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Gods and Warriors - Die Insel der Heiligen Toten: Band 1 (German Edition)

Gods and Warriors - Die Insel der Heiligen Toten: Band 1 (German Edition)

Titel: Gods and Warriors - Die Insel der Heiligen Toten: Band 1 (German Edition)
Autoren: Michelle Paver
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Familie.«
    »Natürlich!«, schrie Telamon. »Genau wie mein Vater, der Führer der Lykonier! Genau wie du, wenn du auch nur die geringste Ahnung hättest, wozu sie imstande sind. Hylas, es ist deine einzige Möglichkeit, zu entkommen. Ich sage ihnen, ich hätte deine Leiche im Meer gesehen, in der Nähe der Küste, aber zu weit entfernt, um sie an Land zu holen. Ich sage ihnen, ich hätte den Dolch am Ufer gefunden. Ich helfe dir bei der Flucht, bis du in Sicherheit bist.«
    »Was ist mit Issi?«
    Telamon strich sich nachdenklich mit dem Daumen über die Unterlippe. »I-ich weiß, wo sie ist.«
    Hylas erstarrte. »Sag es mir.«
    »Hylas …«
    »Du sollst es mir sagen! Halten sie Issi gefangen? Ist sie am Leben?«
    Als Telamon auf ihn zukam, wich Hylas zurück. »Sie haben sie nicht gefangen und es geht ihr gut, aber …«, er hielt inne, »ich sage dir nur, wo sie ist, wenn du mir den Dolch gibst.«
    Hylas starrte ihn an, als sei er ein Fremder. »Du willst um das Leben meiner Schwester handeln?«
    »Nein! Du sollst mir nur zuerst den Dolch geben. Verstehst du denn nicht, Hylas: Sie werden dich jagen, bis sie den Dolch haben, und wenn ich dir sage, wo deine Schwester ist, würdest du ihn mir nicht mehr geben.«
    Hylas tobte innerlich vor Wut. Insgeheim wusste er jedoch, dass Telamon recht hatte. »In der Morgendämmerung«, stieß er hervor. »Geh nach Norden, zu dem Wrack auf den Felsen, dort treffen wir uns. Ich bringe dir den Dolch.«
    Telamon sah ihn prüfend an. »Ist das wirklich dein Ernst?«
    »Was glaubst du?«
    Telamon biss sich auf die Lippen. »Hoffentlich kann ich mich heimlich aus dem Lager schleichen. Kratos …«
    »Das ist mir egal. Wenn du morgen früh nicht da bist, siehst du weder mich noch den Dolch jemals wieder.«

D as ist bestimmt eine Falle!«, flüsterte Pirra erschrocken. »Dann wäre sie schon längst zugeschnappt! Außerdem würde Telamon mich nicht verraten.«
    »Im Tempel der Göttin gibt es viele Jungen wie deinen Freund. Sie reden dauernd über Ehre, aber das sind bloß Worte.«
    »Du kennst Telamon nicht.«
    »Du vielleicht?«
    Hylas schwieg.
    Es war tiefste Nacht. Wütend kroch Pirra zur Quelle hinüber, wusch sich den Ruß des verbrannten Tales ab und kämmte sich das Haar mit den Fingern. Sie war wütend auf Hylas und ärgerte sich über sich selbst. Es hatte sie vollkommen aus der Fassung gebracht, als sie beim Aufwachen Hylas nirgendwo entdeckt hatte.
    Obwohl das kalte Wasser sie in die Wangen biss, ging es ihr anschließend besser, und als Hylas kam, um sich zu waschen, rückte sie anstandslos zur Seite. Offenbar hatte er sich noch nie mit den Fingern gekämmt und sie zeigte ihm, wie man die Knoten aus den Haaren strich. Die meisten waren allerdings hoffnungslos verfilzt, sodass er sie kurzerhand herausschnitt.
    Leicht besorgt registrierte sie, dass er sich das restliche Haar mit einer Grasschnur zurückband. Krieger pflegten sich vor der Schlacht zu reinigen. Hylas rechnete mit einem Kampf.
    Er hatte es auffallend eilig und wollte unbedingt als Erster beim Wrack sein – falls Telamon nicht allein käme.
    »Also traust du ihm doch nicht über den Weg«, stellte Pirra fest.
    Hylas gab keine Antwort.
    Es war noch dunkel, als sie im Schutz der Bäume den Hang hinabkletterten. Pirra stieß ständig gegen die Stämme, während Hylas, der voranging, lautlos wie ein Schatten dahinhuschte. Schließlich hielt er bei einer Gruppe von Findlingen an, die dicht beieinanderstanden und den Eindruck erweckten, als tuschelten sie miteinander.
    »Warum bleibst du stehen?«, japste Pirra.
    Statt zu antworten, bat er sie um einen Streifen vom Saum ihrer Tunika, und als sie wissen wollte, wozu das gut sein solle, erwiderte er nur, das werde sie schon sehen. Er wickelte den Streifen um einen Stock, der ungefähr die Größe des Dolches hatte, und überreichte Pirra dann den echten Dolch. Den eingewickelten Stock behielt er selbst.
    »Hier ist ein gutes Versteck«, sagte er. »Warte hier auf mich.«
    Sie sah ihn überrascht an. »Aber … ich begleite dich doch.«
    »Nein. Diesmal kannst du mir nicht helfen. Außerdem musst du auf den Dolch aufpassen.«
    Sie wollte protestieren, aber er ließ sie nicht zu Worte kommen. »Wenn ich nicht zurückkehre, hältst du dich versteckt, bis sie die Insel verlassen haben. Sie dürfen auf keinen Fall den Dolch in die Hände bekommen.«
    Damit trat er zwischen den Bäumen hervor. Sie lief hinter ihm her. »Sei nicht dumm, Hylas, ich begleite dich!
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