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Gnadentod

Gnadentod

Titel: Gnadentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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den Bergen. Vermutlich ist es das, er ist ein bisschen gestresst, deshalb ist er losgezogen. Und was die Klausur angeht, hat er sich wahrscheinlich gedacht, er könnte seinen Professor dazu überreden, dass er sie nachschreiben darf - Eric kann sich aus jeder Zwickmühle herausreden.«
    »Warum ist er gestresst?«
    »Ich weiß nicht.« Es folgte ein langes Schweigen »Okay, um ehrlich zu sein, Eric macht wirklich eine schwere Zeit durch. Wegen Mom. Von Anfang an hat es ihn schrecklich mitgenommen. Er hat viel mehr darunter gelitten als ich. Obwohl Ihnen das mein Vater mit Sicherheit nicht erzählt hat. Habe ich Recht?«
    Mein Sohn verarbeitet seine Wut, indem er Ordnung hineinbringt … Ich persönlich halte es für eine großartige Methode, Stress zu bewältigen … Seine Gefühle zu akzeptieren und dann weiterzuziehen.
    »Wir haben uns nicht im Detail über Eric unterhalten«, sagte ich.
    »Aber ich weiß es«, sagte sie. »Dad glaubt, ich wäre die Verkorkste in der Familie. Weil ich den Kopf hängen lasse, während Eric es prima versteht, nach außen hin den Eindruck zu machen, es ginge ihm gut - seine Noten sind nach wie vor die besten, er ist weiterhin ehrgeizig, und er sagt die richtigen Dinge zu meinem Vater. Aber ich durchschaue das. Er ist derjenige, der wirklich schwer darunter gelitten hat. Zu der Zeit, als meine Mutter schließlich starb, hatte ich mich längst ausgeheult, aber Eric versuchte immer noch so zu tun, als sei alles in bester Ordnung. Er hat gesagt, es würde ihr bald besser gehen, hat bei ihr gesessen und Karten mit ihr gespielt. Er hat einen auf glücklich gemacht, als sei das alles nichts Besonderes, als hätte sie nur eine Erkältung. Ich glaube nicht, dass er sich je damit auseinander gesetzt hat. Vielleicht hat ihn die Nachricht von Dr. Mates Ermordnung wieder daran erinnert.«
    »Hat Eric über Mate geredet?«
    »Nein. Wir haben überhaupt nicht miteinander geredet, seit Wochen nicht. Manchmal schickt er mir eine E-Mail, aber ich habe eine ganze Weile nichts von ihm gehört … Einmal - kurz vor dem Ende meiner Mutter … ein paar Tage, bevor sie starb, kam Eric in mein Zimmer, und als er mich weinen sah, fragte er, was los sei. Ich sagte, ich sei traurig wegen Mom, daraufhin drehte er völlig durch, fing an zu schreien, ich wäre blöd, ein Weichei und Verlierer, man würde nichts dadurch erreichen, dass man zusammenbricht, ich solle nicht so egozentrisch sein und nur an meine Gefühle denken - mich in meinen Gefühlen suhlen war die Formulierung, die er benutzte. Auf Moms Gefühle sollte ich mich konzentrieren. Wir müssten alle positiv denken. Niemals aufgeben.«
    »Er war grob zu Ihnen«, sagte ich.
    »Das ist nichts Besonderes. Er schreit mich die ganze Zeit an, das ist so seine Art. Im Grunde ist er diese riesige Gehirnmaschine mit den Gefühlen eines kleinen Jungen. Also erlebt er vielleicht eine Art verzögerter Reaktion und tut das, was er immer schon getan hat, wenn er mit einem Problem konfrontiert wurde. Glauben Sie, ich müsste mir Sorgen um ihn machen?«
    »Nein, aber ich glaube, Sie haben genau das Richtige getan, indem Sie zu Ihrem Vater gegangen sind.«
    »Reinzumarschieren, als dieser Detective bei ihm saß … Raten Sie mal, was mein Vater gemacht hat. Er hat ein Flugzeug gechartert und ist nach Palo Alto geflogen. Er wirkte ziemlich besorgt. Und das beunruhigt mich.«
    »Macht er sich sonst nicht oft Sorgen?«
    »Nie. Besorgnis ist die Provinz der Narren, sagt er immer.«
    Der Mangel an Besorgnis ist die Provinz der Psychopathen, dachte ich. Und sagte: »Also sind Sie jetzt allein zu Hause.«
    »Nur für zwei Tage. Das bin ich gewohnt, mein Vater ist die ganze Zeit unterwegs. Und Gisella - das Hausmädchen - kommt jeden Tag.«
    Während des letzten Satzes knackte es in der Leitung.
    »Wo sind Sie jetzt, Stacy?«
    »Am Strand, auf irgendeinem großen Parkplatz am Pacific Coast Highway. Ich muss von Dads Büro hierher gefahren sein.« Sie lachte. »Ich erinnere mich nicht mal dran. Das ist unheimlich.«
    »An welchem Strand?«, sagte ich.
    »Tja, mal sehen … Da drüben ist ein Schild, auf dem steht … Topanga … Topanga Beach. Es ist eigentlich ganz nett hier draußen, Dr. Delaware. Viel Verkehr auf dem Highway, aber am Strand ist niemand - abgesehen von einem Typen, der am Wasser entlangläuft… scheint nach irgendwas zu suchen … er hat irgendeine Maschine in der Hand … sieht wie ein Metalldetektor aus … Ich kenne diesen Platz, man kann ihn von Dads Büro

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