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Goebel, Joey

Goebel, Joey

Titel: Goebel, Joey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heartland
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einbrachte, war rasch zu einem [534] der rührigsten Mitarbeiter des Gebäudes geworden, dessen Einsatz nur von Blue Gene selbst, Jackie und dem Veteranenkomitee übertroffen wurde. An diesem ersten und letzten Poetry-Slam stand Mitchell auf der Bühne, wo normalerweise Bands auftraten, und gab einen dramatischen Vortrag des Prosagedichts »Unvermeidlich Acne vulgaris« zum Besten:
    »Im Einkaufszentrum erzählte mir ein Mann, Elvis habe Akne gehabt. Das war ganz am Anfang seiner Laufbahn, in dem unverfälschtesten, reinsten Stadium schwarz-samtener Pracht, noch ehe er die Macht seiner Hüften entdeckte, und als sein Gesicht noch anmutig und fordernd zugleich war. Doch darüber hört man kaum etwas. Ich finde, die Leute sollten wissen, dass der King ein Hautproblem hatte. Ich gehe noch ein Jahrhundert zurück und weise auf die Melancholie Lincolns hin, der allein in einer verdunkelten Ecke saß und an seine verstorbenen Verwandten dachte und daran, wie ihre Leichen wohl aussehen mochten. Seine sauertöpfischen Statuen bildeten akkurat eine von Kummer und Sorgen zerfressene, spinnenhafte Gestalt ab. Noch weiter zurück im nationalen Gedächtnis ertappe ich mich vielleicht dabei, wie ich einen mündlichen Bericht für die Zeitalter erlebe, Zeuge der Skrupel unserer Ahnen werde. George Washington bebte vor Aufregung, als er die allererste Antrittsrede eines amerikanischen Präsidenten hielt. Ich sehe seine Alabasterhände zittern, während sie eine Rede umklammern, die er kaum lesen kann. Schließlich, als genug Zeit vergangen war, wurde die Haut des King rein… nur um sich dann aufzublähen. Doch dabei wollen wir nicht verweilen. Lasst uns rückblickend seine makellose Schmalzlocke [535] preisen, seine herausfordernden Lippen und das Kreisen seiner guten, heiligen Hüften.«
    Das Commonwealth-Center hatte das Pech, dass es in den einundzwanzig Countys des fünften Bezirks zahlreiche Wähler gab, die – unter den ständigen Redebombardements des Abgeordneten Grant Frick – inzwischen der Ansicht waren, die von Mr. Mitchell Gibson angesprochenen Makel seien in Wirklichkeit die knospenden Beulen einer Seuche, die letztlich bewirken würde, dass sich der giftige Eiter der Unmoral durch die malerischen Straßen ihrer Städtchen wälzte. Kaum waren diese Bürger überzeugt, wurden ihre Stimmen lauter als die erschöpften Stimmen aus dem Untergrund oder aus den Sozialwohnungen, denn die Stimme der Besorgten verschaffte sich deutlicher Gehör, und sie zögerten nicht, sie überall zu erheben, wo sie hinkamen, oder sie in Leserbriefen an die Ortszeitung zu artikulieren:
    »Am letzten Sonnabend gestattete ich meinen Enkeltöchtern, in diesem Commonwealth-Center ein sogenanntes ›Punkrock-Konzert‹ zu besuchen. Diese Entscheidung bereue ich zutiefst. Als sie zurückkamen, hatten sie eine Gratisschulung von Exknackis, Asozialen und anderen Erwachsenen erhalten, die in der Nähe Jugendlicher schlicht nichts verloren haben. Ich finde es unerträglich, dass Millionen und Abermillionen von Dollars (Reichtümer, die wahrscheinlich aus den diversen schwarzen Kassen des notorisch labilen Mr. Mapother stammen) nun dazu verwendet werden, der Jugend unserer Gegend alles über Fluchen, Glücksspiel, Trinken, Drogen und Sex beizubringen. Trotz bester Absichten macht Mapother mit seinen Aktivitäten in den Augen des Herrn keine Punkte gut. Er zahlt für unseren Niedergang [536] und sorgt für unseren Untergang. Auf die schlimmstmögliche Art und Weise beraubt er unter dem Deckmantel großzügiger Wohltätigkeit unsere Gemeinde ihrer Werte: Mich täuscht er nicht. Dem muss man einen Riegel vorschieben. Der erste Schritt wäre, dafür zu sorgen, dass sein Bruder nicht in den Kongress kommt. Tun Sie das Richtige, und wählen Sie am 2. November Grant Frick.«
    Ähnliche Ergüsse wie dieser Brief wurden in der Zeitung jetzt häufig abgedruckt:
    »Vielleicht bin ich altmodisch, aber ich glaube immer noch, dass Amerika das großartigste Land der Welt ist. Es ist die einzige Nation auf diesem Planeten, wo deine Träume auch wirklich wahr werden, wenn du nur schwer und lange genug arbeitest. Ganz egal, was andere behaupten. Nur hier kann man einen kleinen Jungen oder ein kleines Mädchen nehmen und ihnen sagen, wenn ihr schwer arbeitet und zu eurem Land gut seid, könnt ihr alles werden, sogar Präsident oder Präsidentin der Vereinigten Staaten. Denn das bedeutet Freiheit, die Chance, es in seinem Leben weit zu bringen. Was im Commonwealth-Center

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