Godspeed | Die Ankunft
sind irgendwie komisch.«
»Wow. Was für eine tolle Art, jemandem ein Kompliment zu machen.« Chris schüttelt in gespieltem Unglauben den Kopf.
»Nein, im Ernst.« Amy schubst ihn ausgelassen weg.
»Und wer sagt, dass es mir nicht ebenso ernst ist?«
»Nein, wirklich. Die sind einfach so blau.«
»Und deine sind einfach so
grün
«, äfft er sie nach. »Ich kann echt nicht verstehen, wie du damit etwas sehen kannst.«
Ich warte nicht auf ihre Erwiderung. Ich habe gute Augen, aber ich muss wirklich nicht dabei zuschauen, wie Amy die Augenfarbe von einem anderen Kerl bewundert. Also umkreise ich die andere Seite der Menge und dränge mich bis ganz nach vorn durch. Dabei muss ich die ganze Zeit gegen die Eifersucht kämpfen, die in mir wütet.
Ich habe jetzt die ganze Welt, aber das ist nicht genug, wenn ich sie nicht mit ihr teilen kann.
[zurück]
15 Amy
»Aufschließen dahinten!«, brüllt einer der Offiziere streng.
Ich schaue zurück. Es fällt Kit schwer, die unter Phydus stehenden Leute zu kontrollieren; vor allem Lorin macht, was sie will. Sie neigt dazu, einfach geradeaus zu laufen, auch wenn die Gruppe in eine andere Richtung schwenkt. Dr. Gupta, einer der Ärzte, hilft ihr zwar, aber ich entschuldige mich bei Chris mit einem Blick und lasse mich zurückfallen.
»Was kann ich tun?«, frage ich Kit.
»Versuch einfach, sie im Auge zu behalten«, sagt sie und streicht sich die Haare aus dem Gesicht. Es ist heiß und feucht wie an einem Sommertag in Florida.
Ich ziehe Lorin dichter an mich und rucke an ihrem Arm, damit sie mit der Gruppe Schritt hält. Wenn uns wirklich eins von diesen Flugsaurier-Viechern angreifen will, wird es hier am Ende zuschlagen, wo die Schwächsten von uns sind. Ich schaue mich suchend nach Junior um, kann ihn aber nicht entdecken. Doch – da ist er. Ganz vorn bei Emma und Dad. Bei den Anführern.
Wo er hingehört
, rede ich mir ein. Aber ich wünsche mir trotzdem, dass er jetzt hier bei mir wäre.
»Was ist los mit diesen Leuten?«, fragt Chris, und der scherzhafte Tonfall, den er vorher angeschlagen hat, ist wie weggeblasen. Er sieht Lorin prüfend an.
Ich will ihm von Phydus erzählen, tue es dann aber doch nicht. Wie wird er reagieren? In dieser Situation war Phydus notwendig; und außerdem ist es für eine Diskussion über Drogen viel zu heiß.
Ein schrilles Kreischen gellt durch die schwüle Luft.
Ich bleibe abrupt stehen, aber Lorin geht einfach weiter. Dr. Gupta jagt hinter ihr her, während ich meine Waffe ziehe. Die Soldaten in unserer näheren Umgebung haben ebenfalls ihre Waffen im Anschlag.
»Da!«, schreit jemand in der Mitte des Trupps.
Ein riesiger, reptilienartiger Vogel kreist so langsam über uns wie ein Geier, der seine nächste Mahlzeit anvisiert. Es kommt mir vor, als wüsste der Flugsaurier, dass ich gerade an ihn gedacht habe.
Ich richte meine Achtunddreißiger nach oben und will gerade abdrücken, als mein Vater von vorn »Niemand schießt!« brüllt. »Erst feuern, wenn es angreift!«
Das Monster schreit noch einmal und segelt ein paar Meter tiefer. Ich kann seine Klauen sehen – riesig und gebogen.
Irgendwo weit vorn gibt jemand einen Schuss ab. Dad verflucht den schießwütigen Soldaten.
Der Vogel, der so groß ist wie ein Dinosaurier, kreischt wütend und wechselt so schnell die Flugrichtung, dass ich den Blick von der Waffe abwenden muss, um seinen Bewegungen folgen zu können. Einen Moment später ist er verschwunden. Ich stecke meine Waffe wieder weg und bemerke erst da, dass Chris seine gar nicht gezogen hat – wahrscheinlich, weil er nicht riskieren wollte, dass mein Dad sauer auf ihn ist.
»Vorwärts, Marsch!«, befiehlt Dad und fordert mit einer Armbewegung alle auf, ihm zu folgen. Das aufgeregte Geplapper, das bisher geherrscht hat, ist angesichts der Gefahren, die uns in dieser neuen Welt drohen, verstummt.
Wir bewegen uns voll konzentriert durch den Wald. Alle sind nervös und hellwach.
Es donnert, ein tiefes Grummeln, das lauter wird und dann wieder verblasst.
Durch die Gruppe gellen Schreie.
»Was war das?«, ruft jemand.
»Woher kam das!?«
»Was ist passiert?«
Die gesamte Karawane kommt zum Stehen, weil die Schiffsbesatzung die Köpfe einzieht, sich dicht zusammendrängt und panisch zum Himmel starrt. Ich versuche, Junior in der Menge zu entdecken, aber er ist zu weit weg.
»Was ist denn mit denen los?«, fragt Chris. Wir sind von Leuten umgeben, die unter Phydus stehen und nicht auf den Donner
Weitere Kostenlose Bücher