Goebel, Joey
auf Tournee gehen, und mein Dad sagte, wenn du in diesen Tourbus steigst, siehst du mich nie wieder.«
»Ganz so war es nicht, Gene. Aber so ein Leben hätte ich ohnehin nicht führen wollen.« Elizabeth betrachtete ihr Tablett, während die anderen sie betrachteten.
»Und, Jackie, was machen Sie beruflich?«, fragte sie.
»Ich bin Vertretungslehrerin.«
»Oh. Das ist bestimmt interessant.«
»Hin und wieder.«
»Oh. Das ist bestimmt frustrierend.«
»Das Hähnchen schmeckt lecker«, stellte Bernice fest und leckte den Daumen ab. »Da hat Blue Gene doch wirklich was Nettes aufgebaut, stimmt’s?«
»Ja, nicht wahr?«, sagte Elizabeth. »Nur traurig, dass es nicht ewig dauern kann. Wenn ihm das Geld ausgeht, werden sich viele dieser Menschen fühlen, als hätte man ihnen den Boden unter den Füßen weggezogen.«
Blue Gene warf Elizabeth einen kurzen, finsteren Blick zu.
[543] »Übrigens«, sagte Jackie, »versuche ich gerade, einen Zuschuss zu bekommen, damit wir hier länger durchhalten. Wenigstens ein wenig länger.«
»Das ist schön«, sagte Elizabeth.
»Ich finde, es ist das Beste, was dieser Stadt je passiert ist«, erklärte Bernice pragmatisch.
»Aber ja, mir gefällt, was er aus diesem Gebäude gemacht hat«, ergänzte Elizabeth. »Er hat ein paar tolle Ideen.«
»Quark, die meisten sind Jackies Ideen oder sogar von Bernice. Bernice hat unsere Gratisklinik mit aus der Taufe gehoben, weil sie immer und immer wieder betonte, welche Last ich von ihr genommen habe, als ich ihre Arztrechnungen beglich. Und Jackie hatte die Idee, wie ich bei vielem hier vorgehen sollte. Sie schlug vor, dass wir Meetings abhalten und dass sich alle an allem beteiligen.«
»Ich wollte nur nicht, dass er Faschist wird.«
»Aber ich hab vorgeschlagen, dass das Veteranenkomitee die Entscheidungen trifft«, sagte Blue Gene. »Darauf bin ich stolz. Alles, was ich mache, wird zuerst von ihnen geprüft.«
»Wo hast du sie entdeckt?«, fragte Elizabeth.
»Etliche kamen von selbst her, wegen des Gratisessens. Und dabei musste ich daran denken, dass sie ihr Leben für Amerika eingesetzt haben, und ich dachte, sie hätten Besseres verdient. Und so beschloss ich, die gesamte Leitung in ihre Hände zu legen. Ich bin immer noch Eigentümer, und es ist immer noch mein Geld, das den Laden am Laufen hält, aber sie sollen entscheiden, wie mein Geld verwendet wird, und sie sollen alles leiten.«
»Sie sollten stolz sein auf Ihren Sohn, Mrs. Mapother«, sagte Jackie. »Bis ich ihn kennenlernte, dachte ich, [544] Patriotismus sei nichts als Geschwätz. Haben Sie die Aufkleber an den Autos gesehen, auf denen UNTERSTÜTZT UNSERE TRUPPEN steht? Tja, er ist ein reicher Mann, der das nicht nur sagt. Er meint es ernst.«
»Ich bin stolz auf ihn«, sagte Elizabeth.
»Er war so gut zu mir«, sagte Jackie, die aufstand und auf die Atomwanduhr sah, die dabei half, dass die Aktivitäten im Commonwealth-Center reibungslos über die Bühne gingen. »Er hat das hier unter anderem aufgebaut, damit meine Band einen Auftrittsort bekam.« Jackie klopfte Blue Gene auf die Schulter, wie sie auch einen kleinen Bruder hätte tätscheln können. Er konnte seine Enttäuschung kaum verbergen. »Ich muss los. Hat mich gefreut.« Blue Gene betrachtete ihren kleinen Hintern, als sie ging.
»Was ist denn los, Blue Gene?«, fragte Bernice, während sie sich das Hühnerfett von den Fingerspitzen leckte.
»Gar nichts.«
»Blue Gene, wo hast du das Mädchen kennengelernt?«
»Beim Wahlkampf.«
»Einen netten Eindruck macht sie ja, aber ich hab gestern Abend einige Texte ihrer Band gehört, und die fand ich doch sehr anstößig.«
»Ich geh wohl besser mal nach unseren E -Mails sehen.« Überall im Gebäude standen Computer mit kostenlosem Internetzugang.
»Du hast noch nicht aufgegessen«, sagte Bernice.
»Ihre Tirade über Abtreibung hat mir auch nicht gefallen«, sagte Elizabeth.
»Na, du hast heute Morgen bei der Andacht selber eine vom Stapel gelassen, oder nicht?«
[545] »Du hast mir erzählt, ich dürfe sagen, was ich wollte.«
»Ich weiß.« Blue Gene schabte wütend Fleisch von der Hähnchenbrust. »Aber verflixt noch mal, du hast entweder über Abtreibung oder übers Sündigen geredet. Sünde, Sünde, Sünde! Als wärst du ohne Fehl und Tadel.«
»Was ist nur los mit dir?«, fragte Elizabeth.
»Wenn du dir genau anhörst, was Jackie gesagt hat, so hat das Hand und Fuß. Alle machen sich solche Sorgen um das ungeborene Leben. Ich bin
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