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Godspeed Bd. 2 - Die Suche

Godspeed Bd. 2 - Die Suche

Titel: Godspeed Bd. 2 - Die Suche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beth Revis
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Der Sack Gemüse, den der Mann dabeihatte, fällt zu Boden und der Inhalt – Tomaten und Paprika – prasselt auf die Straße. Einige der Umstehenden sammeln die zertretenen Früchte auf und fangen an, damit nach den Leuten zu werfen. Es werden immer mehr, die aufeinander einschlagen.
    Und dann richtet einer von ihnen seine Aufmerksamkeit auf mich. Ich hatte mich am äußeren Rand der Menge aufgehalten, abseits der vorstürmenden Massen, obwohl ich besser schon längst hätte davonrennen sollen.
    »Da ist Junior!«, schreit er. »Schnappt ihn euch!«
    Sie wenden sich mir zu wie einem vielköpfigen Monster, bereit zum Angriff.
    »Feuer!«, kreischt plötzlich jemand. Aus den Fenstern der ESZU quillt dicker Rauch und umschließt das Folge-dem-Anführer -Banner.
    Ich nutze die Ablenkung für meine Flucht. Nachdem ich in eine Seitenstraße abgebogen bin, aktiviere ich meine Dra-Kom.
    »Amy«, sage ich sofort, als sie sich meldet. »Geh in dein Zimmer. Verschließ die Tür.« Ich beende die Verbindung, bevor sie Zeit hat, etwas zu erwidern.
    Ich renne direkt zur Schwerkraftröhre. Auf dem Weg sehe ich auch andere Leute wegrennen, sich verstecken, nach Hause oder in die Felder flüchten, irgendwohin, wo sie etwas Schutz finden. Ein Mann zieht eine Frau hinter sich her ins Schlachthofviertel. Er schnappt sich ein Hackmesser und baut sich damit drohend im Eingang auf. Eine andere Frau bricht auf den Stufen zu ihrer Wohnung zusammen, hält sich den Bauch und schreit.
    Beim Hochsausen in der Schwerkraftröhre sehe ich das ganze Chaos. Die ESZU steht jetzt richtig in Flammen und der dicke schwarze Rauch färbt den gemalten Himmel über dem Gebäude grau.
    Auf dem Technikdeck stellen sich meine Augen nur langsam um. Verglichen mit der Helligkeit der Solarlampe auf dem Versorgerdeck ist es hier viel dunkler. Und stiller. Während auf dem Versorgerdeck die Emotionen überkochen, fühlt sich die Anspannung hier wie dichter Nebel an.
    Shelby stürzt auf mich zu; sie hat offensichtlich schon auf mich gewartet.
    »Was sollen wir tun?«, fragt sie.
    Das gesamte Deck scheint zum Stillstand zu kommen, weil alle auf meine Antwort warten.
    »Hol alle Leitenden Techniker her – wir treffen uns an der Tür zur Brücke«, sage ich.
    »Aber, Sir – was ist mit dem Versorgerdeck?«
    »Das ist ein Befehl«, sage ich. »Sofort.«
    Ich starre sie an. Ich versuche, die eisige, herzlose Miene zur Schau zu stellen, die der Älteste so oft getragen hat, die Miene, die sofortigen Gehorsam verlangt. Ich weiß allerdings nicht, ob das auch bei mir funktioniert, auch wenn der Älteste und ich dieselbe DNA besitzen. Ich müsste also dazu fähig sein, mein Gesicht – dasselbe wie seins – in denselben Ausdruck von Befehlsgewalt zu verwandeln, aber je mehr ich darüber nachdenke, desto mehr fühle ich mich wie ein kleines Kind, das die Schuhe seines Vaters anprobiert.
    Trotzdem gehorcht Shelby. Sie aktiviert ihre Dra-Kom, gibt den Leitenden Technikern Bescheid und geht dann auf die Brücke zu.
    Bevor ich ihr folge, habe ich selbst noch einen Anruf zu erledigen.
    »Kom-Verbindung: Bartie«, sage ich in meine Dra-Kom.
    Einen Moment später meldet sich Bartie.
    »Du wirst uns alle vernichten«, sage ich.
    »Du hast diese Tür geöffnet.« Barties Stimme klingt gehetzt, als würde er rennen – vor dem Mob wegrennen, den er selbst geschaffen hat. »Ich habe sie nur hindurchgestoßen.«

50
    Amy
    Erst habe ich die Allrufe gehört.
    Dann habe ich den Rauch gesehen.
    Und dann konnte ich in der Ferne die Revolte hören.
    Junior meldet sich. Anfangs bin ich erleichtert – wenigstens weiß ich jetzt, dass er dem Mob entkommen ist – aber er klingt, als würde er rennen – flüchten –, und der Anruf ist schon beendet, bevor ich ein Wort sagen kann.
    Also renne ich ins Krankenhaus und zum Fahrstuhl ins Kryo-Deck.
    Hier ist es still und kalt.
    Über mir herrschen Wut und Feuer und Chaos.
    Aber hier unten: Stille und Eis.
    Ich ziehe meine Eltern gleichzeitig aus ihren Fächern, genieße das Gefühl des kalten Metalls auf meiner Haut, das Klacken, das die Rolltragen machen, wenn sie auf ihren Stützen einrasten.
    »Heute«, flüstere ich, »vermisse ich euch .«
    Ich weiß, dass es blöd ist, aber da ist immer noch ein kleiner Teil in meinem Gehirn, der davon überzeugt ist, dass meine Eltern alles richten können. Sogar eine Meuterei auf einem Raumschiff, sogar Leute, die das einzige Zuhause in Stücke reißen, das sie je gekannt haben. Sogar mich,

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