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Godspeed Bd. 1 - Die Reise beginnt

Godspeed Bd. 1 - Die Reise beginnt

Titel: Godspeed Bd. 1 - Die Reise beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beth Revis
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zerbricht er in zwei ungleiche Teile, denn um zu zersplittern, ist das Glas zu dick und zu schwer.
    In dem Wasser mit den blau glitzernden Kristallen reißt sich das Mädchen endlich die Schläuche heraus, und ich sehe, dass an den Enden kleine Elekro-Einheiten sitzen. Mit weit aufgerissenen Augen starrt sie uns direkt an und versucht, mit geöffnetem Mund das Wasser einzusaugen.
    »Was macht sie da, will sie das alles austrinken?«, fragt Doc und greift in der Flüssigkeit nach dem Mädchen.
    Ich weiche entsetzt zurück. »Nein«, wispere ich. »Sie schreit.«

13
    Amy
    Schmerz.
    Kalt, so kalt, dass es brennt, aber nicht betäubend, nein, ein Brennen, das alles durchfährt und nichts anderes übrig lässt.
    Schmerz.
    Glühender,
        reißender,
            eisiger,
                höllischer,
                    blutender,
                        mörderischer
                            Schmerz.
    Magen krampft sich zusammen. Kann mich nicht übergeben. Nichts drin.
    Augen sehen nur Flecken. Manche hell. Andere nicht. Erkenne gar nichts.
    Schleim aus der Nase fließt mir in die Kehle. Ersticke. Würge. Huste.
    Wasser rauscht in meinen Ohren, übertönt die Männerstimmen.
    Hände heben mich aus der Eisbrühe in meinem Glassarg. Es fühlt sich an, als würden sie mich aus Treibsand retten. Die Kryo-Flüssigkeit klebt an mir, zieht mich zurück in mein wässriges Grab, fährt mit eisigen Fingern über meine Haut.
    Sie legen mich auf etwas Kaltes, Hartes und Flaches. Eine Art Maske legt sich über meine Nase, und mir bläst so warme Luft in die Nasenlöcher, dass es wehtut, aber es erinnert meine Lunge ans Atmen. Hände pressen etwas Klebriges auf meine Haut und kurz danach krampfen sich meine Muskeln schmerzhaft zusammen.
    Zwei sanfte Hände halten meinen Kopf fest, als zwei grobe Finger meine Lider aufreißen. Nein , denke ich, ich will nicht noch mehr Augentropfen . Aber plopp, plopp . Eine kalte Flüssigkeit fällt in meine Augen. Ich blinzele mühsam, und meine Tränen mischen sich mit dem Zeug, das sie mir in die Augen geträufelt haben.
    Dann sind die groben Finger an meinem Mund. Ich weiß nicht, was passiert, und öffne die Lippen. Aber dann merke ich, dass etwas Kaltes durch meine Kehle rinnt. Weil ich nicht weiß, was es ist, beiße ich die Zähne zusammen und schüttele den Kopf, aber da mein Hals nicht daran gewöhnt ist, sich zu bewegen, rollt mein Kopf nur ein wenig herum.
    Die sanften Hände halten ihn wieder fest. Ein Gesicht taucht über mir auf. Ein Junge – etwa in Jasons Alter, aber größer, breiter und muskulöser als Jason es war. Er hat dunkle Haut und Augen in der Farbe von Milchschokolade mit zimtfarbenen Flecken, die leicht asiatisch aussehen. Es ist ein gut aussehendes Gesicht, eines, dem ich vertrauen möchte. Doch als ich ihn ansehe, schießt mir ein pochender Schmerz durch den Kopf; ich bin nicht mehr daran gewöhnt, meine Augen auf etwas zu richten.
    Der Junge spricht. Meine Ohren sind zwar noch zu verstopft, um deutlich zu hören, was er sagt, aber seine Stimme klingt freundlich und beruhigend. Als er mein Kinn antippt, öffne ich den Mund für ihn – er nickt zufrieden. Ein warmer zähflüssiger Sirup, der ein bisschen nach Pfirsich schmeckt, aber auch eine alkoholische Schärfe hat, tropft auf meine Zunge und bedeckt meinen Rachen. Er lindert die Schmerzen.
    Der Junge sieht mir ins Gesicht.
    »Wommaich aufsezn«, sagt er. Ich kann ihn nicht verstehen. Er nickt mir zu, als wollte er mir versichern, dass alles okay ist, aber das stimmt nicht – es ist nicht okay, wie soll es das auch sein?
    Der Junge nimmt meine rechte Hand; die groben Hände packen meine linke. Und bevor ich meinen Hals bewegen und »Nein!« signalisieren kann, ziehen sie mich in eine sitzende Position.
    Ich fühle mich, als wäre ich in der Mitte durchgebrochen.
    Bisher war ich Eis.
    Jetzt bin ich Schmerz.

14
    Junior
    »Momma?«, wispert das Mädchen mit rauer Stimme. »Dad?«
    Ihre leuchtend grünen Augen schließen sich wieder; ihr Sonnenuntergangshaar liegt nass und verfilzt auf der Metallplatte des Untersuchungstischs.
    »Wie lange wird sie so sein?«, frage ich Doc.
    »Einen Tag. Vielleicht länger. Sie ist nicht korrekt wiederbelebt worden. Sie sollen aus ihren Kryo-Boxen genommen werden, bevor der Prozess beginnt, und dann in einem Reanimationsbad aufwärmen und nicht langsam auf dem Tisch auftauen. Es ist ein Wunder, dass sie noch

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