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Godspeed | Die Ankunft

Godspeed | Die Ankunft

Titel: Godspeed | Die Ankunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beth Revis
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zurückweichen lässt. Sie stellt sich neben meinen Vater, und ich bemerke, wie sich ihre Hände berühren.
    »Amy? Wieso warst du da drüben bei diesen Leuten? Was ist passiert?«, fragt er, und seine Stimme wird immer leiser, bis die letzten Worte nur noch für meine Ohren bestimmt sind.
    »Komm mit«, sage ich. Diese Unterhaltung würde ich lieber ohne Zuhörer führen.
    Doch mein Vater sieht sich suchend um. »Ich habe hier nicht das Kommando«, sagt er. »Robertson oder Kennedy –«
    »Sie sind tot«, sage ich.
    Sein Kopf fährt zu mir herum und einen Moment lang erkenne ich ihn nicht wieder. So hat er mich noch nie angesehen. Er hat mich noch nie angesehen wie ein Offizier, sondern immer nur wie mein Vater.
    »Wie konnte das passieren?«, fragt er streng.
    »D-dad«, stammele ich. »Da war … ich meine, das Raumschiff … Es ist nicht so, wie wir es uns vorgestellt haben. Diese Leute wurden auf dem Schiff geboren«, sage ich und deute mit einer Armbewegung auf Kit und die anderen. Ich beobachte sein Gesicht und warte darauf, dass ihm endlich auffällt, dass alle Bewohner der
Godspeed
gleich aussehen. Seine Augen verengen sich zu schmalen Schlitzen. »Du verstehst das nicht. Es ist unheimlich viel passiert. Und wir haben gerade das Shuttle gelandet. Es ist gewissermaßen – abgestürzt. Dabei sind viele Leute verletzt worden und unser Anführer …«
    Während ich eine Erklärung zusammenstottere, sieht mein Vater nicht mehr so finster aus. Er zieht mich an sich und ich fühle mich zum ersten Mal seit mehr als drei Monaten wirklich sicher.
    »Ich will mehr erfahren«, sagt er leise. »Wir reden später weiter.« Dann brüllt er über meinen Kopf hinweg: »Bledsoe!«
    Ein paar Reihen weiter steht eine Frau stramm. Ich schnappe verblüfft nach Luft – ich kenne sie. Sie ist die Frau, die Orion beinahe umgebracht hätte, die Junior und ich gerettet haben, während Theo Kennedy in seiner Kryo-Box ertrank. Ich muss wieder an die Liste denken, die ich vor drei Monaten zusammengestellt habe. Emma Bledsoe, vierunddreißig, ein weiblicher US -Marine-Offizier, ursprünglich aus Südafrika.
    »Sir«, antwortet Bledsoe meinem Vater.
    »Operation Genesis läuft an«, sagt er.
    Ich weiß nicht, was Operation Genesis bedeutet, aber Emma Bledsoe offenbar schon: Sie beginnt sofort damit, Namen aufzurufen – die der anderen Militärangehörigen, die eingefroren waren – und weist sie an, sich in einer Reihe zwischen den Leuten der
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und denen der Erde aufzustellen.
    Ich werfe einen Blick über die Köpfe der Soldaten hinweg und beobachte Kit. Sie bemüht sich, ihre Schwestern zu motivieren, die restlichen Verletzten zu versorgen, aber es spricht echte Angst aus ihr und der Art, wie sie ihren steifen Körper bewegt und es vermeidet, uns den Rücken zuzudrehen. Sie hat Angst vor meinen Leuten – vor meinem Vater.
    »Dad«, sage ich, »es gibt viele Verletzte. Der Absturz war –«
    »Sir!«, meldet Bledsoe und unterbricht mich, bevor ich die Chance habe, Juniors Theorie zu erwähnen, dass der Flugsaurier den Absturz verursacht hat. Ihre Stimme ist laut und klar, aber sie hat einen Akzent – vielleicht britisch oder australisch. »Es hat drei Tote unter der Schiffsbesatzung gegeben.« Sie baut sich vor den Leichen der drei Menschen auf, die die Landung nicht überlebt haben.
    »Was ist passiert?« Mein Vater ignoriert mich und drängt sich durch die Menge, um sich die Toten anzusehen. »Diese Frau sieht aus, als wäre sie erwürgt worden.« Ich entdecke die Freundin der Toten, die leise vor sich hin weint, als mein Vater den Kopf der Frau an den Haaren grob nach hinten zieht, um sich den Abdruck auf ihrem Hals anzusehen.
    Ich sehe auch Lorin, deren Schulterwunde ich genäht habe. Sie steht an der Seite und kann den Blick nicht von einem der toten Männer abwenden. Als Bledsoe und mein Vater näher an mich heranrücken, weicht sie nervös zurück und traut sich nicht an ihnen vorbei. Ihr panischer Blick trifft meinen und ich lächle sie mitfühlend an.
    »Wie konnte das passieren?«, fährt Dad die Menschen an.
    »Wir mussten Seile benutzen, um die Leute während der Landung zu sichern«, antwortet Kit, die sich bemüht, das Zittern ihrer Stimme unter Kontrolle zu bekommen. »Das Seil ist hochgerutscht bis zu ihrem Hals und –«
    »Warum haben Sie nicht die Magnetgeschirre benutzt?«, faucht Dad sie an.
    »Magnet … geschirre?«, stammelt Kit.
    Dad stürmt zur Wand – Lorin kreischt vor Angst auf und

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