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Gnosis

Gnosis

Titel: Gnosis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Fawer
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Laszlo langsam, als ihm eine Idee kam. Dietrich hörte sich Laszlos Plan an. Er schwieg einen Moment, schließlich nickte er.
    «Das könnte ich machen», sagte er langsam. «Aber dafür bräuchte ich eine Knochensäge.»
     
    Laszlo sah hinüber zu Darian auf dem Beifahrersitz. Sie schlief, wie die anderen im Wagen. Im Schlaf war ihr Gesicht so entspannt. Zum tausendsten Mal fragte er sich, was eigentlich echt gewesen war. Das war das Schlimmste: an die glücklichste Zeit seines Lebens zu denken und nicht zu wissen, ob er überhaupt glücklich gewesen war.
    In der Zelle hatte er ihren Wunsch nach Vergebung gespürt. Vor der Flucht hatte er noch gedacht, er könnte ihr verzeihen. Aber jetzt überließ sie ihm die Verantwortung für alles, und er wusste: Wenn diese letzte Aufgabe bewältigt war, wollte er sie nie wiedersehen.
    Und so betrachtete er sie lange, sah zu, wie sie schlief. Ein letztes Mal.

KAPITEL 54
     
     
    Als die Sonne am Horizont hervorkam, bog Laszlo auf den schmalen Parkstreifen vor einem schäbigen Motel 6 ein. Ein blassblaues Neonschild blinkte: ZIMMER FREI. Als der Wagen langsamer wurde, schreckten Darian und die Kinder auf. Laszlo stieg aus und atmete die kühle Luft Neuenglands ein, die nach Salzwasser und Dieselabgasen roch.
    Dennoch tat der frische Wind nach fünf Stunden Autofahrt gut. Wortlos stiegen die anderen aus.
    «Ich hab was mit Miss Washington zu besprechen. Entschuldigt uns einen Moment.»
    Laszlo und Darian gingen über den Parkplatz, bis die anderen außer Hörweite waren.
    «Ich muss mich von euch trennen», sagte Laszlo. «Ich kann Jill spüren, das heißt, sie kann auch mich spüren. In meiner Nähe sind Elijah und Winter nicht sicher.»
    «Allein bist du ihr nicht gewachsen.»
    «Du musst bei den Kindern bleiben, bis sie außer Gefahr sind. Du bist ihr einziger Schutz.»
    Darian kniff den Mund zusammen. «Du weißt, dass sie dich töten könnte …»
    «Wir haben keine Wahl.»
    «Du könntest warten. Erst die Kinder zu ihren Eltern bringen, dann mit mir zusammen Jill suchen.»
    «Nein», sagte Laszlo. «Das ist zu riskant. Ich kann nicht sagen, wie lange die Verbindung zwischen mir und Jill hält. Wer weiß, was sie anrichtet, bis ich sie gefunden habe … wir vergeuden hier nur Zeit. Tu es für mich, Darian!»
    Eilig unterbreitete er ihr seinen Plan.
    «Meinetwegen», sagte Darian schließlich, auch wenn er ihren Ärger spürte. «Ich sorge dafür, dass Dietrich bekommt, was er will.»
    «Und wenn ich in fünf Stunden noch nicht im Hotel bin und auch nicht angerufen habe …»
    «Was? Du willst, dass ich dich einfach zurücklasse?»
    «Ja. Versprich es mir, Darian!»
    «Laszlo, ich …»
    «Verdammt, versprich es mir!» Laszlo hatte nicht so aus der Haut fahren wollen, aber es fiel ihm schwer, ruhig zu bleiben bei dem Gedanken, dass er für die Kinder verantwortlich war. «Tut mir leid», sagte er leiser. «Nach allem, was passiert ist, wäre mein Leben vertan, wenn ich nicht dafür Sorge trage, dass Winter und Elijah in Sicherheit sind. Also, versprich es mir!»
    «Solange du mir eins versprichst: Wenn die Entscheidung ansteht, ob sie stirbt oder du … dann stirbt sie.»
    Laszlo dachte nach, bevor er antwortete. Jill war noch ein Kind. Genau wie Winter und Elijah.
    «Wenn es eine Möglichkeit gibt, heil aus dieser Sache rauszukommen, werde ich sie nutzen.»
    Eine Träne lief über Darians Wange. Sie schlang ihre Arme um seinen Hals, drückte ihn fest an sich und flüsterte: «Ich liebe dich immer noch …»
    «Ich weiß.»
    Er hätte gern etwas Freundlicheres gesagt, aber ihre gemeinsame Zeit war lange vorbei. Darian ließ ihn los und trat einen Schritt zurück. Verlegen wischte sie sich über die Wangen. Er fühlte, was sie empfand, und wandte sich ab.
    Als sie sich wieder gefasst hatte, kehrten sie zum Wagen zurück. Elijah, Winter und Dietrich standen mit gesenkten Blicken da, wenn auch jeder aus unterschiedlichen Gründen.
    «Ich werde mich auf die Suche nach Jill machen. Bis ich zurückkomme, übernimmt Darian das Kommando.» Er sah Dietrich an: «Das gilt auch für Sie.»
    «Natürlich», murmelte der Wissenschaftler.
    Laszlo wollte gerade gehen, als Darian ihn festhielt und ihm einen zarten Kuss auf die Wange gab.
    «Pass auf dich auf.»
    Erst als er schon unten an der Straße war und den Daumen raushielt, um mitgenommen zu werden, wurde ihm bewusst, wie seltsam endgültig Darian geklungen hatte. Sie rechnete nicht damit, dass sie sich wiedersehen würden.

KAPITEL

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