Godspeed | Die Ankunft
rund um das Ventil bereits eingetrocknet ist, rammt Amy den Tupfer tief in die Pumpe und zieht ihn wieder heraus – bedeckt mit dem dunklen Sirup.
Amy bewegt sich schnell, damit kein Phydus herabtropft, bevor sie die Flüssigkeit in ein Laborgefäß geben kann. Das stellt sie in eine Maschine.
»Massenspektrometer«, sagt Amy, während die Maschine arbeitet. »Im Grunde soll sie nur testen, ob etwas Phydus enthält.«
Die Maschine macht
ping
.
»Fertig«, sagt Amy. »Jetzt brauchen wir eine Probe.« Sie öffnet die Tür eines kleinen Kühlschranks und nimmt Reagenzgläser mit Blutproben heraus. Ich lese ihre Etiketten: RAJ GUPTA, JULIANA ROBERTSON, FRAU VOM SCHIFF, ÄRZTIN VOM SCHIFF .
»Die haben sich nicht mal die Mühe gemacht, Lorins und Kits Namen draufzuschreiben«, stelle ich erbost fest.
Amy lässt den Kopf hängen. »Tut mir leid«, murmelt sie.
Als Erstes testet sie Lorins Blut. »Wir wissen, dass sie ein Medipflaster getragen hat, also können wir mit einem positiven Ergebnis rechnen«, sagt sie. Wir warten, bis die Maschine mit der Blutanalyse fertig ist, und lesen die Ergebnisse gemeinsam.
»Das ist aber viel Phydus«, sage ich und starre auf den Ausdruck. »Von nur einem Medipflaster kann das nicht kommen.«
Amy runzelt die Stirn. »So viel Phydus würde …«
»Es würde sie töten«, beende ich ihren Satz.
»Lorins Körper war nicht durch einen Angriff entstellt.« Amy sieht mich an, und ich merke, wie sie die Zusammenhänge herstellt. »Ich habe sie gesehen, bevor sie begraben wurde. Sie hat gewirkt, als würde sie schlafen.« Amys Gesicht verzieht sich zu einer Mischung aus Entsetzen und Abscheu. »Sie sah genauso aus wie Steela, die Frau, der Doc eine Überdosis Phydus verpasst hat.«
»Teste die anderen Blutproben«, verlange ich.
Das Blut von Dr. Gupta ist ebenfalls positiv auf Phydus – in seinem Blut ist die Konzentration nicht so hoch wie bei Lorin, aber hoch genug, um sich ohne Gegenwehr von einem Ptero lebendig fressen zu lassen. Auch in Juliana Robertsons Blut finden wir Phydus. Ich frage mich, ob die Droge sie getötet hat oder der Angriff des Pteros. Vielleicht hat sie dasselbe Schicksal erlitten wie Dr. Gupta, nur ohne die Kugel im Kopf, die ihrem Leiden ein schnelles und gnädiges Ende bereitet hätte.
»Nichts in Kits Blut«, stellt Amy fest.
»Dann war es die Kugel, die sie umgebracht hat – oder das Sonnenglas oder was immer diese Aliens benutzen.« Aber das war nur bei Kit der Fall. Die anderen dagegen – »Amy, wie ist Phydus auf diesen Planeten gekommen? Es ist
auf dem Schiff
entwickelt worden. Dem Schiff, das nie hier gelandet ist.«
»Kann es sein, dass der Seuchenälteste gelandet ist? Vielleicht war er hier und ist dann zurückgekehrt?«
Ich schüttele den Kopf. »Die
Godspeed
ist nur dafür gebaut worden, die Zentauri-Erde zu erreichen. Wenn sie gelandet wäre, hätte sie unmöglich in die Umlaufbahn zurückkehren können. Es ist gerade genügend Treibstoff vorhanden, um in die Atmosphäre einzudringen. Und bevor du fragst – sobald das Shuttle vom Schiff gelöst ist, kann es nicht wieder andocken. Du hast gehört, wie die Metallverbindungen gebrochen sind. Und auch im Shuttle sind keine Treibstoffreserven. Die
Godspeed
ist nur für eine einzige Landung konzipiert.«
»Aber … wie dann?«, fragt Amy.
Wir haben beide keine Antwort.
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37 Amy
Als wir das Shuttle verlassen, ist der Glaswürfel erloschen. Wir sind beide in unsere Gedanken vertieft und sehr nervös. Bei jedem Geräusch und jedem Schatten im Wald zucken wir zusammen.
Das ist auch der Grund, wieso ich beinahe losgekreischt hätte, als am Rand der Siedlung plötzlich jemand »Amy!« sagt.
»Chris!«, japse ich und presse die Hand auf mein Herz. Er tritt aus dem Schatten und Junior verdreht die Augen.
»Was macht ihr hier draußen?«, fragt Chris und sieht uns beide prüfend an.
»Geht dich gar nichts an.« Junior baut sich vor mir auf, als müsste er mich beschützen.
Chris ignoriert ihn. »Ich begleite dich«, verkündet er und rückt das Gewehr zurecht, das an einem Riemen an seiner Schulter hängt.
»Nicht nötig«, knurrt Junior.
Ich lege Junior eine Hand auf den Arm. Ich weiß, dass ihm diese Entwicklung nicht passt, aber ich will es nicht auf einen Streit mit meinem Vater ankommen lassen, falls Junior jetzt auf Konfrontationskurs geht. »Geh du zurück in dein Haus«, sage ich. »Chris kann mich zu meinem begleiten.«
»Aber –«, beginnt Junior zu
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