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Godspeed Bd. 2 - Die Suche

Godspeed Bd. 2 - Die Suche

Titel: Godspeed Bd. 2 - Die Suche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beth Revis
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dem Buch entfernt.«
    »Wie hast du es gefunden?«, will ich wissen. Ich versuche, mich zu erinnern, ob Orion in einer seiner Botschaften Gedichte von Shakespeare erwähnt hat.
    »Es war im Literatursaal«, sagt Amy. » Aber «, fährt sie fort, als ich bereits den Mund aufmache, um sie genauer auszufragen, »viel wichtiger ist die fehlende Seite mit dem Sonett.« Sie schlägt Seite 85 auf und zeigt sie mir. »Auf dieser Seite ist das Sonett 29.« Sie blättert weiter zu 89. »Hier ist das Sonett 31. Was bedeutet, dass auf Seite 87 das Sonett 30 gewesen sein muss.«
    Amy lässt das Buch fallen. Ich kann es kaum ertragen, wie sie mit dieser Kostbarkeit von der Sol-Erde umgeht. Amy bekommt davon nichts mit, denn sie steuert bereits die größte Tür am Ende des Ganges an. »Die Codes müssen mindestens vier Stellen haben«, sagt sie. »Also versuch es mit der 0030.« Sie deutet mit einem Kopfnicken auf die Tür rechts der Außenluke.
    »Das funktioniert nie im Leben«, sage ich.
    Statt einer Antwort tippt Amy 0030 in das Tastenfeld an ihrer Tür ein.
    »Sag ich doch«, kann ich mir nicht verkneifen, nachdem der Code auch bei meiner Tür keinen Erfolg bringt.
    Amy hebt das Buch wieder auf und betrachtet die Seiten ganz genau. »Aber … ich war so sicher.«
    Ich sehe ihr über die Schulter. »Wie kommst du darauf, dass diese Gedichte nummeriert sind? Da stehen doch Buchstaben und keine Zahlen.«
    »Das sind römische Zahlen«, sagt Amy, als wüsste das jeder. Doch dann senkt sie das Buch und schaut mich an. »Es sind römische Zahlen. Wir sollten es nicht mit 0030 versuchen, sondern mit XXX und einer Null davor, weil wir vier Stellen brauchen.«
    Sie stürzt wieder zum Tastenfeld und gibt 0XXX ein.
    Die Tür bleibt verschlossen. »Wieso haben die Römer Buchstaben anstelle von Zahlen verwendet?«, will ich wissen.
    Sie ignoriert meine Frage. »Versuch es bei deinem Schloss«, verlangt sie und baut sich erwartungsvoll vor der Tür auf, an der ich mich zu schaffen mache.
    »Du machst dir ganz umsonst Hoffnungen. Orion war verrückt. Und diese ganze Sucherei nach Hinweisen ist genauso verrückt.«
    »Versuch. Es. Endlich.«
    Ich verdrehe die Augen und tippe 0XXX ein.
    Biep! Klick.
    »Da ist nicht wahr«, hauche ich überwältigt.

36
    Amy
    Die Tür schwingt auf, und erst als ich tief Luft hole, merke ich, dass ich die ganze Zeit den Atem angehalten habe. Natürlich war ich halbwegs zuversichtlich, aber ich kann trotzdem nicht fassen, dass es funktioniert hat.
    Es sind zehn Fächer in die Wand eingelassen und in jedem liegt ein Raumanzug. Schläuche ringeln sich um die schweren Stiefel, und auf Regalen über den Fächern stehen Helme, die trotz einer feinen Staubschicht immer noch glänzen wie frisch poliert.
    Junior stürmt in den Raum und fährt mit dem Finger über den nächstbesten Anzug. Er sieht aus wie eine angemalte Papiertüte, aber das Material fließt unter seinen Fingern wie feine Seide. Hinter dem Seidenanzug kann ich härtere Teile erkennen, die aussehen wie eine Rüstung aus Plastik.
    »Weißt du, wie man die benutzt?«, fragt Junior.
    »Wieso sollte ich?«
    »Du bist von der Sol-Erde. Und die Anzüge sind dort gebaut worden.«
    Ich lache kurz auf. »Das ganze Schiff ist auf der Sol-Erde gebaut worden, aber das bedeutet nicht, dass ich irgendwas darüber wüsste!«
    »Aber …«
    »Da ist ein Handbuch«, sage ich. An der Wand hängt ein großer Bildschirm aus Metall und Glas, der mit einem Kabel verbunden ist. Vielleicht lief dort einmal ein Instruktionsvideo oder ein interaktives Programm, aber das Kabel ist ausgefranst und der Bildschirm hat einen Sprung. Unter dem Monitor liegt ein dickes schwarzes Buch. Nur gut, dass Bücher nicht so schnell kaputt gehen. Ich nehme es in die Hand und blättere darin herum. Zwei Drittel davon sind nicht einmal auf Englisch geschrieben. Und der Teil, den ich lesen kann, ist so kompliziert, dass ich nur Bahnhof verstehe. Aber am Ende des Buches ist eine detailliert bebilderte Anleitung, wie man die Raumanzüge benutzt. Ich schätze, die Erbauer des Schiffs wollten mit diesen Bildchen sicherstellen, dass die Leute auf dem Schiff die Raumanzüge benutzen konnten, auch wenn sich ihre Sprache weiterentwickelt hätte oder sonst etwas schiefgegangen wäre.
    Ich reiche das Handbuch an Junior weiter, und dabei fällt mir auf, dass darunter noch ein weiteres Buch liegt.
    »Was ist das?«, fragt Junior, aber das Handbuch interessiert ihn mehr als das dünne Bändchen, das ich

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