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Gods and Warriors - Die Insel der Heiligen Toten: Band 1 (German Edition)

Gods and Warriors - Die Insel der Heiligen Toten: Band 1 (German Edition)

Titel: Gods and Warriors - Die Insel der Heiligen Toten: Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Paver
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Wächter auf dem Schiff lässt mich nicht aus den Augen.«
    »Sie können mich nicht sehen, ich …«
    »Nein, ausgeschlossen, das Risiko ist zu groß.«
    Er verzog mürrisch das Gesicht. Sein Oberkörper war bloß, die Reste der Tunika hatte er sich um die Hüfte geschlungen. Er sah erschöpft aus, und Pirra fragte sich, was auf dem Schiff mit Kratos geschehen war und ob Hylas ihr davon erzählen würde.
    Sie wechselten einen angespannten Blick und sie hatte das Gefühl, alles, was sie gemeinsam erlebt hatten, sei nur ein Traum gewesen.
    Ich bin wieder da, wo ich angefangen habe , dachte sie bitter. Ein Spielstein, den meine Mutter nach Belieben setzt.
    Würde Hylas sie verstehen oder nur erwidern, sie solle froh sein, dass sie genug zu essen habe? Er kam ihr plötzlich so fremd vor, dieser schmaläugige Lykonier, der nur für sich selbst kämpfte.
    »War jemand bei dir, als du den Kiesel entdeckt hast?«, fragte er.
    Sie schüttelte den Kopf. Dann erzählte sie ihm, dass sie die Tunika gemeinsam mit Telamon gefunden und dabei gehofft hatte, es könne sich um ein Lebenszeichen handeln. Kurz darauf hatte sie in der Nähe den Kiesel mit dem eingekratzten Zeichen entdeckt. »Glücklicherweise habe ich das Gekrakel als Igel erkannt, etwas mehr Mühe hättest du dir schon geben können.«
    »Hat Telamon etwas davon mitbekommen?«
    »O nein, bestimmt nicht, dafür habe ich gesorgt.«
    »Dann hält er mich also für tot.«
    Sie nickte. »Beim Anblick der Tunika hat er geweint. Ich glaube, das waren aufrichtige Tränen.«
    Hylas blickte noch finsterer drein. Schließlich fragte er: »Du hast den Erderschütterer geweckt, nicht wahr?«
    Sie zögerte. »Ich habe zuerst nicht begriffen, wie die Tritonmuschel von der Höhle an den Strand gekommen ist, aber dann ging mir plötzlich ein Licht auf. Filos muss sie gebracht haben.«
    Sie blickten zu dem Delfin, der zum Schiff hinüberschwamm, wo die Männer sich über die Reling beugten und ihm Fisch anboten. Pirra musste daran denken, wie er mit ihr durch die Wellen geflogen war. Jetzt ist das alles vorbei , dachte sie traurig.
    »Sie haben den Dolch wieder«, stieß Hylas zwischen den Zähnen hervor.
    »Aber du bist ihnen entwischt. Solange du lebst, bist du eine Bedrohung. Das Orakel …«
    »Das Orakel ist mir egal. Ich will nur Issi wiederfinden.«
    »Die Worte der Göttin haben eine tiefere Bedeutung, sie lenkt unsere Geschicke. Sie hat dich zu dieser Insel gesandt …«
    »Aber warum?«, platzte er so laut heraus, dass sie ihm zischend befahl, sich zusammenzureißen. Glücklicherweise waren die Wachposten hingebungsvoll damit beschäftigt, Filos mit Makrelen zu füttern.
    »Warum das alles?«, wiederholte er flüsternd. »Ich bin keinen Schritt weiter – ohne Schwester, ohne Freund, ohne irgendwas. Selbst wenn ich von dieser Insel wegkommen sollte, was nutzt mir das? Bald sitze ich wieder allein auf einem Floß, mitten im Meer, genau wie am Anfang.«
    Pirra schüttelte ihr letztes Goldarmband ab und warf es ihm zu. »Nimm das«, sagte sie gereizt. »Wenn ein Schiff vorbeikommt, kannst du damit deine Überfahrt bezahlen und brauchst das verflixte Floß nicht mehr.«
    Zweifelnd drehte er das Armband in den Händen. »Komme ich damit bis nach Lykonien?«
    »Hylas, das ist Gold , damit kommst du bis nach Ägypten, wenn du möchtest, und hast immer noch genug, um das gesamte Schiff zu kaufen! Du musst es zerschneiden. Ein Stück davon, so groß wie eine Olive, reicht für die Überfahrt nach Lykonien.«
    »Ach so. Äh, vielen Dank.«
    »Schon in Ordnung«, sagte sie kurz angebunden. Wozu war das Gold schon gut? Freiheit ließ sich damit nicht erkaufen. Plötzlich war sie maßlos traurig.
    Zwei Krieger kamen über die Felsen auf sie zu. Userref war bei ihnen. Er hatte bemerkt, dass sein Schützling gefesselt war, und schäumte vor Wut.
    »Sie kommen«, sagte Pirra. »Versteck dich.«
    »Was willst du jetzt machen?«, fragte er.
    Sie schluckte. »Ich versuche, die Pläne, die meine Mutter mit mir hat, zu verhindern. Vielleicht unternehme ich einen weiteren Fluchtversuch. Und du?«
    »Ich will mich erst nach Lykonien durchschlagen und dann Issi finden. Anschließend will ich nach einem Fleckchen suchen, wo die Krähen uns nichts anhaben können.«
    »Du willst ja eine ganze Menge«, sagte Pirra.
    Er lächelte schief. »Du doch auch.«
    »Los, versteck dich!!«, zischte sie plötzlich.
    Stattdessen kam er jedoch auf sie zugeklettert. »Hier, das ist für dich, ich habe es gefunden.

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