rührstäbchen.
    »Ich schätze, wir verstehen niemanden wirklich, oder?«
    Ich sagte: »Nehmen wir an - rein theoretisch -, dass Richard Quentin Goad tatsächlich bezahlt hat. Warum sollte er Mate so sehr hassen?«
    Sie berührte ihre Oberlippe mit einem Finger, massierte sie und sah zur Decke hinauf. »Vielleicht war er der Ansicht, Mate hätte etwas genommen, das ihm gehörte. Richard schätzt seine Besitztümer sehr.«
    »War er in besonderem Maße besitzergreifend, wenn es um Joanne ging?«
    »Mehr als jedes andere Alpha-Männchen? Er ist ein Mann in mittleren Jahren, Alex. Er entstammt einer ganz bestimmten Generation.«
    »Also hat er Joanne als sein Eigentum betrachtet.«
    »Bob betrachtet mich auch als sein Eigentum. Wenn Sie mich fragen, ob Richard pathologisch eifersüchtig war - das ist mir nie aufgefallen.«
    »Und Joanne beschloss, ihn von der wichtigsten Entscheidung ihres Lebens auszuschließen.«
    Sie wischte ihren Mund mit der Serviette ab. »Das heißt?«
    »Das heißt, ich weiß nicht viel über diese Familie, Judy.«
    »Ich auch nicht«, sagte sie sehr leise. »Ich auch nicht.« Ihre Stimme ging im Lärm des Restaurants beinahe vollständig unter, und mir wurde bewusst, dass ich ihr von den Lippen ablas.
    »Haben Sie je Richards Eltern kennen gelernt?«
    »Nein«, sagte sie. »Soweit ich weiß, sind sie nie zu Besuch gekommen, und Richard hat nie von ihnen geredet. Warum?«
    »Ich suche verzweifelt nach Fakten. Eric hat mir erzählt, er sei griechisch-sizilianischer Abstammung.«
    »Ich glaube, Joanne hat das erwähnt, oder vielleicht eines der Kinder. Aber ich kann mich nicht erinnern, dass Richard je darüber gesprochen hat. Ich habe nie Weinblätter in ihrem Haus gesehen oder irgendetwas in der Art.«
    Sie sah erschöpft aus und klang, als ob es an ihren Kräften zehrte, über die Familie Doss zu sprechen.
    Ich sagte: »Als Freunde und Nachbarn müssen sie eine Herausforderung gewesen sein.«
    »Was meinen Sie damit?«, fragte sie in demselben scharfen Tonfall, in dem ich sie schon einmal mit einem Anwalt auf Abwegen hatte

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