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Godspeed Bd. 1 - Die Reise beginnt

Godspeed Bd. 1 - Die Reise beginnt

Titel: Godspeed Bd. 1 - Die Reise beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beth Revis
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wieder aufzufüllen.
    »Ich will kein Wasser«, fauche ich ihn an. Wieso fällt es ihnen so schwer zu erkennen, was wirklich wichtig ist?
    Junior drückt mir trotzdem den Becher in die Hand. Ich nehme einen großen Schluck. Ein bitterer Nachgeschmack bleibt auf meiner Zunge zurück. Ich frage mich, wie oft dieses Wasser wohl schon verwendet wurde.
    »Wie würdest du dich fühlen, wenn es deine Eltern wären?«, fragte ich Junior.
    Harley sieht uns beide an und legt langsam seinen Pinsel weg. Juniors Antwort scheint ihn mehr zu interessieren als mein Wutausbruch.
    »Ich habe meine Eltern nie kennengelernt«, sagt Junior.
    »Sind sie gestorben?« Meine Worte klingen härter, als ich es wollte, aber diese neue Welt scheint es darauf anzulegen, mich abzuhärten.
    Junior schüttelt den Kopf. »Nein. Ich weiß nur nicht, wer sie sind. Ein Junior darf das nicht wissen. Er muss das Gefühl haben, das Kind des Schiffs zu sein.«
    »Bist du auch deswegen hier?«, frage ich Harley.
    »Nee. Ich kenne meine Eltern. Sie sind Weber in der Stadt. Meine ganze Familie hat seit der Seuche in der Weberei gearbeitet. Ich würde gern sagen, dass meine Eltern enttäuscht waren, dass ich nicht der Familientradition gefolgt bin, aber um ehrlich zu sein, haben sie wahrscheinlich nicht einmal gemerkt, dass ich gegangen bin. Sie konnten mich nicht für Stoffe begeistern und ich sie nicht für etwas anderes. Also bin ich hierhergezogen. Junior ist der Einzige ohne richtige Eltern.«
    »So, wie es sein soll«, sagt Junior leise und ohne einen von uns anzusehen. »Aber solange wir nicht herausfinden können, wer Mr Robertson getötet hat«, fügt er hinzu, »sollten wir uns auf das Warum konzentrieren.«
    Ich gehe auf Harley zu und nehme mir seinen größten Pinsel und den Topf mit der schwarzen Farbe.
    »Hey!«, protestiert Harley, aber bevor er oder Junior etwas unternehmen können, male ich meinen Namen in großen Buchstaben an die Wand neben dem Fenster.
    »Was machst du mit deiner Wand?!« Junior klingt total schockiert.
    »Es ist nicht meine Wand«, sage ich nur. Nichts auf diesem Schiff gehört mir.
    Unter meinen Namen schreibe ich alles, was mir einfällt, das mich zur Zielscheibe für den Mörder gemacht haben könnte. Mädchen , schreibe ich. Siebzehn. Rote Haare. Helle Haut. Durchschnittliches Aussehen.
    »Du bist hübsch«, sagt Junior leise, aber ich ignoriere ihn.
    Unwichtig für Mission , füge ich hinzu.
    »Okay«, sage ich und drehe mich um. »Was ist mit Mr Robertson?« Ich schreibe seinen Namen neben meinem an die Wand.
    Junior nimmt das dünne Stück Plastik vom Tisch, das ich früher schon bemerkt hatte. Als er mit dem Finger darüberfährt, leuchtet es auf wie der Bildschirm eines Computers. Er tippt darauf herum und Bilder tauchen auf.
    »Ältester/Junior: Zugang gewährt«, sagt eine Frauenstimme aus dem Computer.
    »Mr William Robertson«, liest Junior vom Bildschirm ab. »Männlich. Siebenundfünfzig Jahre alt. Hispanischer Herkunft, 110 Kilo. Führungsspezialist. Ehemaliger Marineinfanterist. Mission: Offensive Organisation. Gesponsort von der FRX. FRX? Das habe ich schon mal gesehen. Auf einer Plakette auf dem Regentendeck …« Er verstummt.
    »Das bedeutet Financial Resource Exchange«, sage ich und schreibe die Details zu Mr Robertson unter seinen Namen. »Alle Militärangehörigen wurden von der FRX finanziert. So konnte auch mein Dad an dieser Mission teilnehmen.«
    Junior fährt mit dem Finger über den Bildschirm. »Mehr steht hier nicht.«
    Ich betrachte das komische Computer-Ding. »Steht da auch etwas über mich?«
    Junior zögert.
    »Sag schon«, hake ich nach. »Was steht da über mich?«
    »Äh …«
    Harley, der uns schweigend beobachtet hat, schnappt Junior das Computer-Ding weg. Als er überfliegt, was dort steht, verschwindet das Lächeln aus seinen Augen.
    »Oh.«
    »Was?«
    »Es ist nichts.« Harley will den Bildschirm berühren, um ihn abzuschalten, da bin ich ganz sicher. Aber ich komme ihm zuvor und nehme ihm das Ding aus der Hand.
    Da ist das Foto, das sie ein paar Tage vor dem Einfrieren während des Gesundheitschecks von mir gemacht haben. Mein Geburtsdatum. Blutgruppe, Größe, Gewicht. Und in winzigen Buchstaben ganz unten steht: UNBEDEUTENDE FRACHT.
    Ach ja. Das hatte ich vergessen.
    Ich bin ja nur so was wie Übergepäck.
    Ich lasse das Computer-Ding auf den Tisch fallen und drehe mich wieder zur Wand um. Unter meinen Namen schreibe ich noch Unbedeutend.
    »Du bist nicht …«, beginnt

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