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Gods and Warriors - Die Insel der Heiligen Toten: Band 1 (German Edition)

Gods and Warriors - Die Insel der Heiligen Toten: Band 1 (German Edition)

Titel: Gods and Warriors - Die Insel der Heiligen Toten: Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Paver
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sich gemeinsam mit Pirra auf die Suche nach etwas Essbarem, und die Insel erwies sich als guter Jagdgrund. Zuerst fing er eine Krabbe in einem Felstümpel und holte anschließend eine Möwe mit der Schleuder aus der Luft. Währenddessen entdeckte Pirra eine seltsame Pflanze an den Felsen, die sie als Meerfenchel bezeichnete. Die fleischigen Blätter sahen aus wie dicke grüne Babyfinger, fand Hylas.
    Sogar Filos lieferte einen Beitrag und schleuderte einen glitschigen grauen Klumpen an den Kiesstrand, der schwach zuckte: ein Tintenfisch. Hylas hätte das Tier um ein Haar ins Meer zurückbefördert, aber als Pirra ihn darum bat, es zu töten, tat er ihr den Gefallen. Er weigerte sich jedoch, den Tintenfisch auszunehmen, und sie musste sich dazu bequemen, die Innereien mit einem Stöckchen herauszuschaben. Dabei schnitt sie Grimassen, als habe sie noch nie Innereien gesehen. Zum Schluss garten sie ihre Beute am Lagerfeuer.
    Sie teilten sich den Fang. Pirra behauptete, Tintenfische seien heilig und hätten blaues Blut, was Hylas beinahe davon abgehalten hätte, zu kosten. Das weiche, süße Fleisch war jedoch köstlich und auch der Meerfenchel schmeckte nicht schlecht. Sie hatte ihn in den Resten des zerbrochenen Kruges gedünstet, er war knackig wie eine Distel und schmeckte nach Meer.
    Kurz vor Sonnenuntergang, als die ersten Schatten über die Klippen krochen, hatten sie ihre Mahlzeit beendet. Hylas säuberte sich die Zähne mit einem Dorn, und Pirra entfernte mit Leidensmiene die Knoten aus ihrem Haar. Die meisten der goldenen Doppeläxte auf ihrer Tunika waren inzwischen abgefallen, aber sie besaß noch ihre Halsketten und Armbänder. Die verletzte Wange sah rot und entzündet aus. Hylas wunderte sich: Wieso war sie bei winzigen Haarknoten derart wehleidig und klagte doch niemals über die Brandwunde?
    Nach kurzem Überlegen verwarf er den Gedanken, Malvenwurzeln für einen Heilumschlag zu sammeln. Sie hatte ihm zwar dabei geholfen, Filos zu retten, aber deswegen waren sie noch lange keine Freunde. Schließlich war ihr Volk mit den Krähen verbündet.
    Außerdem konnten sie niemals Freunde werden, denn er war fest entschlossen, sie auf der Insel zurückzulassen. Er hatte deswegen allmählich ein schlechtes Gewissen, sah aber keinen anderen Ausweg. Nach Lykonien konnte er sie unmöglich mitnehmen, er musste um jeden Preis Issi finden. Er beruhigte sich damit, dass sie schon durchkommen würde. Wenn er einfach reichlich Verpflegung für sie zurückließ, kam bestimmt früher oder später ein Boot vorbei und las sie auf. Falls es zufällig ein Boot der Krähen sein sollte, konnte er es auch nicht ändern.
    Die Dämmerung machte sie sichtlich nervös, wahrscheinlich wegen der großen Stacheltiere. Immerhin konnte er sie in diesem Punkt beruhigen. Als er ihr die Wahrheit sagte, machte sie ein so verblüfftes Gesicht, dass er losprustete und sich nicht mehr beruhigen konnte. Während er sich vor Lachen auf den Kieseln wälzte, grinste sie und legte dabei die Hand schützend auf ihre Wunde.
    »Wie konntest du mich nur so reinlegen?«, fragte sie leicht vorwurfsvoll.
    Er wischte sich die Lachtränen aus den Augen. »Du hättest mal dein Gesicht sehen sollen.«
    Sie spielte an ihrem Armband herum. »Du bist in Wirklichkeit kein Krieger, oder?«
    »Und du kannst auch nicht zaubern.«
    Sie wechselten ein vorsichtiges Lächeln.
    »Ich bin aber tatsächlich die Tochter einer Hohepriesterin, das war keine Lüge.«
    »Wieso bist du dann weggelaufen?«
    Ihre Miene verdüsterte sich. »Ich hatte keine andere Wahl.«
    »Wieso nicht? Du bist reich, du hast doch alles.«
    »Stimmt, ich bin reich«, erwiderte sie bitter. »Siehst du diese Tunika? Sie ist mit Purpur aus Keftiu gefärbt. Die Farbe wird aus Seeschnecken hergestellt und ist kostbarer als Gold.«
    Er schnaubte abfällig. »Das hast du dir bloß wieder ausgedacht.«
    Sie warf ihm einen sonderbaren Blick zu. »Besonders viel weißt du nicht, oder?«
    »Ich weiß zumindest mehr als du.«
    »Von meiner Heimat hast du jedenfalls keine Ahnung. Wahrscheinlich kannst du nicht mal sagen, wo Keftiu liegt.«
    Er schwieg.
    »Die Insel liegt im Süden und ist so groß wie Achäa. Bei uns gibt es keine Krieger, sondern nur Bauern, Handwerker und Seeleute. Jeder muss ein Zwölftel seiner Habe – Ernte, Tiere oder das, was er herstellt – zum Tempel der Göttin bringen, wo ich gelebt habe. Ihr Haus ist viel, viel größer als die Festung eures Stammesfürsten …«
    »Unsinn.«
    »Das

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