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Go West - Reise duch die USA

Go West - Reise duch die USA

Titel: Go West - Reise duch die USA Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rau Sandy und Gina
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Ausblick auf sie zulassen.
    Als es dann auftauchte, war ich richtig überrascht. Ehrfürchtig standen Gina und ich davor, und Liz ließ uns diesen Moment. Von hier unten konnten wir die Spitze nicht erkennen, weil sich das Gebäude nach oben hin verjüngt. Aber egal. Ich musste meine Hand einfach auf die Mauer legen.
    »Gut, dass du noch da bist«, sagte ich leise.
    Liz hatte gute Ohren. »Ja, da hast du recht. Der Elfte September hat vieles verändert im Leben der New Yorker. Aber dieses Gebäude ist ein Symbol für die Stadt. Das war es zuvor, und das wird es auch bleiben. Es scheint unbeugsam. Es ist nicht nur das Wahrzeichen der Stadt, sondern auch ihrer Bewohner. Ich glaube, dass es die New Yorker ganz genau so wiederaufgebaut hätten, wenn sich die Terroristen dieses Ziel ausgesucht hätten und nicht das World Trade Center .«
    Während wir Liz ins Innere folgten, um uns in die Warteschlange vor dem Ticketschalter einzureihen, kam Gina ein Gedanke.
    »Wieso heißt es eigentlich Empire State Building?«
    »Ganz einfach«, begann Liz. »Die New Yorker waren ja schon immer sehr bescheiden.« In ihrer Stimme schwang unüberhörbare Ironie mit. »Man könnte auch sagen, sie halten sich für den Nabel der Welt. Und schon hatte die Stadt ihren Spitznamen weg: Empire State . Der Begriff steht also für New York, aber wurde gleich auch für das Haus genutzt.«
    »Na, zu diesem Wolkenkratzer passt das«, bemerkte Gina.
    »Tja, und Berlin ist nur die Hauptstadt der Currywürste«, stellte ich fest.
    »Und euer Haus ist dann das Currywurst State Building!« , rief Liz fröhlich.
    Die Wartezeit verging recht schnell, denn allzu viele Touristen waren nicht da. Vermutlich liegen im Sommer doch lieber mehr Leute am Strand, als auf Städtetouren zu gehen.
    »Die meisten kommen am Vormittag«, sagte Liz und ließ mich vor, als wir an der Reihe waren.
    Es gab tatsächlich einen Fahrstuhlführer in grüner Uniform! Als sich die Türen schlossen und der Aufzug nach oben sauste, gab uns der junge Mann noch ein paar Infos mit auf den kurzen Weg.
    »Dieses weltberühmte Gebäude ist dreihunderteinundachtzig Meter hoch, bis zur Spitze der Antenne sogar vierhundertdreiundvierzig Meter. Wir fahren bis zur Aussichtsplattform im sechsundachtzigsten Stock, der sich in einer Höhe von dreihundertzwanzig Metern befindet. Bitte rauchen Sie nicht auf der Plattform und hinterlassen Sie keinen Abfall.«
    Die Zahlen auf der elektronischen Stockwerksanzeige wechselten so schnell, dass sie beinahe ineinander übergingen. Ein bisschen mulmig war mir schon bei der rasanten Fahrt, aber man spürte die Bewegung kaum. Schließlich gingen die Türen auf, und der Fahrstuhl spuckte uns aus. Das letzte Stückchen wurden wir tatsächlich noch von einer Rolltreppe nach oben gefahren. Doch dann endlich betrat ich die Plattform und holte tief Luft.
    »Na, dann schaut mal!«, sagte Liz fröhlich.
    Ich war so aufgeregt, dass ich stehen blieb und den nach mir kommenden Leuten im Weg stand. Aber das war mir egal. Ich dachte sie mir einfach weg. Und dann hatte ich plötzlich den kleinen Kinderrucksack vor Augen, den Jonah in dem Film Schlaflos in Seattle hier vergessen hatte, als er scheinbar vergeblich auf Annie wartete. Ich stellte mir vor, dass hier irgendwo meine große Liebe warten könnte. Sollte ich vielleicht nachher meinen Rucksack unauffällig abstellen und darauf warten, dass ihn mir ein gut aussehender junger Amerikaner hinterherbringt?
    »Excuse me …«
    Ein dicker Tourist quetschte sich an mir vorbei und zerstörte meinen Tagtraum. Langsam ging ich bis zu dem in Glas gefassten Gitter vor, das die Plattform umgibt. Ich blickte von oben auf die wohl faszinierendste Stadt der Welt und war begeistert. East River und Hudson umspielten Manhattan, und ganz in der Ferne sah ich eine Statue aus dem Dunst herausragen, die die Hand zum Gruß zu heben schien.
    »Die Freiheitsstatue«, bemerkte Gina, die neben mich getreten war. »Ich hätte nicht gedacht, dass man sie von hier aus sehen kann.«
    »Das ist einfach toll!«, entfuhr es mir.
    Liz legte mir eine Hand auf den Arm. »Das ist es. Aber wir können es nur noch halb genießen.«
    Ich verstand sofort, was sie meinte. »Das World Trade Center .«
    »Ja. Auch, wenn es hässlich war, es war so markant, es gehörte einfach zur Skyline dazu. Und die vielen Toten …«
    Ich schwieg betroffen. Damals war ich noch ein Kind. Ich konnte nicht richtig ermessen, was passiert war. Aber die niedergeschlagene Stimmung

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