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Godspeed Bd. 2 - Die Suche

Godspeed Bd. 2 - Die Suche

Titel: Godspeed Bd. 2 - Die Suche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beth Revis
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ertrinke im Nichts.
    Fast da.
    Meine Hände rutschen ab und ich habe Angst – wenn ich loslasse und wieder ans Ende des Seils zurücktreibe – werde ich nie auf das Schiff zurückkehren. Ich werde nie zu Amy zurückkehren.
    Aber wenn ich schon sterben muss , denke ich, kann ich dabei wenigstens den Planeten sehen. Hat Harley dasselbe gedacht? Hat er vor seinem Tod die Zentauri-Erde gesehen? Hat er es bedauert, dass er zu den Sternen gegangen ist, obwohl der Planet schon in Reichweite war?
    Ich betrachte verständnislos meine Hände. Warum habe ich vergessen, mich am Seil entlangzuhangeln? Ich treibe zwar immer noch auf das Schiff zu – dafür sorgt die fehlende Schwerkraft – aber ich muss mich am Seil vorwärtsziehen, sonst schaffe ich es nie rechtzeitig zurück auf die Godspeed und zum rettenden Sauerstoff. Ich zwinge meine Arme, sich zu bewegen und meinen Körper näher ans Schiff zu ziehen. Ich gebe mein Äußerstes. Die Verzweiflung befeuert meine Muskeln. Mein Mund steht weit offen und versucht, etwas einzusaugen, das nicht da ist. Meine Kehle krampft sich zusammen.
    Ich muss es aufs Schiff schaffen.
    Meine Muskeln zittern, aber ich weiß nicht, ob vor Anstrengung oder aus Atemnot. Nur noch ein Zug – angekommen. Die Luke. Hektisch greife ich nach dem Türrahmen der Öffnung. Amy ist auf der anderen Seite der Tür. Ich hebe den Kopf und kann durch meine tränenden Augen ihr Gesicht sehen, das ans Glas gepresst ist. Mit einem letzten Ruck ziehe ich mich hoch und die Schwerelosigkeit lässt mich an die Decke der Ausstiegskabine stoßen. Schwarze Flecken tanzen vor meinen Augen.
    Die Luke schließt sich knirschend … so langsam …
    Ich drehe mich gerade rechtzeitig um und kann einen letzten Blick auf den Planeten erhaschen, der nur hier durch den kleinen Türspalt zu sehen ist.
    Die Luke fällt zu.
    Und ich verliere das Bewusstsein.

40
    Amy
    Die Luke hat sich kaum geschlossen, da zerre ich schon am Türgriff, aber solange kein Druckausgleich stattgefunden hat, lässt sie sich nicht öffnen. Durch das Bullauge sehe ich Juniors Körper mit Wiedereinsetzen der Schwerkraft auf dem Boden aufschlagen. Ich hämmere mit beiden Fäusten gegen die Tür, aber er rührt sich nicht. Er liegt einfach nur da. Wegen des Helms kann ich sein Gesicht nicht sehen.
    Eine Ewigkeit später klickt das Schloss auf. Ich reiße die Tür auf, lasse mich neben Junior auf die Knie sinken und drehe ihn auf den Rücken. Seine Arme und Beine sind schlaff; der klobige Panzer des Raumanzugs ist im Weg.
    Zuerst muss der Helm runter. Juniors Kopf rutscht daraus hervor und prallt unsanft auf den Boden.
    »Junior«, sage ich. »JUNIOR.« Ich ohrfeige ihn, in der Hoffnung, dass er aufwacht, aber …
    Ich presse auf den Knopf meiner Dra-Kom und rufe Doc. »Kommen Sie aufs Kryo-Deck, schnell!«, kreische ich in mein Handgelenk und reiße gleichzeitig heftig an der Panzerung von Juniors Raumanzug, zerre die Gurte und Verschlüsse von seiner Brust.
    »Was ist passiert?«, fragt Doc. Er klingt atemlos, als würde er bereits rennen.
    »Es ist Junior!«, schreie ich.
    »Ich bin auf dem Technikdeck, aber ich komme so schnell ich kann.«
    »Beeilen Sie sich!«
    Ich beuge mich über Juniors Brust – er atmet nicht. Meine Haare fallen über sein Gesicht und in seinen offenen Mund, aber er zuckt nicht einmal.
    Ich weiß nicht, ob das funktionieren wird – ich bete, dass es klappt – aber ich überstrecke Juniors Kopf – seine Haut ist so kalt – halte ihm die Nase zu und atme in seinen Mund. Ich habe das als Kind beim Schwimmkurs in Florida gelernt, aber die Trainingspuppe damals war aus Plastik – kein Vergleich mit der feuchten Wärme von Juniors Mund. Ich atme zweimal kurz in seine Lunge, dann richte ich mich wieder auf, lege die Hände übereinander und presse sie auf seinen Brustkorb.
    Drücken, drücken. Drücken, drücken. Drücken, drücken. Drücken, drücken. Drücken, drücken. Drücken, drücken. Drücken, drücken. Drücken, drücken. Drücken, drücken. Drücken, drücken. Drücken, drücken. Drücken, drücken. Drücken, drücken. Drücken, drücken.
    Drücken, drücken. Drücken, drücken.
    Beatmen, beatmen.
    Drücken, drücken. Drücken, drücken. Drücken, drücken. Drücken, drücken. Drücken, drücken. Drücken, drücken. Drücken, drücken. Drücken, drücken. Drücken, drücken. Drücken, drücken. Drücken, drücken. Drücken, drücken. Drücken, drücken.
    Drücken, drücken. Drücken,

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