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Gnadentod

Gnadentod

Titel: Gnadentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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gerade da draußen passiert?«, fragte er.
    »Ich habe nicht die geringste Ahnung.«
    »Es ist nicht so, dass das meine Strategie bezüglich Richard ändern würde. Ich werde ihn durch diese unmittelbare Gefahr hindurchlavieren … aber dieser Junge. Er ist ernstlich verstört, nicht wahr?«
    »Er ist sehr aufgewühlt«, sagte ich. Du wärst auch aufgewühlt, wenn du deiner Mutter beim Sterben geholfen hättest und mit niemandem darüber reden könntest.
    »Könnte er eine Gefahr für sich selbst oder andere darstellen? Wenn das der Fall ist, werde ich ihn für zweiundsiebzig Stunden in Haft nehmen lassen.«
    »Möglicherweise, aber verlangen Sie kein Gutachten von mir. Dafür müssen Sie sich jemand anderen holen.«
    Er strich über die Tischplatte. »Ich verstehe, ein Interessenkonflikt.«
    Ein weiterer.
    »Wo wir gerade dabei sind«, sagte er, »reden wir über Detective Sturgis. Ich weiß, wir haben das bereits erörtert, und seien Sie bitte nicht beleidigt, aber ich glaube nun mal an vorbeugende Maßnahmen. Was Sie heute Abend gesehen haben, bleibt strikt unter uns.«
    »Natürlich.«
    »Gut«, sagte er. »Damit wäre das geklärt. Und ich möchte mich nochmals entschuldigen. Was Stacy betrifft, stimmen Sie mir zu, dass sie hier raus muss? Zumindest heute Nacht.«
    »Haben Sie eine Übernachtungsmöglichkeit für sie?«
    »Bei mir zu Hause. Ich wohne in Hancock Park. Wir haben viel Platz, und meiner Frau macht das nichts aus. Sie ist es gewohnt, Leute zu bewirten.«
    »Mandanten?«
    »Mandanten, Gäste, sie ist ein sehr geselliger Mensch. Morgen Abend ist unser Sabbat, das wäre vielleicht eine interessante multikulturelle Erfahrung für Stacy. Soll ich Mrs. Safer anrufen?«
    »Wenn Sie Stacy davon überzeugen können.«
    »Ich glaube, das kann ich«, sagte er. »Stacy macht auf mich den Eindruck einer sehr vernünftigen jungen Frau. Wahrscheinlich ist sie der einzige zurechnungsfähige Mensch in diesem … Museum der Psychopathologie.«
     
    Er ging nach oben, während ich in der Küche sitzen blieb, die Schwellung an meinem Kieferknochen kühlte und über Erics Wutausbruch nachdachte.
    Vergebung ist alles.
    Und Richard hatte nicht vergeben, deshalb bezahlte er jetzt dafür.
    Er und Eric, zwei Pulverfässer … trotzdem war es nicht meine Sache. Nicht, solange Stacy nicht davon betroffen war. Ich musste mich auf Stacy konzentrieren.
    Safer hatte Recht, sie musste hier raus. Eine Nacht oder zwei bei ihm zu Hause konnte vielleicht hilfreich sein, aber danach …
    Safer kam zurück. »Ich habe sie überzeugt, sie packt eine Tasche. Ich sage Richard Bescheid.«
    Ich begleitete ihn ins Wohnzimmer. Das Chaos war bereits zum Teil beseitigt - Staub und Scherben waren zusammengekehrt worden, die Besen lehnten an den zerschlagenen Vitrinen.
    Richard und Eric saßen auf dem Boden mit dem Rücken an einem Sofa. Richards Arm lag um Erics Schultern, Erics Kopf ruhte an Richards Brust, seine Augen waren geschlossen, sein Gesicht tränenüberströmt.
    Pietä in den Palisades.
    Richard sah anders aus. Er war weder rot noch blass im Gesicht. Ausdruckslos. Zerschmettert. An den Rand geschleppt und fallen gelassen.
    Er schien es nicht zu bemerken, als Safer und ich näher kamen, aber als wir nur noch einen halben Meter von der Vitrine entfernt waren, drehte er sich langsam um und packte Eric fester. Ohne die Augen zu öffnen, rutschte der Junge etwas tiefer.
    »Er ist müde«, sagte Richard. »Ich muss ihn ins Bett bringen. Das habe ich immer gemacht, als er klein war. Ihm Geschichten erzählt und ihn ins Bett gebracht.«
    Safer zuckte zusammen. Musste er an seinen eigenen Sohn denken?
    »Tun Sie das«, sagte er. »Kümmern Sie sich um ihn. Ich nehme Stacy mit zu mir nach Hause.«
    Richards Augenbrauen hoben sich. »Zu Ihnen nach Hause? Warum?«
    »Um die Dinge zu vereinfachen, Richard. Ich verspreche Ihnen, ich kümmere mich um sie. Ich bringe sie morgen rechtzeitig zur Schule, und sie kann das Wochenende bei uns bleiben. Oder bei Freunden, wenn ihr das lieber ist.«
    Nicht bei den Manitows, dachte ich.
    Richard sagte: »Will sie weg?«
    »Es war meine Idee«, sagte Safer. »Sie war einverstanden.« Richard leckte sich über die Lippen und wandte sich zu mir um. Ich nickte.
    »Okay«, sagte er. »Nehme ich an. Sagen Sie ihr, sie soll zu mir kommen, bevor sie geht. Ich möchte ihr einen Kuss geben.«

29
    Ich ging die Treppe hinauf, während ich noch immer die Schwellung kühlte. Stacy saß auf ihrem Bett. Ihre Stimme klang leise

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