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Godspeed Bd. 2 - Die Suche

Godspeed Bd. 2 - Die Suche

Titel: Godspeed Bd. 2 - Die Suche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beth Revis
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Aufmerksamkeit nur noch auf Bartie. Wie zum Teufel ist er in das Dra-Kom-System gekommen? Nur wenige Besatzungsmitglieder – ich, Doc und der Erste Techniker – haben die Freigabe für Allrufe. Bartie muss sich ins System gehackt haben.
    Ich presse den Finger auf meine Dra-Kom. »Übernehme System«, befehle ich und beginne einen weiteren Allruf.
    »Bewohner der Godspeed«, sage ich so laut ich kann. »Beruhigt euch. Jetzt ist nicht die Zeit für Meuterei und Unfrieden. Heute Morgen habe ich entdeckt, dass wir viel näher an der Zentauri-Erde sind, als wir je gedacht hätten. Wir werden mit der Landung auf den Planeten beginnen – und zwar schon bald. Sehr bald. Ihr müsst nur –«
    »LÜGEN! NICHTS ALS LÜGEN!«, brüllt Bartie jetzt, aber nicht über die Dra-Kom, sondern von den Eingangsstufen der ESZU. Sein Gesicht ist wutverzerrt und die Worte platzen nur so aus ihm heraus.
    »Das ist keine Lüge«, versichere ich und meine Stimme knistert über die Dra-Kom. »Bitte beruhigt euch, Leute. Die Mission –«
    Biep, biep-biep.
    »Vergesst die Mission«, brüllt Bartie in das Allruf-System der Dra-Kom. »Das ist doch nur wieder ein Versuch von Junior, euch zu manipulieren! Seht euch um, Freunde! Das hier – das  – ist alles, was wir haben! Die Godspeed ist unser Zuhause, und es hat keinen Sinn mehr, dass wir versuchen, die Zentauri-Erde zu erreichen! Wir haben nur dies hier – und die Freiheit!«
    »Ich habe euch Freiheit gegeben!«, schreie ich, bevor mir einfällt, dass ich auch die Dra-Kom benutzen kann. Aber Bartie ist schneller.
    »Er behauptet zwar, er hätte uns Freiheit gegeben, aber seht euch doch an, was er weiterhin alles kontrolliert. Er entscheidet, wer isst und wie viel. Er entscheidet, wer welche Medis kriegt – und er ist es, der dieses Gift Phydus wieder aufs Schiff zurückgebracht hat. Das war seine Entscheidung, seine Wahl, und ihr dürft dafür bezahlen.«
    Ich muss wieder daran denken, wie ich ihn vor einer Weile im Archiv getroffen habe. Einführung in Kommunikationssysteme. Und die Geschichte der Französischen Revolution. Wahrscheinlich war er es, der sich ins Floppy-System eingehackt hat. Ich frage mich, ob diese Rebellion hier zu Ende gewesen wäre, wenn ich anders reagiert hätte.
    »Was ist mit dem Essen?«, schreit jemand aus der Menge.
    Bartie stößt die Türen der ESZU auf. »Nehmt euch, was ihr tragen könnt«, ruft er. »Es ist nicht mehr viel da.«
    Mehr braucht er nicht zu sagen.
    Die Leute stürmen die ESZU. Die Fenster an der Vorderseite werden eingeschlagen und die Menschen rennen hindurch. Der Mob stürmt so schnell voran, dass Bartie aus dem Weg springen muss. Dann kämpfen sich die Menschen wieder nach draußen, rollen Fässer vor sich her oder wuchten sich schwere Säcke auf die Schultern. Andere reißen die Säcke auf und prügeln sich um den Inhalt. Unter dem Ansturm rutscht Fridricks Leiche aus dem Tuch im zweiten Stock und fällt auf den Boden. Die Leute weichen kurz zurück, setzen dann aber ihren Ansturm fort, ohne sich von dem Toten aufhalten zu lassen.
    Es kommt zu Kämpfen. Es fängt mit leichten Schubsereien an, weil alle versuchen, sich vorzudrängen. Aus den Schubsereien werden Ellbogenstöße und daraus entwickeln sich richtige Prügeleien. Die Nahrungsmittel sind Nebensache, als zwei Männer aufeinander losgehen. Der größere Mann schlägt dem kleineren auf den Mund und Blut spritzt bogenförmig über die Menge. Die Freunde des kleineren Mannes mischen sich ein, und kurz darauf sind es so viele, die aufeinander einschlagen und sich gegenseitig anschreien, dass ich die beiden ursprünglichen Streithähne nicht mehr ausmachen kann.
    Ich habe im Floppy-Netzwerk ein solches Chaos auf Videos und Bildern der Sol-Erde gesehen. Aber das hier ist etwas anderes. Weil ich mitten dabei bin.
    Eine Frau schreit laut auf, als ein Fass Milch die Straße herunterrollt. Sie rennt hinterher und kreischt jeden an, der sich ihm nähert.
    »Die Gewächshäuser!«, brüllt ein Mann und führt einen Trupp von etwa zwanzig Leuten von der Hauptstraße weg zu unserer Pflanzen-Sektion. Verdammt. Die werden alles rausreißen, was dort wächst.
    Ich versuche es mit einem weiteren Allruf. Niemand nimmt ihn zur Kenntnis.
    Ein Mann stößt eine Frau zur Seite. Ein anderer will sie verteidigen und verpasst dem Mann einen Faustschlag. Bevor ich reagieren kann, mischen sich zwei weitere Männer in den Kampf ein. Die Frau rappelt sich auf und flüchtet vor der Massenschlägerei.

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