Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Godspeed | Die Ankunft

Godspeed | Die Ankunft

Titel: Godspeed | Die Ankunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beth Revis
Vom Netzwerk:
reagieren, aber Kits Augen sind weit aufgerissen, und sie ist starr vor Angst.
    »Das ist nur Donner«, versichere ich ihr. »Davor muss man keine Angst haben; er bedeutet nur, dass es bald regnen wird.«
    Sie nickt, sieht aber immer noch verängstigt aus.
    »Diese Leute haben ihr ganzes Leben auf einem Raumschiff verbracht«, erkläre ich Chris, während ich mir auf der Suche nach Dad und Junior einen Weg durch die Menge bahne. »Sie wissen nicht, was Donner ist.«
    Die Bäume rascheln, die Unterseiten der Blätter wehen hoch und der plötzlich aufkommende Wind fühlt sich auf meiner schweißfeuchten Haut kalt an. Dieses Gewitter zieht wirklich schnell auf.
    »Wir müssen weitergehen!«, rufe ich auf meinem Weg durch die Menge.
    »Was, wenn es uns erwischt?«, fragt jemand in meiner Nähe.
    »Was, wenn
was
euch erwischt?«
    »Das Ding am Himmel!« Ich weiß nicht, ob er den Flugsaurier oder den Donner meint, aber in jedem Fall bringt es uns nicht weiter, panisch auf der Stelle zu verharren.
    »Kommt schon!« Die Stimme meines Vaters ist laut und klingt entnervt. »Wir müssen weiter!«
    Junior erhascht über die Köpfe der Leute hinweg meinen Blick. Ich sehe in seinen Augen dieselbe Angst, wie sie auch alle anderen vom Schiff empfinden. Sie haben mehr Angst vor dem harmlosen Donner als vor dem fremdartigen Monster, das sie töten könnte.
    Ich arbeite mich weiter vor. Junior sieht dankbar aus, als ich mich ihm nähere, doch als er Chris hinter mir entdeckt, verzieht er missmutig das Gesicht.
    Doch dann verschwindet die Angst, die ich gerade noch in seinen Augen sehen konnte. Er ruft seinen Leuten zu, dass sie sich wieder in Bewegung setzen sollen, geht mit gutem Beispiel voran und marschiert tiefer in den Wald hinein.
    Der Himmel wird immer dunkler.
    Es kommt mir vor, als würde in den Schatten der Bäume etwas lauern. Die Stille des Waldes kurz vor dem Ausbruch des Gewitters erinnert mich an die Ruhe vor einem Angriff.

[zurück]
16 Junior
    Die Art, wie wir jetzt durch den Wald hasten, hat etwas Verzweifeltes an sich. Das Shuttle ist mittlerweile so weit weg, dass wir nie rechtzeitig zurück wären, bevor das Gewitter losbricht – ganz abgesehen davon, dass wir ohnehin vor verschlossenen Türen stehen würden. Der Wald scheint kein Ende zu nehmen.
    »Wie weit noch?« Ich mag es nicht, wie heiß und feucht es hier ist – es kommt mir vor, als würde mir die Luft den Atem rauben.
    »Wir haben ungefähr eine Meile zurückgelegt«, sagte Lieutenant Colonel Bledsoe neben mir. Colonel Martin schaut auf irgendein Instrument, vielleicht einen Kompass, und entscheidet, in welche Richtung wir gehen. Hinter mir sind Amy und Chris, aber wenigstens haben sie aufgehört, miteinander zu flirten. »Die Sensoren der Sonde haben in dieser Gegend Wasser aufgespürt«, fährt sie fort. »Wenn wir dann noch irgendeinen Unterschlupf fänden, wäre es perfekt.« Bledsoes Akzent ist wirklich heftig, und ich bin froh, dass sie mir zuliebe immer noch langsam spricht.
    Sie schaut auf mich herab und wartet darauf, dass ich etwas dazu beitrage. Mir wird etwas klar: Wenn ich sie vor Amy kennengelernt hätte, hätte ich vermutlich Angst vor ihr gehabt. Ehrlich gesagt, macht sie mich auch jetzt nervös. Ihre Augen sehen irgendwie zu groß aus, als wüssten sie zu viel; und das finde ich beunruhigend. Obwohl diese Frau, die hier mit uns durch den Wald geht, sich anmutig bewegt und sehr hübsch aussieht, werde ich das Gefühl nicht los, dass sie auch überaus gefährlich ist.
    Nein. So etwas sollte ich nicht denken. Ich habe gesehen, wie schwer es Amy getroffen hat, wenn die anderen vor ihr zurückgezuckt sind – so etwas will ich niemandem antun. Ich erinnere mich noch gut daran, wie gern der Älteste, der genauso aussah wie ich, andere gekränkt hat, aber ich weiß auch, dass Amy, die ganz anders aussieht als alle von der
Godspeed
, niemals einen von ihnen verletzt hat.
    »Wie sicher sind wir, dass die Sonde korrekte Daten geliefert hat?«, frage ich.
    »Ziemlich sicher.«
    So schwül wie hier war es auf der
Godspeed
nie. Die Luft fühlt sich zäh und feucht an, als könnte ich sie beinah besser schlucken, als sie einzuatmen. Auf der Haut von Lieutenant Colonel Bledsoe glitzert der Schweiß. Amy bezeichnet sie als »schwarz«, aber ich finde, sie ist eher dunkelbraun wie frisch gepflügte Erde auf dem Versorgerdeck oder wie die dunkelste Textilfarbe, die unsere Weber benutzt haben.
    »Stimmt etwas nicht?«, fragt sie und sieht mich finster

Weitere Kostenlose Bücher