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Gnadentod

Gnadentod

Titel: Gnadentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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aus sehen.«
    Ihre Stimme war weicher geworden, fast träumerisch.
    »Bleiben Sie, wo Sie sind, Stacy. Ich kann in zwanzig, fünfundzwanzig Minuten bei Ihnen sein.«
    »Das ist nicht nötig«, sagte sie automatisch.
    »Tun Sie mir den Gefallen, Stacy.«
    Schweigen. Dann knackte es erneut. Einen Moment lang dachte ich, die Verbindung wäre unterbrochen. »Klar. Warum nicht? Ich muss sonst nirgendwo hin«, sagte sie dann.
     
    Ich fuhr mit überhöhter Geschwindigkeit und dachte dabei über Eric nach. Ein hochintelligenter, impulsiver Einzelgänger, der daran gewöhnt war, seinen Willen durchzusetzen. Der einzige Mensch, der in der Lage zu sein schien, sich Richards Vorherrschaft zu entziehen. Er setzte einiges daran, alles unter Kontrolle zu halten, war aber machtlos in dem Fall, der ihm am meisten bedeutete: das Überleben seiner Mutter.
    Er stand seinem Vater sehr nahe, der Mate verabscheute und seinen Hass deutlich zu erkennen gab.
    Eric. Ein Wanderer, der verschwand, wann immer er wollte, die Berge mochte und die Gegend kannte. Dunkle, verborgene Stellen wie das unbefestigte Stück des Mulholland Drive.
    War er impulsiv genug, um gewalttätig zu werden? Und war er klug genug, um hinterher alles penibel sauber zu machen? )
    Wie weit hatte ihn seine kindliche Hingabe geführt?
    Nach Joannes Tod hatte Richard versucht, mit Mate Kontakt aufzunehmen, aber der Todesdoktor hatte nicht zurückgerufen. Hatte Joanne Mate vor Richard gewarnt? Weil sie gewusst hatte, dass Richard gegen ihre Entscheidung ankämpfen würde - aus diesem Grund hatte sie es vor ihm geheim gehalten. Und auch vor ihren Kindern.
    Aber was wäre, wenn Mate auf einen Anruf von Eric tatsächlich reagiert hatte?
    Ein armer, verzweifelter Junge, der über das letzte Stück der Lebensreise seiner Mutter reden wollte. Hatte Mate noch so viel von einem Arzt in sich gehabt, dass er einen Schrei um Hilfe erkannt hatte?
    Ein dunkler BMW, der an der Straße geparkt war. Daddys Wagen ausgeliehen …
    Ich fuhr weiter auf dem Sunset Boulevard nach Westen und dachte unablässig darüber nach. Reine Spekulation, ich würde nie ein Wort darüber Milo oder irgendjemandem sonst gegenüber verlieren, aber es gab definitiv nichts, das nicht passte.
    An einer roten Ampel am Mandeville Canyon musste ich anhalten, aber meine Gedanken rasten weiter und weiter.
    Stacy hatte ein Bild aus der Perspektive einer Schwester geliefert: eine große Gehirnmaschine, kombiniert mit emotionaler Unreife.
    Kombiniert mit der aufkochenden Wut eines Heranwachsenden. Perfekt für die Verbindung von zwanghafter Planung und rücksichtslosem Wagemut, die den braunen Lieferwagen in eine Leichenhalle auf Rädern verwandelt hatte.
    Ein kaputtes Stethoskop … Beowulf. Glückliche Reise, Du kranker Mistkerl.
    Das Ungeheuer töten, als wäre es nur ein weiterer Mythos - nur ein weiteres Videospiel.
    Das falsche Buch machte einen pubertären Eindruck, ebenso wie der Einbruch in Mates Wohnung, das Hinterlassen einer Nachricht und die Botschaft selbst. Ein primitives Ablenkungsmanöver, jedoch auf der Basis eines Intellekts, der mich allmählich in Angst und Schrecken versetzte.
    Wo war Eric am letzten Sonntag gewesen? Die Reise von Stanford nach L. A. war keine große Sache, Shuttle-Flüge von San Francisco gab es den ganzen Tag über, ein Kinderspiel für einen Studenten mit einer Kreditkarte. Erledige deine Angelegenheit, flieg zurück zum College und lass dich in deinem Seminar blicken, als wäre nichts geschehen.
    Doch jetzt hatte der perfekte Student zum ersten Mal eine Prüfung versäumt. Gelang es ihm nicht, vor seiner Tat davonzulaufen? Oder hatte irgendetwas anderes die Risse verbreitert, die sich wie ein Spinnennetz über das perfekte Porzellan-Image der Familie Doss gelegt hatten?
    Richard, der nach Stanford flog und Stacy allein am Strand zurückließ … Ich spürte instinktiv, dass sie immer allein gewesen war. Ein Rad, das nicht quietschte, obwohl es niemals geschmiert wurde.
    Ein Wagen hupte. Die Ampel war grün geworden, aber ich hatte mich nicht von der Stelle gerührt - Weltvergessenheit war offenbar ansteckend.
    Ich schoss vorwärts und ermahnte mich, mich nicht zu verzetteln. Es war nicht gut für die Seele, all diese Hypothesen aufzustellen. Außerdem hatte Milo andere Verdächtige.
    Roy Haiseiden. Donny Mate.
    Richard Doss.
    Oder war es keiner von ihnen? Egal, es ging mich nichts an. Es war an der Zeit, mich auf das zu konzentrieren, wozu ich nach Ansicht des Staates qualifiziert

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