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Gnosis

Gnosis

Titel: Gnosis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Fawer
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aus. Ohne die Konsequenzen zu bedenken, schlug sie zu. Ihre Faust traf Zinsers Kinn, was einen scharfen Schmerz auslöste.
    Für den Bruchteil einer Sekunde schmolz ihre Fassade dahin, und Darian blickte hinter die falsche Glückseligkeit. Dann flog Zinsers Kopf nach hinten, und die süßlichen, gespielten Emotionen kehrten wieder. Die beiden Wachen packten Darian bei den Armen und rissen sie zurück.
    «Sie benutzt dich, Jill!», schrie Darian. «Sieh dir an, was sie mit mir machen! Dasselbe wird dir auch passieren! Lass sie nicht …»
    «Bringt sie zum Schweigen!», rief Zinser. «Macht schon!»
    Einer der Soldaten hielt Darian den Mund zu, und Darian konnte seine stachlige Begeisterung spüren. Sie sah ihre Chance und übertrug rohe, nackte Angst auf ihn. Er brüllte vor Entsetzen, riss die Hände zurück und lief schreiend hinaus.
    Bevor der andere Wachmann reagieren konnte, fuhr Darian herum und packte ihn beim Kragen. Sie nutzte sein Erstaunen und machte glühenden, stählernen Zorn daraus.
    «Die Schlange da hat deine Frau auf dem Gewissen», sagte sie und drehte seinen Kopf zu Zinser um, während sie ihm drückende, klebrige Gewissheit eingab. «Und jetzt hat sie es auf dich abgesehen!» Die Gewissheit mischte sie mit seiner Wut. «Es sei denn, du kommst ihr zuvor.»
    Kaum waren die Worte gesagt, da stieß der Wachmann sie zur Seite und stürzte sich auf Zinser. Er holte mächtig aus, und Zinser duckte sich weg.
    «Tom! Aufhören!», schrie Zinser. «Sie macht dir was vor! Das willst du gar nicht!»
    Die Bewegungen des Wächters wurden langsamer, doch er packte Zinser bei der Kehle. Darian fuhr zur Tür herum, doch als sie hindurchgehen wollte, überkam sie unbändige Trauer. Heiße Tränen brannten in ihren Augen, und sie drehte sich um, als der Wachmann eben Zinser losließ.
    Zinser keuchte, hielt ihren schmerzenden Hals mit einer Hand und zeigte mit der anderen auf Darian. «Schlag … sie … nieder!»
    Der Wachmann blinzelte, als käme er gerade zu sich, sah Zinser an, dann wieder Darian. Als er diesmal vor Darian stand, zögerte er nicht einen Augenblick. Er nahm die halbleere Champagnerflasche vom Tisch und holte aus, mit weitem Bogen. Darian hörte ein hässliches Knacken, in dem Moment, in dem sie einen wahnsinnigen Schmerz im Kopf spürte.
    Das Letzte, was sie sah, bevor sie am Boden aufschlug, war Laszlos unschuldiges Gesicht. Während sie kopfüber ins Dunkel stürzte, durchzuckte sie noch ein letzter Gedanke.
    Es tut mir so leid.
     
    Tom trat auf sie zu, und Zinser schreckte zurück. Obwohl sie wusste, dass der Wachmann nicht mehr unter Darians Einfluss stand, wollte sie ihn nicht berühren. Er reichte ihr seine große Hand, doch Zinser wehrte ab.
    «Geht schon», sagte sie heiser und zog sich am Sofa hoch.
    Sie wartete, bis sich nicht mehr alles drehte, und rieb sich vorsichtig den Hals. Sie fragte sich, ob er ihr die Luftröhre wirklich zugedrückt hätte. Am liebsten wäre sie dem Wachmann auch an die Gurgel gegangen, aber sie hatte ja selbst Schuld. Sie hatte Darians Entschlossenheit unterschätzt.
    Zinser warf einen Blick auf die reglose Darian. Arme und Beine lagen abgespreizt, das eine Ohr war blutverschmiert. Wahrscheinlich würde sie noch eine Weile bewusstlos bleiben, aber Zinser wollte kein Risiko eingehen.
    «Fesseln!», bellte sie mit rauer Stimme.
    «Jawohl, Ma’am.» Tom rollte Darian auf den Rücken und ließ die silbernen Handschellen klicken. Zinser seufzte vor Erleichterung. Sie war froh, dass Darian sich nicht frei bewegen konnte, doch vor allem sollten diese speziellen Handschellen verhindern, dass Darian Emotionen projizierte.
    «Bringt sie auf die Krankenstation. Ich will nicht, dass sie zu sich kommt. Dr. Joo soll sie betäuben.»
    «Was wird mit ihm?», fragte Steve und deutete auf Laszlo.
    «Das Gleiche.»
    Zinser wandte sich um, strich ihr Haar glatt, nahm die schwarze Fernbedienung und drückte auf den Knopf. Im selben Moment, als die versteckte Tür aufging, kam Jill herausgelaufen und umarmte sie. Zinser schluckte ihre Angst herunter und strich der Kleinen sanft über den Rücken – wobei sie sorgsam darauf achtete, ihre Haut nicht zu berühren.
    «Geht es dir auch gut, Samantha?»
    «Schschsch. Mach dir keine Sorgen, Liebes.»
    «Warum hat Darian dann gesagt …»
    «Sie ist krank», sagte Zinser und schnitt dem Mädchen das Wort ab. «Sie glaubt, wir wollen ihr was tun, und dabei wollen wir nur helfen.» Sanft schob sie Jill von sich und hielt sie bei den

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