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Gnosis

Gnosis

Titel: Gnosis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Fawer
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Glückseligkeit.
    «Ich … ich …», stotterte Darian und ging im Geiste das Gespräch der letzten paar Sekunden durch. Irgendwas davon, dass Laszlo noch mehr Empathiker finden sollte. Derselbe Satz, den Zinser vor einem Jahr auch zu Darian gesagt hatte.
    «Also … ja, phantastisch», sagte Darian und zwang sich zu einem Lächeln.
    «Ausgezeichnet!», sagte Zinser. «Bringen Sie Laszlo ins Testlabor. Ich komme gleich zu Ihnen.»
    Darian rührte sich nicht. Sie überlegte, was sie tun sollte. Am liebsten hätte sie Zinser gesagt, dass ihre liebreizende Fassade nur Fassade war – aber wozu? Sie bloßzustellen würde vielleicht eine Kettenreaktion auslösen, auf die Darian nicht vorbereitet war.
    «Bedrückt Sie etwas?», fragte Zinser zielsicher.
    «Nein, Samantha.»
    «Na, gut», sagte Zinser mit eingefrorenem Lächeln. «Dann bis gleich.»
    Darian stand auf.
    «Komm mit, Laszlo!»
    Darian ging zur Tür und bereute, Laszlo in diesen grauenhaften Bau gelockt zu haben.

KAPITEL 28
     
     
    Zinser wartete eine volle Minute, bevor sie die klobige Fernbedienung nahm und auf den elektronischen Sensor richtete. Es klickte laut, und ein meterbreites Stück der Wand schwang ihr entgegen. Zinser trat beiseite.
    Flackernd gingen die Neonröhren an und tauchten den Raum in grelles, weißes Licht. Das dürre Mädchen saß nur da, die Hände auf dem Schoß gefaltet, vor einem kleinen Schwarzweißbildschirm. Sie zwinkerte ein paarmal, um sich an das grelle Licht zu gewöhnen, dann blickte sie zu Zinser auf.
    Jill lächelte selig. Es sah aus wie das zufriedene Grinsen desjenigen, der eben erfahren hat, dass seinem Widersacher etwas zugestoßen ist. Zwar wusste Zinser, dass sie vor Jills Projektionen sicher war, aber sie fühlte sich nie wohl in der Nähe dieses Mädchens.
    Zinser setzte sich.
    «Du hast deine Sache sehr gut gemacht. Laszlo war ausgesprochen entgegenkommend. War es schwierig, ihn zu bearbeiten?»
    «Nein», sagte Jill. «Es brauchte nicht viel. Er war vielleicht etwas nervös, aber vor allem neugierig. Er wollte Ihnen gern glauben.»
    «Und du hast ihn … auf den Weg gebracht?»
    Jills Grinsen wurde immer breiter, und sie nickte.
    Zinser hatte schon vermutet, dass Laszlos überschwängliche Begeisterung auf Jill zurückzuführen war. Im Gegensatz zu Darian mangelte es Jill an Raffinesse. Unter ihrem Einfluss verhielten sich die Leute wie zuckende Marionetten, verglichen mit den lässigen, kaum wahrnehmbaren Veränderungen, wenn Darian die Fäden zog.
    Dennoch war es den Tausch wert. Sie würden Darian nicht endlos halten können. Früher oder später würde sie gehen wollen, weshalb man dringend andere finden musste, die an ihre Stelle treten konnten. Und Jill war erheblich leichter zu handhaben.
    «Und Darian?»
    Jills Miene verfinsterte sich. «Sie mag mich nicht.»
    Wäre Jill ein gewöhnliches junges Mädchen gewesen, hätte Zinser ihr versichert, dass sie sich sicher täuschte. Aber natürlich war sie kein gewöhnliches Mädchen. Sie wusste Bescheid.
    «Wie hat sie sich angefühlt, Liebes?», drängte Zinser.
    «Erst war sie nervös. Nicht wirklich ängstlich, aber … sie hatte ein schlechtes Gewissen. Sie fühlt sich schuldig.»
    «Was noch?»
    «Ich hab versucht, sie zu verdrehen, aber sie hat sich gewehrt», sagte Jill und schüttelte den Kopf. «Sie hat dagegengehalten. Sie war zu stark.»
    «Das macht doch nichts», sagte Zinser. «Wie hat sie sich noch angefühlt?»
    «Verletzt und wütend», sagte Jill. «Sie hat versucht, ihren Schmerz auf Sie zu projizieren.»
    «Was?», rief Zinser überrascht. Ihr Entsetzen war nicht zu übersehen.
    «Sie hat es immer wieder versucht, aber es hat nicht geklappt. Dann hat sie es mit der Angst zu tun bekommen», sagte Jill und gab sich keine Mühe, ihre Schadenfreude zu verbergen. «Sie war so violett … als müsste sie gleich kotzen.»
    Jill hielt sich den Magen, aber ob sie Darian nachahmte oder ob es eine unbewusste Geste war, wusste Zinser nicht.
    «Dann habe ich gespürt, dass etwas faul ist. Als ob sie etwas plant.» Jill sprach leiser. «Was wollen Sie tun?»
    «Sie aufhalten», sagte Zinser, und ihre Gedanken rasten. «Heute Abend noch.»
     
    Sanft strich Samantha Zinser ihre Silberkette entlang. Zwar hatte Dietrich ihr versprochen, dass die Kette sie beschützen würde, aber sie fühlte sich erheblich besser, nachdem sie den Test jetzt überstanden hatte. Diesen Priester zu finden, war echtes Glück gewesen. Pater Sullivan hatte angenommen, sein Glaube

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