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Godspeed Bd. 2 - Die Suche

Godspeed Bd. 2 - Die Suche

Titel: Godspeed Bd. 2 - Die Suche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beth Revis
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fallen vom Dach und zerspringen auf dem Boden. Türen werden aufgestoßen, und Leute rennen nach draußen, gefolgt von einer graubraunen Rauchwolke. In den oberen Stockwerken werden Strickleitern aus den Fenstern gelassen. Die Patienten klettern daran herunter, springen den letzten Meter und fliehen in den Schutz des Archivs.
    »Was zum …«, beginne ich, aber Amy packt meinen Arm. Sogar hier spüren wir das Rumpeln unter unseren Füßen.
    »Wieso würde jemand das Krankenhaus in die Luft jagen?«, fragt sie. In ihren Augen spiegelt sich die Angst.
    Rauch quillt aus den Türen im Erdgeschoss, aber nicht aus den anderen Stockwerken.
    Amys Gesicht wird kreidebleich. »Oh, Gott. Es war nicht das Krankenhaus, das explodiert ist …«
    »Es war das Kryo-Deck«, beende ich den Satz für sie.
    »Meine Eltern«, flüstert sie. »Da gibt es diese Treppe; sie führt ins Kryo-Deck. Ich weiß, wo sie ist. Ich könnte …«
    »Geh zu ihnen«, sage ich und packe ihre Schultern. »Geh jetzt – aber sei vorsichtig. Wer immer das war, könnte noch da sein.«
    Amy schluckt.
    »Ich glaube nicht, dass die Explosion stark genug war, um das Kryo-Deck zu zerstören.« Ich schüttele den Kopf. »Nein, bestimmt nicht. Es geht ihnen gut. Ganz sicher.«
    Ich spüre, wie sie sich von mir abwendet, obwohl sie sich noch an mir festhält und ihre Finger sich in meinen Ärmel krallen.
    »Geh jetzt«, sage ich sanft. »Ich komme zurecht. Ich kümmere mich um das Schiff und du dich um deine Eltern. Aber …« Ich verstumme. »Wenn du jemanden siehst … oder etwas … wenn es da unten nicht sicher ist, komm zu mir zurück. Sofort.«
    Sie nickt kurz und rennt wortlos auf die Treppe zu.
    Ich wende mich ab und bin wieder für das Schiff da.

60
    Amy
    Mir schlägt das Herz bis zum Hals und ich habe das Gefühl, mich übergeben zu müssen. Ich war so sehr mit allem anderen beschäftigt – Junior, die Morde, Orions Geheimnis –, dass ich darüber beinahe das Wichtigste vergessen hätte.
    Meine Eltern.
    Gefangen im Eis, auf dem Kryo-Deck, schlafend.
    Hilflos.
    Ich rase die Treppe hinunter und nehme mithilfe des Geländers immer zwei Stufen auf einmal, aber je tiefer ich komme, desto mehr Rauch umwabert mich.
    Er riecht ätzend, nach brennendem Metall, so beißend, dass es mir in die Kehle schneidet wie ein Messer. Gelber Staub bedeckt meine Haut. Er ist so fein wie Babypuder, aber er brennt wie die Bisse von Feuerameisen. Ich benutze meine Ärmel, um ihn abzuklopfen. Ich ziehe meine Tunika so weit hoch, dass sie Mund und Nase bedeckt und streife das Haarband ab in der Hoffnung, dass meine offenen Haare meinen Nacken schützen.
    Mein Fuß rutscht ab, aber ich erwische – zum Glück – das Geländer. Gerade noch rechtzeitig. Es kommen noch zwei weitere Stufen – und dann – nichts mehr.
    Ich halte mich am Geländer fest und beuge mich weit nach vorn. Wie ich vermutet habe, wurde die Bombe in dem Fahrstuhl gezündet, der vom Krankenhaus hinunter ins Kryo-Deck führt. Die Splitter und die Wucht der Explosion haben die Metalltreppe weggerissen, als wäre sie aus Papier.
    Wir sind vom Kryo-Deck abgeschnitten.
    Einen Moment lang überlege ich zu springen. Wie tief ist es wohl bis aufs Deck? Diese Stufen führen nicht direkt aufs Kryo-Deck. Ich befinde mich ein Stück oberhalb einer massiven Metallfläche. Da muss irgendwo eine Luke oder so etwas sein, durch die man aufs Kryo-Deck kommt. Zwischen der Treppe und dem Fahrstuhl ist ein Stahlträger – vielleicht gibt es dort auch eine Tür. Aber der gelbe Rauch ist undurchdringlich, und wenn ich mir die scharfen Kanten der zerfetzten Treppe ansehe, liegen dort unten bestimmt massenhaft Trümmer, die mich umbringen können. Ich starre hinab, so sehr es meine tränenden Augen erlauben, aber alles, was ich sehen kann, ist ein Durcheinander aus kaputten Metallteilen.
    Mein Hals brennt so stark, dass ich nicht aufhören kann zu husten; das gelbe Pulver scheint sehr aggressiv zu sein. Außerdem friere ich, denn hier ist es kälter als sonst irgendwo auf dem Schiff. Ich kehre um und steige die Stufen wieder hoch. Mein Herz hämmert in den Ohren und kalter Schweiß bedeckt meine Haut. Ich bekomme kaum Luft. Ich muss daran denken, wie Victria die Vorstellung einer Welt jenseits des Schiffs so überwältigt hat, dass sie dachte, sie würde sterben. Ich spüre dieselbe Panik in mir, nur dass mich die Vorstellung fast umbringt, immer noch auf dem Schiff gefangen zu sein – und das bis in alle

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