Gnadentod
geheim, richtig? Worüber wir reden? Daran ändert sich nichts?«, sagte sie schließlich.
»Nichts«, sagte ich. Es sei denn, Sie haben vor, jemanden umzubringen.
Ich wartete vergeblich darauf, dass sie etwas sagte.
»Was geht Ihnen durch den Kopf, Stacy?«
»Er.«
»Eric?«
Nicken. »Er macht mir Angst.«
»Womit macht er Ihnen Angst, Stacy?«
»Durch - er - die Art, wie er redet - die Dinge, die er sagt … Nein, nein, vergessen Sie’s, vergessen Sie, was ich gerade gesagt habe. Bitte. Vergessen Sie’s einfach. Er ist prima, alles ist prima.«
Sie steckte einen Finger zwischen die Lamellen der Jalousie und spähte hinaus in die Nacht.
»Was hat Eric gesagt, das Ihnen Angst gemacht hat?«, fragte ich.
Sie wirbelte herum. »Nichts! Ich sagte, vergessen Sie’s!« Ich stand da, ohne ein Wort zu sagen. »Was?«, sagte sie.
»Ich möchte Ihnen helfen, wenn Sie Angst haben.«
»Sie können nicht - es gibt nichts, was Sie - es ist - Ich habe nur - er - Helen - wir haben dort gesessen, nachdem wir von dem Polizeirevier zurückgekommen waren … er hat angefangen über Helen zu reden.«
»Ihren Hund.«
»Was soll das bringen? Bitte! Bitte zwingen Sie mich nicht, darüber zu reden!«
»Ich kann Sie zu gar nichts zwingen, Stacy. Aber wenn Eric in Gefahr schwebt -«
»Nein, nein, das meine ich nicht - er - Sie wissen doch noch, was ich Ihnen über Helen erzählt habe …«
»Sie war krank. Eric hat sie mit in die Berge genommen, und Sie haben sie nie wiedergesehen. Was erzählt er denn über sie?«
»Nichts«, sagte sie. »Wirklich nichts … Abgesehen davon, was ist schon dabei? Es war das einzig Richtige - sie war krank, sie war eine Hündin, um Himmels willen, Leute tun das die ganze Zeit, es ist eine humane Lösung.«
»Sie von ihren Qualen zu erlösen. Hat Eric Ihnen gesagt, dass er es getan hat?«
»Ja - er hat es nie zuvor erzählt, bis heute nicht. Ich meine, ich wusste Bescheid, aber er hat es nie erwähnt, nicht ein einziges Mal. Erst heute Abend, als wir wieder zu Hause waren. Dad und Mr. Safer waren unten, und wir waren hier oben, und ganz plötzlich fängt er an, davon zu erzählen. Er hat darüber gelacht.«
Sie setzte sich auf die Kante des Lehnstuhls, wobei sie einige der Stofftiere zerdrückte. Sie griff hinter sich und nahm eins in ihre Arme - einen kleinen, ausgefransten Elefanten.
»Er hat über Helen gelacht«, sagte ich. »Und jetzt redet er über Menschen, die von ihren Qualen erlöst werden.«
»Nein - vergessen Sie’s einfach«, sagte sie mit schwacher Stimme und wenig überzeugend.
»Sie machen sich Sorgen«, fuhr ich fort. »Wenn Eric das mit Helen machen konnte, konnte er es vielleicht auch mit einem Menschen tun. Vielleicht hatte er etwas mit dem Tod Ihrer Mutter zu tun.«
»Nein!«, schrie sie. »Ja! Das ist es, was - er mir im Grunde erzählt hat! Ich meine, er hat es nicht direkt gesagt, aber er hat es die ganze Zeit angedeutet. Er hat über Helen geredet, wie ihre Augen aussahen - wie sie damit einverstanden war, ganz friedlich. Sie hat zu ihm hochgesehen und sein Gesicht abgeleckt, und er hat sie mit einem Stein auf den Kopf geschlagen. Einmal, sagte er. Mehr war nicht nötig. Dann hat er sie begraben - das war tapfer von ihm, nicht wahr? Ich hätte es nicht tun können, aber es musste getan werden, sie war doch so krank.«
Sie wiegte sich in dem Stuhl, während sie den Elefanten an ihre Brust presste.
»Dann hat er so ein unheimliches Lächeln aufgesetzt und hat gesagt, manchmal müsste man die Dinge selbst in die Hand nehmen, und dass niemand weiß, was richtig oder falsch ist, wenn er nicht in deiner Haut steckt. Dass es vielleicht in Wirklichkeit gar kein Richtig oder Falsch gibt, nur Regeln, die die Menschen akzeptieren, weil sie zu verängstigt sind, um ihre eigenen Entscheidungen zu treffen. Er hat gesagt, Helen zu helfen sei das Edelste und Tapferste gewesen, was er jemals getan hätte.«
Sie drückte den Elefanten noch fester an sich, sodass sein winziges Gesicht sich zu einer grotesken Fratze verzerrte. »Ich habe solche Angst. Was ist, wenn er noch eine Helen getötet hat?«
»Es gibt keinen Grund, so etwas zu vermuten«, sagte ich. Das war gelogen, weil ich nun eine Erklärung dafür hatte, warum Mate sich nicht zu Joanne bekannt hatte. Mit meiner besten Therapeutenstimme fuhr ich fort: »Er ist außer sich, genauso wie Sie. Die Dinge werden sich wieder beruhigen. Eric wird sich wieder beruhigen.«
Meine Stimme und mein Gehirn gingen völlig
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