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Godspeed Bd. 1 - Die Reise beginnt

Godspeed Bd. 1 - Die Reise beginnt

Titel: Godspeed Bd. 1 - Die Reise beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beth Revis
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eingefroren und bin zu früh wieder aufgetaut worden. Und auf der Er … auf der Sol-Erde war meine Mutter Gentechnikerin. Das Zeug, das du den Kaninchen spritzt, ist keine Impfung. Das ist Material, das ihre Gene manipuliert. Es verändert ihre DNA.«
    Sie nickt, als wäre sie meiner Meinung. »Der Älteste hat uns gesagt, dass du dumm bist und die Dinge nicht verstehst.«
    »Ich komme von der Erde – aber das ist hier nicht der Punkt! Hör zu, der Punkt ist, dass dieses Zeug gefährlich ist. Genmanipulation ist nichts, mit dem man herumspielt, nicht einmal bei Kaninchen, vor allem dann nicht, wenn ihr sie essen wollt. Weißt du, was du da tust?«
    »Der Älteste hat gesagt, dass es Impfungen sind«, sagt das Mädchen und geht weg.
    »He, warte!«
    Das Mädchen bleibt stehen – aber nur, weil es dem nächsten Kaninchen auflauert.
    »Du hast doch gelesen, was auf dem Computer-Ding steht. Da steht doch, dass du ihnen etwas spritzt, das ihre Gene verändert. Genau da steht es.« Ich zeige auf den Bildschirm. Sie sieht neugierig hin, als müsste sie nachsehen, wovon ich eigentlich rede, obwohl die Tabelle, an der sie arbeitet, eindeutig beschriftet ist. »Sieh dir das an. Liest du da irgendwo das Wort Impfung ?«
    Sie schüttelt langsam den Kopf und überfliegt die Daten auf dem Schirm.
    »Und …?«, frage ich und warte darauf, dass sie endlich kapiert, was ich meine. »Du impfst die Kaninchen nicht. Du manipulierst ihre DNA.«
    Sie schaut wieder zu mir auf, mit großen Augen, und einen Moment lang glaube ich, dass sie es begriffen hat. »Oh, nein«, sagt sie. »Du irrst dich. Der Älteste hat es mir gesagt. Impfungen.« Sie hält mir den Korb mit den Spritzen entgegen. »Sie machen die Kaninchen stärker. Gesünder. Besseres Fleisch.«
    Ich will widersprechen, aber ihre großen, unschuldigen und ausdruckslosen Augen machen mir klar, dass es vollkommen sinnlos ist. Der Älteste hat die absolute Kontrolle an Bord. Ich weiß nicht, wieso dieses Mädchen so weggetreten ist, dass sie nicht einmal glaubt, was sie direkt vor ihrer Nase hat, nur weil es dem widerspricht, was der Älteste gesagt hat. Ich weiß nicht einmal mit Sicherheit, ob es der Älteste ist, der den eingefrorenen Leuten die Systeme abschaltet. Aber eines weiß ich genau: Wenn er es ist und das ganze Schiff ihm so blindlings folgt wie dieses Mädchen, dann habe ich gegen ihn nicht die geringste Chance.

34
    Junior
    Am nächsten Morgen kriecht das Licht der Sterne unter meiner Tür hindurch. Ich trete gähnend aus meinem Zimmer und stelle fest, dass der Älteste den Metallschirm über der Navigationskarte heruntergefahren und die unechten Sterne freigelegt hat.
    »Hey«, sagt der Älteste, der an der Wand lehnt und zu den Lampen-Sternen hinaufstarrt. Als er eine Bewegung macht, höre ich, wie etwas auf dem Metallboden umfällt. Es ist eine Flasche des Getränks, das die Techniker herstellen. Der Älteste versucht, sie zu verstecken, aber ich habe sie bereits entdeckt.
    Wir starren die Lampen an.
    »Manchmal vergesse ich«, sagt der Älteste, »wie schwer das alles ist. Ich mache das schon … so lange.«
    »Ich weiß, es ist hart«, sage ich.
    Der Älteste schüttelt den Kopf. »Nein, weißt du nicht. Nicht wirklich. Du fängst erst an. Du … du musstest nicht dieselben Entscheidungen treffen, die ich treffen musste. Du musstest danach nicht mit dir selbst leben.«
    Was meint er damit?
    Und was hat er getan ?
    Und ein anderer Teil von mir, der sechzehnjährige Teil, der keine Ahnung hat, wie es ist, sechsundfünfzig Jahre alt zu sein, fragt sich: Was hat er tun müssen ?
    Denn ich kenne den Ältesten und vor allem kenne ich seinen Job. Und ich weiß, wieso wir diesen Job machen. Warum wir diesen Job leben. Warum wir es müssen.
    »Es wäre einfacher, wenn der Junior vor dir noch leben würde. Er hätte sich um dich und die Paarung kümmern können und ich mich um …«
    »Um was?«, frage ich und beuge mich neugierig vor.
    »Um alles andere.«
    Der Älteste wirkt sehr alt. Viel älter, als ich ihn bis jetzt gesehen habe.
    »Ich hasse die Paarungszeit.« Der Abscheu ist seinen Worten deutlich zu entnehmen.
    Ich will ihn nach dem Grund fragen, aber er sieht mich nicht an, und deshalb lasse ich es lieber bleiben. Ob es vielleicht daran liegt, dass er niemanden hat? Ich habe nie erlebt, dass er eine Frau so angesehen hat, wie Harley es bei seiner Freundin getan hat … oder wie ich Amy ansehe. Vielleicht hatte er früher mal eine Frau und sie ist

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