Godspeed | Die Ankunft
zögere ich. Sie ist nur angelehnt und von drinnen ist Geschrei zu hören.
Ich weiß nicht, was ich tun soll.
Dann höre ich Amys Stimme, beinahe kreischend vor Wut.
Ich stoße die Tür auf und stürme hinein. So früh sind erst wenige Leute an der Arbeit, aber das ist mir egal. Ich stürze zum Genlabor, wo der Streit stattfindet.
»Willst du eine Panik auslösen?«, brüllt Colonel Martin.
»Sie
müssen
es wissen!«, schreit Amy. Ich renne noch schneller und meine Schritte hallen auf dem Metallboden des Kryo-Bereichs.
Die Tür zum Genlabor steht offen. Colonel Martin hört mich kommen, fährt herum und verdreht die Augen. »Na toll«, knurrt er laut genug, dass ich es hören kann.
»Was ist los?«, schnaufe ich atemlos.
Colonel Martin tritt zur Seite.
Und ich sehe Emma Bledsoes Leiche. Ich bin von meiner Rennerei zwar außer Atem, halte aber trotzdem erschrocken die Luft an. Emma war ein guter Mensch. Sie war die einzige Person von der Erde, der ich vertraut habe.
Abgesehen von Amy natürlich.
»Was ist passiert?«, frage ich betroffen. Emma sieht aus, als würde sie nur schlafen.
»Wir sind immer noch dabei, die Todesursache zu ermitteln«, antwortet Amys Mutter, doch mein Blick geht zu Amy. War es Phydus?, fragt dieser Blick. Sie zuckt mit den Schultern und schaut hinüber zu dem Apparat, den wir in der vergangenen Nacht benutzt haben. Ich kann ihn arbeiten hören; bis jetzt also keine Resultate.
»Emma war auf Patrouille«, knurrt Colonel Martin. »Sie muss auf etwas Verdächtiges gestoßen sein, von dem wir bisher nichts Näheres wissen. Das beweist, wie gefährlich diese Welt ist und dass niemand allein irgendwohin gehen darf.«
»Ihr Tod war doch kein Zufall!«, ruft Amy gereizt. »Dad, da waren diese roten Blüten an ihren Sachen. Jemand hat sie damit betäubt.«
»Und sie dann ermordet?«, fragt Colonel Martin spöttisch.
»Sie
wusste
, was diese purpurroten Blumen anrichten. Sie hat gesehen, wie es mir ergangen ist!«
»Du bist hysterisch«, sagt Colonel Martin gleichgültig und wedelt mit einer Hand in Amys Richtung, als wollte er sie fortschicken.
Doch sie packt sein Handgelenk. »Du wirst uns zuhören«, verkündet sie eisig.
Dann wirft sie mir einen fragenden Blick zu. Ich nicke. Jetzt oder nie. »Emma wusste etwas«, fährt Amy fort. »Sie hat mich gewarnt, vorsichtig zu sein, wem ich traue. Ich dachte, sie spräche über dich. Aber vielleicht meinte sie jemand anderes.«
Colonel Martin sieht immer noch nicht überzeugt aus – sein Gesichtsausdruck lässt eher darauf schließen, dass er entweder glaubt, Amy würde übertreiben oder ihm dreist ins Gesicht lügen.
»Sie hat mir einen Würfel aus Glas gegeben«, berichtet Amy weiter und jetzt hört ihr Vater ihr endlich zu. Plötzlich herrscht Stille im Labor, und die Spannung steigt, während Amy erklärt, wie sie herausgefunden hat, dass der Würfel leuchtet und dass es irgendeinen Zusammenhang mit der explodierenden Glaskugel geben muss, die Kit getötet hat.
»Es sind Aliens auf diesem Planeten, richtig?«, frage ich, als Amy schließlich schweigt. »Denkende und fühlende Aliens, die Waffen entwickelt haben, mit denen wir nicht mithalten können.«
»Du weißt nicht, was du da redest«, wehrt Colonel Martin ab.
»Verdammt, Bob!«, mischt sich Amys Mutter ein, und es ist nicht zu überhören, dass sie wütend ist. »Jetzt ist nicht die Zeit für Geheimniskrämerei! Was weißt du? Was verbirgst du vor uns – vor uns allen?«
Colonel Martin sieht aus wie ein in die Enge getriebenes Tier. Weil er weiter beharrlich schweigt, antworte ich für ihn. »Wir haben die Anlage gesehen. Das biometrische Schloss an der Tür zum Kommunikationszentrum kann nur von Menschen geöffnet werden. Das bedeutet, dass es da draußen etwas geben muss, das
nicht-menschlich
ist.«
»Ich habe Besseres zu tun, als mir diesen Unsinn anzuhören«, fährt Colonel Martin mich an, aber seine Empörung klingt bestenfalls halbherzig, und so fahre ich fort.
»Sie werden ihn sich anhören müssen, denn diese Wesen – wer immer sie sind – erledigen uns einen nach dem anderen.« Ich zähle die Namen der Leute auf, die bisher gestorben sind, und ende mit Emma. Ich lasse ihren Namen absichtlich im Raum stehen und sehe die Schuldgefühle, die seine Augen verdüstern. »Und ich glaube, dass ich den Grund dafür kenne.«
»Ist das wahr?«, fragt Amys Mutter. »
Beschützt
du diese Kreaturen?«, fragt sie ihren Mann angewidert.
Colonel Martin schüttelt
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