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Godspeed Bd. 1 - Die Reise beginnt

Godspeed Bd. 1 - Die Reise beginnt

Titel: Godspeed Bd. 1 - Die Reise beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beth Revis
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werde. Manchmal bin ich nach einem Sportwettbewerb oder einem langen Schultag vollständig angezogen ins Bett gefallen und sofort eingeschlafen. Und wenn ich dann wieder aufgewacht bin, hatte ich das Gefühl, nur einen Moment die Augen zugemacht zu haben, aber in Wirklichkeit waren der Rest des Tages und die halbe Nacht vergangen.
    Aber …
    Es ist auch vorgekommen, dass ich ins Bett gefallen bin, die Augen zugemacht und geträumt habe. Und es hat sich angefühlt, als hätte ich mein ganzes Leben in diesem Traum verbracht, aber wenn ich dann aufgewacht bin, waren erst ein paar Minuten vergangen.
    Und wenn erst ein Jahr vergangen ist? Wenn wir noch gar nicht gestartet sind?
    Das ist meine größte Sorge.
    Jason hat gesagt: »Denk an mich, wenn du dir die Sterne ansiehst.«
    Ich sagte: »Ich werde mich nicht nur auf die Sterne beschränken.«
    Eine kühle Brise wie an dem Tag, als wir –
    Was war das?
    – uns getroffen haben und die Musik von der Party so laut war, dass unter unseren Füßen der Boden vibrierte. Mit den hohen Absätzen war ich größer als Jason, aber jetzt bin ich barfuß, und das kühle Gras ist eine Wohltat für meine müden Füße, und ich sehe ihm in die Augen.
    Habe ich mich bewegt?
    Der Traum verblasst, das wohlige Gefühl verschwindet. Dunkelheit. Es wartet schon der nächste Albtraum.
    Etwas geschieht.
    Nein, nein, nein. Nichts geschieht. Es geschieht nie etwas. Es ist wieder der Albtraum, derselbe wie immer. Ed und Hassan werden mich auftauen, aber ich bleibe genauso, wie ich jetzt bin, und sie werfen mich wieder in meinen Sarg. Oder das Schiff zerschellt und ich bleibe bis in alle Ewigkeit hier und werde niemals aufgetaut. Vielleicht ist es aber auch der Albtraum, in dem –
    Rumms.
    – in dem sie einfach vergessen mich aufzutauen, weil nach der Landung alle so aufgeregt sind, dass sie einfach nicht mehr daran denken und –
    Etwas passiert.
    Nein. Die Albträume werden nur realer und das macht sie umso schlimmer. Ich glaube, ich höre etwas. Aber ich kann nichts hören. Das bilde ich mir nur ein. Denk an etwas Schönes. Denk an Jason. Denk an Mom und Dad und an –
    Klick.
    Nein. Da war kein Klicken. Es hat kein Klicken durchs Eis vibriert. Das ist nicht passiert. Das sind nur die Albträume, sonst nichts.
    Wenn ich könnte, würde ich die Augen zukneifen. Stattdessen versuche ich, mich auf etwas zu konzentrieren. Erinnerungen – die sind gut, die helfen gegen Albträume.
    Vor meinem inneren Auge tauchen Bilder auf, eins nach dem anderen. Wandern im Grand Canyon. Der Schulausflug an den Strand. Bodenturnen, als ich noch klein war. Meine erste Fahrt mit dem Auto. Der erste Kratzer, den ich ins Auto gemacht habe (am selben Tag), und wie Dad mich deswegen angeschrien hat. Aber ein Eis hat er mir trotzdem spendiert, und wir haben einen Pakt geschlossen, es Mom nicht zu erzählen. Weihnachtsplätzchen backen mit Mom und Großmutter in dem Jahr, bevor sie ins Altersheim kam. Sportfeste. Training für den Marathon.
    Ich spüre etwas. Ich spüre etwas. Wärme in meinem Magen. Und ich höre … ein elektrisches Summen. Mir wird klar, dass ich es höre, weil es aus den Kabeln in meinem Hals kommt.
    Mein Körper rutscht. Nur den Bruchteil eines Millimeters, aber er rutscht.
    Das Eis schmilzt.
    Oh, Gott.
    Bumm.
    Mein Herz.
    Bumm-bumm.
    Wasser schwappt mir über mein linkes Auge. Ich zucke unwillkürlich. Die gelbe Kruste, die meine Augen verschlossen hielt, bricht auf, als ich mich zum ersten Mal seit dem Einfrieren wieder bewege.
    Ohgottohgottohgott.

12
    Junior
    »Was machst du hier?«
    Ich zucke zusammen und verziehe das Gesicht. Viel deutlicher konnte ich meine Schuldgefühle nicht zeigen.
    »Es ist fast dunkel«, fährt Doc fort. »Weiß der Älteste, dass du hier bist?«
    »Nicht!«, bitte ich, als Doc nach dem Schalter seiner Dra-Kom greift. »Hören Sie … ich habe mich weggeschlichen. Ich hatte keine Lust mehr zum Lernen. Kommen Sie schon«, flehe ich ihn an, als Doc die Hand noch immer nicht sinken lässt. »Ich musste nur … etwas Zeit für mich haben. Verraten Sie mich nicht. Gönnen Sie mir diese Auszeit.«
    Docs Gesichtsausdruck verrät mir, dass er damit nicht glücklich ist, aber zumindest nimmt er keinen Kontakt zum Ältesten auf. Ich atme tief durch.
    Einen Moment lang stehen wir nur da, ich auf dem Pfad, der in den Garten hinter dem Krankenhaus führt, und Doc auf den Stufen. Ich liebe diesen Garten. Als der Älteste mich für das Jahr auf die Station geschickt hat,

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