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Godspeed Bd. 2 - Die Suche

Godspeed Bd. 2 - Die Suche

Titel: Godspeed Bd. 2 - Die Suche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beth Revis
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Anstalten, sich zu befreien.
    Ihr Kuss ist ganz sanft und übt kaum Druck auf meine wunden Lippen aus. Es liegen Unschuld und ein Versprechen darin.
    Doc räuspert sich.
    Ich erhasche noch einen Blick von Amys überraschtem Gesicht, dann springt sie mit hochrotem Kopf auf und setzt sich wieder auf den Stuhl an der Wand.
    »Wie fühlst du dich, Junior?«, fragt Doc, als er an mein Bett tritt. Mit einem Stirnrunzeln betrachtet er den Sauerstoffschlauch, den ich mir selbst abgenommen habe. Er fühlt meinen Puls und schwenkt eine Lampe vor meinen Augen.
    »Es geht mir gut«, beteuere ich.
    Endlich glaubt er mir und setzt sich auf den Stuhl neben Amy. »Und jetzt«, beginnt er und seine normalerweise so gelassene Stimme klingt eindeutig gereizt, »erklärt mir freundlicherweise, was zum Teufel ihr euch dabei gedacht habt.«
    Ich mache den Mund auf, aber es kommt kein Ton heraus. Mein Blick huscht zu Amy – wie viel weiß Doc? – und sie schüttelt kaum merklich den Kopf.
    »Versucht nicht, es vor mir zu verbergen«, sagt Doc und seine Stimme wird noch etwas schriller. »Es ist eindeutig, was ihr beide getan habt.«
    »Ist es?«
    Doc funkelt mich an. »Ich weiß, was das für ein Anzug war. Man trägt ihn, um von Bord zu gehen. Orion hat es ein Mal getan, als Außenarbeiten nötig waren. Und ihr beide habt diese Anzüge gefunden und euch gedacht: ›Oh, lasst uns ins All hinausgehen und spielen !‹«
    »So war das gar nicht«, will ich mich verteidigen, aber Amy bringt mich mit einem kurzen Anheben der Brauen zum Schweigen.
    »Junior, ich verstehe das ja«, sagt Doc, jetzt wieder mit derselben monotonen Stimme, mit der er mich auch gefragt hat, wie es mir geht und ob ich ein Medipflaster zur Beruhigung haben will. »Du wolltest wissen, wie es da draußen aussieht. Aber dir hätte klar sein müssen, dass diese Anzüge uralt sind. Ich bezweifle, dass auch nur einer davon wirklich sicher ist.« Er verstummt und weicht meinem Blick aus. »Junior – du bist zu wertvoll. Jetzt, wo Orion eingefroren ist und das Schiff nicht mehr von Phydus kontrolliert wird, dürfen wir kein Risiko eingehen. Nicht, was dich betrifft.«
    Doc verbirgt sein Gesicht hinter den Händen, was mich überrascht – ich habe noch nie erlebt, dass ihn seine Gefühle so überwältigen.
    Biep, biep-biep.
    Ich hebe schon die Hand, um den Anruf stummzuschalten.
    »Will dich jemand sprechen?«, fragt Doc. »Du solltest dich lieber melden.« Er funkelt mich an. Jetzt ist seine Sorge in Ärger umgeschlagen. »Nur weil du etwas Verrücktes getan hast, bist du nicht automatisch von deinen Pflichten befreit.«
    »Ich weiß«, antworte ich verletzt und drücke auf die Dra-Kom.
    Docs mürrische Miene glättet sich wieder und es sieht so aus, als wollte er sich bei mir entschuldigen, aber ich hebe einen Finger und lausche dem Anrufer.
    Nach dem Ende des Gesprächs stehe ich auf. Amy würde mich am liebsten ins Bett zurückschubsen, aber ich ignoriere sie.
    »Amy.« Ich versuche die Worte, die ich nicht sagen kann, in meinem Blick auszusprechen. »Wir reden nachher weiter. Über das Ding .«
    Sie nickt.
    »Aber jetzt muss ich gehen«, sage ich.
    Amy hält mich am Arm fest, bevor ich den Raum verlassen kann. »Was ist los?«, fragt sie, und obwohl sie nur diese drei Worte sagt, fleht mich ihr Ton an, bei ihr zu bleiben.
    Aber ich kann nicht.
    »Marae ist tot.«

42
    Amy
    Ohne Junior fühlt sich das Zimmer leer an. Ich versuche, mich an Marae zu erinnern – ich weiß, dass sie Erster Techniker war und damit die Nummer Zwei in der Kommandokette. Sie war groß und hat nur für ihre Arbeit gelebt, hatte einen strengen Haarschnitt und durchdringende Augen, aber abgesehen von diesen Äußerlichkeiten weiß ich kaum etwas über sie.
    Und jetzt ist es zu spät.
    Auch zu spät für sie, den neuen Planeten zu sehen.
    Ich habe ein schlechtes Gewissen. Ich sollte nicht so glücklich sein, nicht, wenn jemand getötet wurde. Aber – wir sind da! Das Schiff wird tatsächlich landen! Auf dem Weg durch den Gemeinschaftsraum der Station schaue ich aus dem großen Fenster. In Gedanken ersetze ich die perfekt angelegten Hügel und die Legosteine der Stadt durch Wälder, Ozeane und den Himmel.
    Wir sind da.
    Auf dem Weg in mein Zimmer grinse ich zufrieden. Zugegeben, ich hasse Orion für das, was er mir angetan hat, nachdem ich aufgewacht bin, aber ich kann nicht bestreiten, dass es seine Hinweise waren, die Junior und mich direkt zur Zentauri-Erde geführt haben.
    Und sie haben

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