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Godspeed Bd. 2 - Die Suche

Godspeed Bd. 2 - Die Suche

Titel: Godspeed Bd. 2 - Die Suche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beth Revis
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Sternen, Luthor, was ist denn mit dir passiert?!«
    Jetzt bin ich diejenige, die das blaue Auge und die geplatzte Lippe zum Schmunzeln bringt.
    »Nichts Wichtiges«, sagt Luthor zu Junior. »Nichts, mit dem ich nicht selbst … fertig werde .«
    Ich lasse mir meine Angst nicht anmerken.
    Luthor grinst verächtlich auf mich herab, aber als Junior ihn böse anfunkelt, zuckt er mit den Schultern und setzt sich leise kichernd wieder in Bewegung.
    »Dieser Kerl ist eine Plage«, sagt Junior. »Er unterstützt Bartie nur, weil Ärgermachen seine Lieblingsbeschäftigung ist.«
    »Was du nicht sagst«, bemerke ich mit tonloser Stimme. Bevor Luthor uns unterbrochen hat, wollte ich Junior von der Treppe und allem anderen erzählen, das ich heute Morgen entdeckt habe. Aber Luthor schafft es immer wieder, mich aufzuhalten.
    Jetzt sieht Junior mich prüfend an. »Was ist los?« Als ich nicht sofort antworte, fügt er hinzu: »Amy, weißt du etwas? Über Luthor? Hat Luthor irgendwas gemacht?«
    Eine Hand krallt sich um meinen Arm, presst mich auf den Boden, klemmt die Blutzufuhr ab, Finger graben sich über den blauen Adern meiner Handfläche ins Fleisch. Aber als ich hinsehe, merke ich, dass es meine eigene Hand ist, die mein Handgelenk umklammert, und nicht Luthors.
    Ich öffne den Mund.
    »Sag es mir«, verlangt Junior.
    Ich kann nicht.
    Es ist zu spät. Ich kann die Vergangenheit nicht mehr ändern und es wird ihn nur aufregen. Ich kann nicht sagen, wieso ich es ihm bisher nicht erzählt habe – wahrscheinlich ist es eine Kombination aus zwei Gründen: Weil ich nicht in Worte fassen kann, was passiert ist, und weil ich mir Sorgen mache, wie er reagieren wird. Ich habe zu viel Zeit verstreichen lassen. Außerdem war ich sehr unvorsichtig – ich hätte während der Paarungszeit nicht nach draußen gehen sollen. Natürlich weiß ich, dass es nicht meine Schuld war, aber ich kann trotzdem nicht vergessen …
    wie er auf mir sitzt. Mich auf den Boden drückt. Seine Augen, sein Lachen – er wusste genau, was er tat. Die Art, wie er mich immer noch ansieht. Wie sein Blick meinen Körper erfasst. Wie er den Daumen über seine Fingerkuppen reibt, als würde er sich vorstellen, es wäre meine Haut.
    Junior berührt meine Hand.
    Ich zucke zurück.
    Und dann muss ich wieder daran denken, wie Victria vor mir zurückgewichen ist.
    Und wenn ich nicht für mich sprechen kann, muss ich es für sie tun.
    Ich spreche zum Teich gerichtet, weil es leichter ist, mit dem Wasser zu reden als in Juniors starres Gesicht zu sehen. Ich beginne am Ende und berichte, wie Victria und ich das Medipflaster benutzt haben, um uns an Luthor zu rächen. Ich erzähle ihm, dass Victria schwanger ist und dass es nicht ihre eigene Entscheidung war. Natürlich sollte ich ihr Vertrauen nicht missbrauchen, aber ich weiß auch, dass Junior mehr als jeder andere auf dem Schiff wissen muss, wozu Luthor fähig ist. Ich erwähne auch meinen Verdacht, dass Luthor das Mädchen von der Kaninchenweide auf dem Gewissen hat.
    Dann berichte ich, wie Luthor mich bedroht hat. Ich versuche, möglichst sachlich zu beschreiben, wie er mich über das Feld gejagt und wie ihn meine Gegenwehr erregt hat, aber meine Stimme bebt bei jedem einzelnen Wort.
    Wenigstens unterbricht mich Junior nicht, kein einziges Mal.
    »Es waren seine Augen, Junior. Daran konnte ich es erkennen«, sage ich. »Er wusste genau, was er da tat. Er wusste es und er hatte Freude daran.« Ich muss wieder daran denken, wie er sich langsam die Lippen geleckt hat. »Und die Freude verspürt er immer noch. Wir sind seine Beute. Wir sind die Mäuse, und er ist die Katze, die mit den Mäusen spielt.«
    Jetzt sehe ich Junior zum ersten Mal an. Neben ihm in der Erde sind tiefe Furchen. Als Junior merkt, dass ich hinsehe, öffnet er seine Fäuste und lässt die Erde herausfallen.
    »Danke, dass du mir alles erzählt hast, Amy.« Seine Stimme klingt so eisig, dass sie mich an den Ältesten erinnert.
    Ich strecke die Hand nach ihm aus und berühre seinen Unterarm. Die Muskeln sind steinhart angespannt.
    »Ich habe mich so auf Bartie und seine Revolutionspläne konzentriert«, sagt Junior, »dass ich ganz übersehen habe, wie viel Böses ein Einzelner anrichten kann.«
    Ich versuche, Juniors Blick zu erhaschen, aber er starrt mit gerunzelter Stirn auf den Boden. »Neulich im Archiv – das war auch Luthor«, sage ich. »Er war es, der gesagt hat, er könnte tun, was immer er wollte. Vielleicht hat Bartie diese Idee von

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