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Godspeed | Die Ankunft

Godspeed | Die Ankunft

Titel: Godspeed | Die Ankunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beth Revis
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ergreift die Flucht. Dads Finger gleiten über die Metallplatten, er betätigt irgendetwas – eine Handbewegung, ein Knopfdruck – und eine der Platten schiebt sich auf. Er greift hinein und holt eine Handvoll Segeltuchstreifen mit großen schwarzen Schnallen heraus. »Hier sind dreitausend Sicherungsgeschirre, damit Sie Ihre Leute im Fall einer Notlandung an den Wänden und am Boden sichern können. Wieso haben Sie sie nicht benutzt?« Seine Stimme klingt gereizt und vorwurfsvoll.
    »Wir … wir wussten nicht, dass sie da sind«, verteidigt sich Kit zaghaft.
    Ich kann den Blick nicht von den Toten abwenden. Was für eine dämliche Art zu sterben. Tot, nur weil wir nichts von den verdammten Geschirren wussten.
    »Der Kapitän hätte die richtige Vorgehensweise bei einem Notfallstart des Shuttles kennen müssen«, verkündet Dad. Er wirkt frustriert und verärgert, und obwohl er einen albernen OP -Kittel trägt, strahlt er mehr Autorität aus, als ich es je erlebt habe, und alle – die Leute von der
Godspeed
und die von der Erde – hören ihm gebannt zu.
    »So war das nicht«, sage ich. »Du verstehst das nicht, Dad, die Dinge –«
    Er bringt mich mit einem Blick zum Schweigen und ich halte den Mund. »Das ist eine Schweinerei«, knurrt er. »Bledsoe, wo ist das medizinische Personal?«
    »Hier, Sir«, antwortet Bledsoe und lässt fünf Personen vortreten – drei Männer und zwei Frauen.
    »Dr. Gupta«, sagt Dad zu einem der Männer. »Sie und Ihr Team kümmern sich um die Verwundeten.«
    Das Ärzteteam setzt sich in Bewegung, aber ich weiß schon jetzt, dass ihr Vorgehen nicht funktionieren wird. Auf der
Godspeed
waren die Leute schon wegen meiner blassen Haut und der roten Haare extrem misstrauisch, aber wenigstens hatten sie drei Monate Zeit zu erkennen, dass ich keine Bedrohung darstelle. Ich sehe die Aufgetauten mit ihren Augen, und obwohl ich natürlich weiß, dass es albern ist, verstehe ich, wieso sie vor dem Mann zurückzucken, wieso sie die Frau mit dem Südstaatenakzent nicht verstehen und wieso sie zu Kit laufen, statt sich von dem Mann verbinden zu lassen. Ich möchte bleiben und helfen – aber was kann ich schon tun?
    »Ziehen wir uns an«, sagt mein Vater zu Bledsoe. Der Reihe nach gehen die Leute aus den Kryo-Kammern zu den Koffern, die an der anderen Wandseite eingelagert sind, und ziehen die Sachen an, die sie von der Erde mitgebracht haben. Mein Vater und die anderen Militärs entscheiden sich für ihre Kampfanzüge.
    Ihre Kleidung, die sich so sehr von den handgewebten Tuniken und Hosen der
Godspeed
unterscheidet, trennt die beiden Gruppen nur noch mehr voneinander. Die knalligen Farben wirken vollkommen fremd unter den Braun- und Schwarztönen, in die die Schiffbesatzung gekleidet ist.
    Die Leute von der
Godspeed
sind den Erdenbewohnern zahlenmäßig um mehr als das Zehnfache überlegen, aber sie drängen sich trotzdem an einer Wand zusammen. Im Raum ist es heiß und stickig und es riecht nach Schweiß und Angst.
    Ich mache den Mund auf, um meinen Vater zu mir zu rufen – wenn er ihnen nicht beweist, dass er zum Helfen gekommen ist und nicht die Bedrohung darstellt, für die Orion ihn gehalten hat, werden ihn die Leute als ihren Feind betrachten. Aber er sieht nur Bledsoe an und sagt: »Inspizieren wir das Arsenal.«
    Es ist schon schlimm genug, dass plötzlich siebenundneunzig Erdgeborene aufgewacht sind und das Kommando an sich gerissen haben, aber diese Personen nun auch noch zu bewaffnen, wird
nicht
gut ausgehen.
    Die Tür der Waffenkammer ist verschlossen und verriegelt und öffnet sich auch nicht, als Dad den Code eintippt.
    »Was ist los, Sir?«, fragt Bledsoe.
    Dad schüttelt den Kopf und gibt den Code noch einmal ein. Es klappt immer noch nicht. Natürlich nicht. Orion hat das Schloss schon vor einer Ewigkeit neu programmiert.
    »Dad, ich muss mit dir reden«, sage ich und versuche, ebenso autoritär zu klingen wie er.
    »Nicht jetzt, Amy.«
    Ich habe drei Monate, die sich angefühlt haben wie ein ganzes Leben, darauf gewartet, ihn meinen Namen sagen zu hören, doch ich hätte nie damit gerechnet, ihn so ungern zu hören.
    »Sofort«, verlange ich.
    »Amy«, sagt Dad. Er wendet sich vom Zahlenfeld ab und sieht mich an. »Ich glaube, du verstehst nicht, dass wir hier auf einer Mission sind. Wir arbeiten. Wir müssen die Lage analysieren, mit dem Anführer der Besatzung sprechen und die Kontrolle über die Umgebung erlangen.«
    »Aber Dad, ich –«
    »Amy, ich würde nur

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