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Gods and Warriors - Die Insel der Heiligen Toten: Band 1 (German Edition)

Gods and Warriors - Die Insel der Heiligen Toten: Band 1 (German Edition)

Titel: Gods and Warriors - Die Insel der Heiligen Toten: Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Paver
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die sichelförmige Narbe auf ihrer Wange übersah.
    »Verzieh dich«, fauchte Telamon.
    »Was ist das wohl für ein Gefühl?«, fragte sie zuckersüß. »Du hast deinen kostbaren Dolch zurück, und Hylas ist tot. Bist du jetzt stolz auf dich?«
    »Stolz?« Er blickte sich kurz nach ungebetenen Lauschern um. »Er war mein Freund!«
    Das Bestattungsfeuer stürzte in einem Funkenmeer zusammen. Sie sah ihn mit schmalen Augen an. »Du weißt, dass die Krähen ein ganzes Tal auf dieser Insel in Brand gesteckt haben?«
    »Halt endlich den Mund!«
    »Ich habe meinen Sklaven hingeschickt. Er sagt, das erste Grün wächst bereits nach. Bald ist nichts mehr von eurem Opfer zu sehen.«
    Telamon ging zum Ufer und musste wütend feststellen, dass sie sich nicht abschütteln ließ. »Was geschieht mit mir?«, drängte sie ihn.
    »Wir nehmen dich mit zurück nach Lykonien«, grummelte er. »Dort kann sich deine Mutter mit dir befassen.«
    »Nein, ich meine …«
    »Ich weiß schon, was du meinst. Der Handel, den sie mit meinem Vater abgeschlossen hat, ist für mich ohne Bedeutung. Ich nehme dich ganz bestimmt nicht zur Frau.« Er blickte demonstrativ auf die Narbe. »Du bist mir viel zu hässlich.«
    Sie lachte auf. »Das ist immerhin etwas.«
    Er hob einen Stein auf und warf ihn ins Meer.
    Damit sie sicher nach Lykonien gelangten, opferte Ilarkos dem Erderschütterer in der Nähe des Schiffes ein Schwein. Telamon erinnerte sich unwillkürlich an die erste Opferung, die er miterlebt hatte. Er war vier Sommer alt gewesen und hatte über den hoch aufschießenden Blutstrahl des Widders gestaunt. »Nützt das etwas?«, hatte er seinen Vater gefragt und Thestor hatte seine Hand genommen und erwidert: »Diese Entscheidung liegt allein bei den Göttern.«
    Während Telamon zusah, wie der fettige schwarze Rauch aufstieg, kamen ihm die väterlichen Worte geradezu hellseherisch vor. Natürlich, dachte er. Alles, was geschieht, geschieht nach dem Willen der Götter. Warum habe ich das nicht früher begriffen? Ihretwegen fühle ich mich wegen Hylas und meiner Familie im Zwiespalt. Sie bestimmen mein Tun. Ich habe keine Wahl.
    Keine Wahl , dachte er und fühlte sich etwas besser. Er war nicht schuld an dem, was geschehen war.
    Er schwor sich im Stillen, sofort nach seiner Rückkehr an ihrem geheimen Treffpunkt in den Bergen ein Kalb für Hylas und Issi zu opfern.
    »Ja«, sagte er laut. »Das ist das Richtige.«
    Er wappnete sich gegen eine weitere schnippische Bemerkung, aber sie hatte ihn nicht gehört und deutete stattdessen dort hinüber, wo das Schiff vor Anker lag.
    »Sieh mal«, sagte sie leise. »Der Delfin ist zurückgekehrt.«
    Ilarkos kam mit ein paar Männern auf Telamon zugeeilt. »Es ist derselbe Delfin, der den Fremdling geholt hat«, erklärte er. »Wir wissen nicht, was das zu bedeuten hat.«
    »Ich finde es heraus«, erklärte das Mädchen selbstbewusst.
    Telamon schnaubte. »Auf keinen Fall! Ich lasse dich nicht ans Ufer, sonst versuchst du bestimmt zu fliehen …«
    »Dann bind mich doch fest«, gab sie gereizt zurück. »Fessele mich an einen Baum und lass mich bewachen, wenn du Angst hast, ich könnte weglaufen.«
    Er lief rot an. »Ich habe keine Angst. Ich traue dir einfach nicht über den Weg.«
    Sie richtete sich auf. Ihre drahtige Gestalt in der schmutzigen Tunika wirkte so selbstsicher, dass die Männer sie anstarrten.
    »Du kannst mich wohl kaum daran hindern, mit einem Geschöpf der Göttin zu sprechen«, erklärte sie Telamon. »Ich bin eine Keftiu. Wir verstehen die Sprache der Delfine.«
    Als Telamon schwieg, fuhr sie an alle gewandt fort: »Wenn ihr mich nicht mit dem Delfin reden lasst – allein, wohlgemerkt –, weckt ihr den Zorn der Göttin und kehrt nie mehr nach Hause zurück.«

H ylas!«, flüsterte Pirra. »Bist du hier?«
    Sie beugte sich so weit über den Felsvorsprung, wie es die Fessel zuließ. Unten schwamm Filos vorbei, nicht weit entfernt behielt der Wächter auf dem Schiff den Delfin ebenfalls im Auge. Dabei befingerte er sein Amulett und murmelte leise Zaubersprüche.
    Außer Sichtweite des Wächters tauchte ein heller Schopf vor ihr im Ginstergebüsch auf. Pirra seufzte erleichtert. »Du lebst! Ich habe einen Kiesel mit einem Zeichen gefunden, war mir aber nicht sicher. Wie geht es dir?«
    »Und dir? Sie haben dich an einen Baum gefesselt!«
    »Sie befürchten, ich könnte sonst flüchten.«
    Als er heraufklettern wollte, machte sie eine abwehrende Handbewegung. »Bleib wo du bist, der

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