Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gnadentod

Gnadentod

Titel: Gnadentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
Vom Netzwerk:
verschiedene Gewehre und Faustfeuerwaffen, alle geölt und in einem ausgezeichneten Zustand, Patronenschachteln, ein Satz japanisches Chirurgenbesteck sowie ein weiterer aus den USA.
    Die Zeitungen präsentierten es folgendermaßen:
     
    Opfer bei Schießerei gilt als Mörder Eldon Mates
     
    Malibu. Dem County Sheriff und der Polizei von Los Angeles nahe stehende Quellen berichten, dass ein bei einer Schießerei in Malibu getöteter Arzt als Hauptverdächtiger für den Mord an »Todesdoktor« Eldon Mate gilt.
    Die näheren Umstände, unter denen Paul Nelson Ulrich, 40, letzte Woche von mehreren Schüssen getroffen wurde, sind derzeit noch Gegenstand eines Ermittlungsverfahrens. Am Tatort und an anderen Stellen gefundene Indizien, darunter ein chirurgisches Besteck, das für die Mordwaffe im Fall Mate gehalten wird, lassen darauf schließen, dass Ulrich ein Einzeltäter war. Von den Behörden wurde bislang kein Motiv für die Ermordung des als »Dr. Death« bekannten Mannes bekannt gegeben, obwohl dieselben Quellen angeben, dass Ulrich, ein unter dem Namen Michael Ferris Burke zugelassener Arzt im Staat New York, möglicherweise geistesgestört war.
     
    Im November dachte ich oft darüber nach, wie sehr ich mich doch in so vielen Dingen geirrt hatte. Ohne Zweifel wäre Rushton/Burke/Ulrich über meine zahlreichen Fehlschlüsse amüsiert gewesen, wobei der Punkt, mich Demut zu lehren auf seiner Liste heimlicher Freuden einen niedrigen Stellenwert innegehabt hätte.
    Ich rief Tanya Stratton einmal an, jedoch ohne Erfolg, also versuchte ich es bei ihrer Schwester. Kris Lamplear war mitteilsamer. Sie erkannte meine Stimme nicht. Dafür bestand auch kein Grund, wir hatten nur ein paar Worte gewechselt, als wir uns begegnet waren, und sie hatte angenommen, ich sei Polizist.
    »Woher haben Sie meine Nummer, Dr. Delaware?«
    »Ich bin Berater der Polizei und habe versucht, Tanya Stratton zu erreichen. Sie hat nicht zurückgerufen. Und Sie sind ihre nächste Verwandte.«
    »Nein, Tanya wird nicht mit Ihnen reden. Sie wird mit niemandem reden. Sie ist ziemlich außer sich wegen all dieser Sachen, die man über Paul erzählt.«
    »Das ist nur zu verständlich«, sagte ich.
    »Es ist - unglaublich. Um ehrlich zu sein, ich bin auch außer mir. Ich halte es die ganze Zeit schon vor meinen Kindern geheim. Sie haben ihn kennen gelernt… Ich habe ihn nie leiden können, aber ich hätte nie gedacht … Jedenfalls ist Tanya bei einer Therapeutin, einer Sozialarbeiterin, die ihr damals geholfen hat, als sie krank war - letztes Jahr. Hauptsache, es geht ihr immer noch gut. Sie hatte gerade eine Nachuntersuchung mit großartigen Werten.«
    »Das hört man gern.«
    »Allerdings. Ich will nur nicht, dass der Stress … Egal, vielen Dank, dass Sie es versucht haben. Die Polizei hat sich wirklich bei dieser Sache ganz anständig verhalten. Machen Sie sich keine Sorgen um Tanya. Sie geht ihren eigenen Weg, wie immer.«
    Im November hatte ich viel zu tun, eine Menge neue Überweisungen, mein Telefonservice schien dauernd anzurufen. Ich war völlig ausgebucht, wobei ich mir die Mittagszeit für Anrufe freihielt.
    Für Anrufe, die jedoch nicht entgegengenommen wurden. Ich hinterließ Nachrichten für Richard, Stacy, Judy Manitow. Ein Versuch in Joe Safers Kanzlei resultierte in einer schriftlichen Notiz von der Sekretärin des Rechtsanwalts:
     
    Sehr geehrter Dr. Delaware,
    Mr. Safer ist Ihnen wirklich sehr verbunden, dass Sie den Zeitaufwand nicht scheuen. Es gibt keine neuen Entwicklungen im Hinblick auf Ihre gemeinsamen Interessen. Sollte Mr. Safer irgendetwas zu berichten haben, wird er sich ganz bestimmt melden.
    Ich dachte lange über die Fahrt nach Lancaster nach, stellte im Kopf eine Liste von Gründen auf, weshalb ich nicht fahren sollte, und schrieb sie alle auf.
    Manchmal verordne ich meinen Patienten so etwas, aber bei mir funktioniert es selten. Es zu Papier zu bringen, machte mich nervös, ich war immer weniger in der Lage, es ruhen zu lassen. Vielleicht ist es eine Anomalie des Gehirns - irgendeine Art chemischen Ungleichgewichts, Gott weiß, dass die Schuld an allem Möglichen darauf geschoben wird. Vielleicht ist es aber auch das, was meine aus dem Mittleren Westen stammende Mutter als »Sturheit in x-facher Potenz« bezeichnete.
    Wie auch immer die Diagnose lautete, ich schlief nicht gut. Am Morgen hatte ich oft Kopfschmerzen, und mir fiel auf, dass ich ohne unsichtbaren Grund ärgerlich wurde und mich regelrecht zwingen

Weitere Kostenlose Bücher