Gnadentod
war.
Stacy war leicht auszumachen. Ein kleines weißes Mustang-Coupe stand mit der Schnauze zum Wasser, einer der wenigen Wagen, die auf dem öffentlichen Parkplatz standen, der parallel zum Strand verlief. Es war Ebbe, und über Meilen hinweg berührte der beigefarbene Sand wedgwoodblaues Wasser. Darüber spannte sich derselbe klare Himmel wie weiter im Landesinneren. Das Meer war schön, aber aufgewühlt. Als ich quer über den Highway fuhr und mich neben sie stellte, sah ich den Mann mit dem Metalldetektor dreißig Meter von Stacys Wagen entfernt über ein Fundstück gebeugt am Strand hocken.
Stacys Fenster waren geschlossen. Als ich aus dem Seville ausstieg, glitt das Fenster auf der Fahrerseite herunter. Sie sah mich an, beide Hände auf das Steuerrad gelegt. Ihr Gesicht war schmaler als vor sechs Monaten. Ihre Wangenknochen traten deutlicher hervor, unter ihren Augen lagen ein wenig dunklere Schatten, und sie hatte mehr Pickel. Sie trug kein Make-up. Ihr schwarzes Haar war zu einem Pferdeschwanz zurückgebunden, der von einem roten Gummiband gehalten wurde.
»Ich wusste gar nicht, dass Ärzte noch Hausbesuche machen.« Sie lächelte schwach. »Strandbesuche. Ich muss mich ziemlich verstört angehört haben, wenn Sie den langen Weg hierher nicht gescheut haben. Tut mir Leid.«
Der Mann mit dem Metalldetektor richtete sich auf, drehte sich um und sah zu uns herüber. Als könnte er uns hören. Aber das war natürlich nicht möglich. Er war zu weit entfernt, und die Brandung toste.
Bevor ich antworten konnte, sagte Stacy: »Warum sind Sie gekommen, Dr. Delaware? Besonders nachdem ich so unverschämt zu Ihnen war.«
»Ich wollte sichergehen, dass alles mit Ihnen in Ordnung ist.«
»Dachten Sie, ich würde irgendeine Dummheit begehen?«
»Nein«, sagte ich. »Sie klangen, als machten Sie sich um Eric Sorgen. Sie sind ganz allein. Falls ich Ihnen irgendwie helfen kann, möchte ich das gerne tun.«
Sie richtete den Blick nach vorn, und ihre Fingerknöchel traten hervor, als sie das Steuer noch fester umklammerte. »Das ist … sehr nett, aber mir geht es gut … Nein, tut es nicht. Ich bin verkorkst, nicht wahr? Selbst unser Hund war verkorkst.«
»Helen.«
Sie nickte. »Zwei Beine, die sie nicht bewegen konnte, und Eric hat sie durch die Gegend gezogen. Ist das der Grund, warum Sie den ganzen Weg hierher gefahren sind - glauben Sie, ich drehe durch?«
»Nein«, sagte ich. »Ich glaube, Sie sehen die Dinge ziemlich klar.«
Sie fuhr herum und starrte mich an. Dann begann sie plötzlich zu lachen: »Vielleicht sollte ich Psychologin werden. Wie Becky - nicht dass sie es jemals schaffen würde.
Es heißt, dass sie mit Mühe und Not durchkommt. Das wird Dr. Manitow und die Richterin richtig glücklich machen …«
»Das klingt, als wären Sie wütend auf die beiden«, sagte ich.
»Tatsächlich? Nein, das bin ich überhaupt nicht. Ich bin ein bisschen sauer auf Becky, die sich in einen totalen Snob verwandelt hat und mich nicht mal mehr grüßt. Vielleicht zahlt sie es mir heim wegen Eric. Er und Allison Manitow waren eine Weile zusammen, aber Eric hat ihr den Laufpass gegeben … das ist lange her … warum rede ich eigentlich darüber?«
»Vielleicht geht es Ihnen im Kopf herum.«
»Nein, das tut es nicht. Helen geht mir im Kopf herum. Nachdem ich Ihnen am Telefon von ihr erzählt habe, habe ich über sie nachgedacht.« Sie lachte weiter. »Sie muss der dümmste Köter gewesen sein, der je das Licht der Welt erblickt hat, Dr. Delaware. Dreizehn Jahre alt und noch immer nicht völlig stubenrein. Wenn man ihr ein Kommando gab, saß sie nur da und starrte einen mit heraushängender Zunge an. Eric hat sie immer die Ultimative Debile Außerirdische vom Wirbel der Idiotie genannt. Wenn sie ihn angesprungen, ihn mit der Pfote angestupst und ihn abgeleckt hat, hat er immer gesagt: Besorg dir ein Gehirn, du Hündin. Aber schließlich hat er sie gefüttert, ausgeführt und ihre Haufen weggemacht. Weil Dad zu viel zu tun hatte und Mom zu passiv war … Dieser blöde kleine Wagen, den er zusammengebastelt hat, hat sie am Leben gehalten. Mein Vater wollte sie einschläfern lassen, aber davon wollte Eric nichts hören. Am Ende hatte sich ihr Zustand so sehr verschlechtert, dass sie sich auch mit dem Wagen nicht mehr fortbewegen konnte. Er hat sie hinausgetragen, damit sie ihr Geschäft machen konnte, und währenddessen hat er die ganze Zeit geflucht. Eines Nachts hat er sie auf einen seiner Ausflüge mitgenommen.
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