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Godspeed Bd. 1 - Die Reise beginnt

Godspeed Bd. 1 - Die Reise beginnt

Titel: Godspeed Bd. 1 - Die Reise beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beth Revis
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mit solchen Haaren ohne Bedeutung ist?
    »Anscheinend haben ihre Eltern einen Antrag gestellt, sie mitnehmen zu dürfen«, fährt Doc fort und scrollt auf dem Floppy nach unten. »Sie sind wichtig genug – die Mutter arbeitet als Bio-Ingenieurin und der Vater ist ein ranghoher Militäroffizier. Glück für sie. Es durften nicht viele Bedeutungslose mit. Es gibt nicht genügend Frachtraum.«
    Ich blinzele verdutzt. Sie ist Fracht? Bedeutungslose Fracht?
    »Warum ist sie hier? Warum sind die alle hier? Wieso gibt es hier ein ganzes Deck mit eingefrorenen Leuten?«
    »Das«, sagt Doc und legt den Floppy weg, »solltest du den Ältesten fragen.«
    »Ich glaube, ich kann dem Ältesten nicht trauen«, flüstere ich dem Mädchen zu, aber Doc hört es zum Glück nicht.
    Ich frage mich, welche Augenfarbe sie wohl hat. Durch die Eisschicht kann ich sehen, dass ihre Wimpern lang und rötlich gelb sind! Ich wusste nicht, dass es so etwas überhaupt gibt! – aber ihre Lider sind fest geschlossen. Wenn ein Mädchen eine so unglaublich weiße Haut und so rote Haare und so sonnige Wimpern haben kann, welche Farben mögen dann in ihren Augen leben?
    »Junior.«
    Ich muss mich nicht umdrehen, um zu wissen, dass der Älteste gekommen ist, aber ich tue es trotzdem. Eine Hand lasse ich auf dem Glaskasten des Mädchens, als könnte ich sie so vor der Aufmerksamkeit des Ältesten beschützen.
    »Wie bist du hierhergekommen?«, fragt er streng. Er ist verärgert, aber vielleicht ja auch nicht wegen mir.
    Bevor ich etwas sagen kann, mischt sich Doc ein: »Ich muss vergessen haben, die Tür zu verschließen. Als eine der Schwestern einen Patienten nicht finden konnte, der seine Medizin brauchte, wurde ich abgelenkt. Anscheinend habe ich nicht aufgepasst.«
    Das ist eine Lüge. Ich weiß, dass Doc die Tür im vierten Stock nicht offen gelassen hat, weil er keine Ahnung gehabt hatte, wie ich auf dieses Deck gekommen war. Aber Doc gebührt dennoch Respekt; es gehört Mumm dazu, den Ältesten anzulügen.
    »Komm«, sagt der Älteste zu mir.
    »Ich will wissen, wieso sie – wieso hier so viele eingefrorene Leute sind«, sage ich. »Wozu sind sie da? Woher kommen sie? Wieso sieht sie so anders aus?«
    Der Älteste richtet seinen Blick auf das Mädchen mit den Sonnenuntergangshaaren. Dann sieht er langsam wieder zu mir herüber. »Sie sieht ungewohnt aus, weil sie von der Sol-Erde stammt«, sagt der Älteste. »Das tun sie alle. Und jetzt komm.«
    »Aber …«
    »Komm.« Er macht kehrt und steuert den Fahrstuhl an. Er geht schnellen Schrittes und presst dabei eine Faust gegen die Hüfte seines verletzten Beins.
    Ich folge ihm, gehorsam wie immer.

9
    Amy
    Aber da sind auch Träume.
    Wunderbare Träume. Schöne Träume. Träume von einer neuen Welt.
    Ich weiß nicht, wie sie sein wird. Das weiß keiner. Aber die Albträume drehen sich fast nie um die neue Welt und in meiner Vorstellung ist sie das Paradies.
    Sie ist ein Ort, für den es sich lohnt, die Erde aufzugeben.
    Wärme. Die Wärme spüre ich immer als Erstes.
    Und in meinem Traum wache ich auf und bin zu Hause.
    Meine Großmutter steht in der Küche und backt Pfannkuchen. Sie gibt immer einen Spritzer Sirup in den Teig, deshalb ist die Küche schon mit dem klebrig-süßen Duft erfüllt, bei dem ich immer an zu Hause denken muss.
    Großmutter schaut zu mir auf und lächelt …
    Manchmal endet der Traum an dieser Stelle, denn meine Großmutter wiederzuhaben, ist der unglaubwürdigste Teil jedes Traums …
    Sie lächelt und das scheint ihre ganzen Falten verschwinden zu lassen.
    »Los geht’s!«, sagt Daddy. Er trägt seinen Jogginganzug. Er tritt ein bisschen auf der Stelle und seine Laufschuhe quietschen auf dem Linoleum. Mom taucht in Joggingshorts und einem Sport-BH hinter ihm auf …
    Und manchmal hört der Traum an dieser Stelle auf, denn Mom ist nie mit uns gelaufen. Es waren immer nur Daddy und ich.
    Wir rennen los.
    Und beim Rennen breitet sich die neue Welt um uns aus. Sie ist immer wunderschön. Sie besteht aus den schönsten Teilen meines Zuhauses, nur besser. Beim Laufen am Strand rutscht der Sand nicht unter den Füßen weg, und das Wasser ist nicht blau, sondern golden. In den schattigen Wäldern duftet es nach Limonen und Honig, und unbekannte Waldtiere mit weichem Fell spielen mit uns. In den Wüsten versorgen uns die hoch aufragenden Skulpturen aus Sand mit frischem Wasser.
    Die neue Welt ist immer wunderschön, immer perfekt.
    Und wenn ich Glück habe, bleibt der

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