Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Godspeed Bd. 2 - Die Suche

Godspeed Bd. 2 - Die Suche

Titel: Godspeed Bd. 2 - Die Suche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beth Revis
Vom Netzwerk:
um mich. Ich sacke in mich zusammen, aber er hält mich aufrecht und lässt mich an seiner Stärke teilhaben, nachdem mich meine eigene offenbar verlassen hat.
    »Oh, Gott, Junior«, murmele ich gegen seine Brust.
    Er streicht mir beruhigend übers Haar. Um uns herum geht das Leben weiter – Leute rennen in den Maschinenraum und wieder hinaus, es wird geweint, man fällt sich in die Arme, aber wir sind so etwas wie der ruhende Pol in all dem Chaos.
    »Woher hast du es gewusst?«, fragt Junior, die Nase in mein Haar vergraben. Logische Worte, formuliert zu einer logischen Frage – ich bin einen Augenblick lang verwirrt. Ich lehne mich zurück und schaue zu ihm auf. Junior führt mich weg von der Tür und den vielen Menschen in eine ruhige Ecke eines angrenzenden Raums. Über seine Schulter kann ich trotzdem noch das Chaos der Explosion sehen – Kit ist mit einem Trupp Krankenschwestern aufgetaucht und hat das Kommando übernommen. Sie treibt die Verwundeten in einem Bereich zusammen und befiehlt allen anderen, sich zu entfernen. Eine Gruppe Ingenieure untersucht die Versiegelung der Tür zur Brücke, um sicherzustellen, dass keine Gefahr mehr besteht.
    »Die Explosion«, sagt Junior und zieht mich wieder an sich. »Du hast es schon vorher gewusst, oder? Du bist gekommen, um mich zu warnen.«
    »Ich habe noch eins von Orions Videos gefunden. In der Waffenkammer.«
    »Orion – das war Orion?« Juniors Blick ist noch nicht wieder klar; er leidet noch unter den Nachwirkungen der Explosion.
    »Nein, nicht Orion. Aber … jemand anders hat seine Videos. Jemand anders kennt die Codes der verschlossenen Türen. Ich glaube, Orion wollte uns die ganze Zeit zeigen, wie wir vom Schiff kommen, aber jemand anders hat sein Geheimnis vor uns gelüftet und versucht, uns aufzuhalten.«
    Ich gebe Junior den Floppy mit Orions Video. Im ersten Film, den ich gefunden habe, schien Orion sicher zu sein, dass es eine Entscheidung zu treffen gab und dass ich sie treffen würde. Aber in diesem letzten Video klingt er genauso wie in dem, als er gerade vor dem Ältesten geflohen war – verängstigt und unsicher. Wer immer diese Videos von Orion gefunden hat, ist offenbar der Meinung, dass es sich nicht lohnt, auf dem Planeten zu landen, und ermordet jeden, der es dennoch versucht. Das beweist die Explosion auf der Brücke – sie hat dafür gesorgt, dass wir niemals landen werden, obwohl die Zentauri-Erde zum Greifen nahe ist.
    Ich kann nicht genau erkennen, was in Juniors Kopf vorgeht, als er sich das kurze Video ansieht – Trauer, Wut, Zweifel, Schmerz. Aber als er schließlich wieder zu mir aufsieht, ist sein Blick nur noch leer.
    »Das alles spielt jetzt keine Rolle mehr«, sagt er. »Ohne die Brücke werden wir nirgendwo hingehen.«
    Er hat es kaum ausgesprochen, da wird es ihm zur Gewissheit. Ich sehe, wie die sechzehn Jahre seines Lebens auf dem Schiff und die Jahrzehnte seiner Zukunft regelrecht auf ihn herabstürzen – er sinkt förmlich unter der Last der Erkenntnis zusammen, dass die Godspeed nicht mehr landen kann. Jetzt lastet alles auf ihm – das Schiff, die Menschen, die Todesfälle, die Enttäuschung. Und ich erkenne, dass das schon immer so war. Schon immer.
    Junior sieht sich zum Maschinenraum und den versiegelten Türen um. »Shelby war da drin. Auf der Brücke.«
    Und plötzlich ist das Entsetzen wieder da. Ich versuche, es zurückzudrängen.
    »Warum?« Junior sieht mich traurig an. Er fragt nicht, warum jemand die Brücke in die Luft gesprengt hat. Er will wissen, wieso jemand Shelby dafür sterben ließ.

59
    Junior
    »Nein, nein, nein, nein, nein«, hat Shelby gerufen.
    Die Worte gehen mir immer wieder im Kopf herum, und ich bin sicher, dass sie nie wieder weggehen werden.
    Amy küsst mich.
    »Nein, nein, nein, nein, nein.«
    Amy sagt, dass jemand die Bombe wegen eines blöden Videos gezündet hat, das Orion aufgenommen hat, als er in meinem Alter war. Derjenige wollte sicherstellen, dass wir das Schiff niemals verlassen. Niemals.
    »Nein, nein, nein, nein, nein.«
    Amy führt mich zur Schwerkraftröhre und auf dem Versorgerdeck zeigt sie mir die verborgene Tür und die Treppe dahinter.
    »Nein, nein, nein, nein, nein.«
    Amy öffnet die Tür und das Licht fällt ins dunkle Treppenhaus. Die Tür knarrt, aber alles, was ich höre, ist:
    »Nein, nein, nein –«
    BUMM!
    Eine weitere Explosion, diesmal dumpfer als die erste, erschüttert den Boden und lässt die Grundmauern des Krankenhauses wackeln. Ziegel

Weitere Kostenlose Bücher