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Godspeed Bd. 2 - Die Suche

Godspeed Bd. 2 - Die Suche

Titel: Godspeed Bd. 2 - Die Suche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beth Revis
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So hat mich Amy noch nie geküsst, so hat sie mich noch nie angesehen.
    Ich würde zu gern immer wieder in Gedanken durchgehen, was gerade passiert ist, aber auf der Brücke erwartet mich das ernste Gesicht der Zweiten Technikerin Shelby, was mich dazu zwingt, nur noch an Marae zu denken.
    »Wir haben sie hier drinnen gefunden«, sagt sie und geht auf die offene Tür zu. Der Maschinenraum ist voller Techniker, und es sieht so aus, als würden sie arbeiten, aber in Wirklichkeit folgen alle Augen Shelby und mir auf dem Weg zur Brücke. Das einzige Licht kommt von einer Lampe in der Nähe von Maraes lebloser Hand.
    Ich wende mich ab – ich will mir noch nicht eingestehen, dass sie tot ist. Mein Blick wandert zur Metalldecke, die sich hoch und halbrund über uns erstreckt. Auf der anderen Seite der Stahlplatten liegt der Planet. Marae hatte keine Ahnung, wie nah sie ihm war. Und er war die ganze Zeit dort draußen.
    Sie liegt auf dem Tisch und ihr Körper hängt halb über dem Stuhl. Ihre Augen sind offen und starren ins Leere. Floppys mit Diagrammen und Listen blinken unter ihr; eine schematische Darstellung des Antriebs liegt verknittert unter ihrem Arm.
    An ihrem Halsansatz, knapp unter dem Rand ihrer Kurzhaarfrisur, kleben drei hellgrüne Medipflaster. Auf jedem steht in schwarzer Schrift ein einzelnes Wort.
    Folge.
    Dem.
    Anführer.
    »Das ergibt keinen Sinn«, flüstere ich. Wenn jemand Leute umbringt, die sich mir widersetzen, wieso musste Marae dann sterben? Sie hat mich von Anfang an unterstützt. Sie war meine treueste Anhängerin und hat auch die anderen Techniker entsprechend beeinflusst. Sie hat sich sofort bereit erklärt, meine Polizeitruppe anzuführen. Wenn Doc der engste Vertraute des Ältesten war, dann war Marae meine engste Vertraute.
    »Wer hat dir das angetan?«, wispere ich, aber natürlich antwortet sie nicht. Es muss jemand von hohem Rang gewesen sein, oder? Jemand, der entweder Zutritt zur Brücke hat oder Marae so gut kannte, dass sie für ihn die Tür geöffnet hat. Neben den Technikern haben ein paar Wissenschaftler, Doc und Kit und sogar Fridrick, der Verwalter der Essenszuteilung, Zugang zu diesem Deck. Und mit den gestohlenen Medipflastern hätte es jeder von ihnen sein können.
    Hinter mir gibt Shelby einen dumpfen Laut von sich. Sie starrt resolut an die Decke, die Zähne fest zusammengebissen.
    Ich will etwas Tröstendes zu ihr sagen, aber alles, was ich herausbringe, ist: »Jetzt bis du Erster Techniker.« Sie nickt kurz. Sie wird Marae nicht dadurch entehren, dass sie jetzt Schwäche zeigt. Sie wird ein guter Erster Techniker sein.
    Die Decke der Brücke ist gewölbt wie die auf dem Kryo-Deck und im Großen Raum auf dem Regentendeck. Als ich draußen war – ich lächle verstohlen, als ich draußen war  – sah es so aus, als hätte die Brücke eine Glaskuppel. Also, vermutlich ist es kein echtes Glas. Das wäre zu empfindlich, wenn das Schiff in die Atmosphäre eindringt oder den Gefahren des Weltalls ausgesetzt ist – Asteroiden, Kometen, Meteoren. Aber ein anderes klares Material wie etwa ein dicker Kunststoff würde funktionieren. Etwas, das funkelt. Etwas, das im Licht des Planeten strahlt und im Schein der zwei Sonnen aufleuchtet.
    Aber diese Decke ist aus Metall.
    Genauso wie die Decke auf dem Regentendeck. Der Älteste hat dort oben die falschen Sterne unter einer Metalldecke verborgen … einer Decke mit Paneelen und Scharnieren, genau wie diese hier … mit einer hydraulischen Funktion … Mein Blick wandert an der Wand hinunter bis zu dem Schalter an der Tür, der durch einen biometrischen Scanner betrieben wird. Ich knirsche mit den Zähnen. Wieso wundert es mich eigentlich noch, dass es auch hier ein Geheimnis gibt, genau wie auf dem restlichen Schiff?
    Und ich habe die Geheimnisse und Lügen allmählich satt. Es ist eine Sache, nicht allgemein zu verkünden, dass das Schiff nicht mehr fliegt – das hätte das Ende aller Hoffnung bedeutet – aber der Planet ändert alles.
    »Verriegle die Tür zur Brücke«, befehle ich Shelby.
    Sie zögert den Bruchteil einer Sekunde, doch dann dreht sie sich um und zieht die schwere Tür zu.
    »Verriegle sie«, wiederhole ich.
    »Dies sind Schlösser mit erhöhtem Sicherheitsstandard«, informiert mich Shelby. »Sie schotten die Brücke vollständig vom Rest des Schiffs ab.«
    »Ich weiß«, sage ich nur.
    Shelby scannt ihren Daumenabdruck und das Schloss verriegelt sich. Sie berührt einen weiteren Schalter und Lichter

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