Goebel, Joey
denn sie zu Hause besucht hatte.
Doch als Elizabeth John erzählte, die kleine Munly sei schwanger, fiel ihr auf, dass er schluckte, als trinke er einen Batzen Luft, ehe er sagte: »Na und?« Dann zappelte er dermaßen herum, dass ihr angst und bange wurde. Henry sagte ihm dann auf den Kopf zu, die Mutter des Mädchens behaupte, er habe ihre Tochter geschwängert. John sagte, das sei verrückt, doch sein kleiner Adamsapfel zeigte ein nervöses Schlucken nach dem anderen.
Elizabeth fing an zu weinen. Henry schrie sie an, sie solle aufhören, doch sie konnte nicht. Während die Mascara rann, schrie Henry sie immer wieder an, sie solle still sein. [525] Daraufhin sagte John seinem Dad, er solle seine Mom nicht anbrüllen. Daraufhin richtete sich Henrys Zorn gegen John, und er sagte ihm, er habe sich, seine Zukunft und seine ganze Familie ins Verderben gestürzt, worauf John schließlich mit den Worten herausplatzte: »Ich hab’s nur gemacht, weil ich gesehen habe, wie du’s mit Trish getrieben hast!«
Elizabeth hörte abrupt auf zu weinen. Henry musterte John mordlustig. John floh wieder nach oben.
Auch wenn es wie eine Katharsis war, Blue Gene von Henrys Affäre zu erzählen, fühlte Elizabeth sich verpflichtet zu betonen, dass Henry wie sie grundsätzlich gegen Abtreibung war. Er habe nur seine Familie schützen wollen, und da das werdende Leben schlimme Auswirkungen auf die Zukunft seiner Familie hätte haben können, war nun die Abtreibungsfrage nicht mehr nur ja oder nein, sondern plötzlich Multiple Choice und nicht mehr so leicht zu beantworten. Doch die Tatsache blieb, dass Henry untreu gewesen war, und deshalb hatte unversehens Elizabeth die Ehe in ihrer manikürten Hand. Damals hatte sie bei allem das letzte Wort. Als sie eine Abtreibung kategorisch ausschloss, gab Henry klein bei und verweigerte Bernice die Mittel, mit deren Hilfe die Schwangerschaft beendet worden wäre. Dann schloss er sich Elizabeths Bitten an, Bernice’ Tochter solle das Kind gebären und dann zur Adoption freigeben.
Nach dem Tod von Blue Genes Mutter setzte Elizabeth noch einmal ihre neue Verhandlungsmacht ein. Sie verlangte, dass die Mapothers das Baby adoptierten und seiner Großmutter eine Stelle als Kindermädchen gaben. Erst nach langem Kampf stimmte Henry schließlich zu, bestand aber darauf, dass danach seine Schuld getilgt sei. Er sagte, er werde [526] sich Elizabeth fügen und dieses Kind zu einem Familienmitglied machen, habe aber auch eine Forderung: Seine Affäre mit dem Hausmädchen solle nie wieder gegen ihn verwendet werden. Von nun an dürfe darüber nie wieder ein Wort fallen.
Als Elizabeth Blue Gene das alles erzählt hatte, setzte der sich auf und rutschte ans Bettende, um neben ihr Platz zu nehmen. Er zupfte eine Paillette von seinem Oberschenkel. »Bestimmt wünschst du dir nach all den Schwierigkeiten, die ich euch gemacht habe, sie wären mich losgeworden.«
»Um Himmels willen, nein, Gene. Sei bloß still. Sag so was nicht. Aber siehst du jetzt, dass nicht nur Bernice auf deiner Seite war?«
Er nickte.
»Also, würdest du das Gebäude schließen? Mir zuliebe? Nur bis die Wahl vorbei ist?«
»Nein.« Er knurrte. »Kaum finde ich dich netter, fängst du wieder mit dem Mist an.«
»Aber Frick gewinnt an Boden. Was, wenn er gewinnt?«
»Ist mir egal. Wir haben hier nächste Woche ein paar große Sachen vor. Außerdem, nach all dem, was du mir eben erzählt hast, versteh ich nicht, weshalb du Dad überhaupt helfen willst.«
»Es geht um das große Ganze.«
»Das glaubst vielleicht du, aber John und Dad, denen ist das große Ganze ziemlich schnuppe.«
»Henry vielleicht, aber nicht John. Du irrst dich, was John betrifft.«
»John geht es auch ums Geld.«
»Nein. Er ist gut. Ich glaube, dass unsere Welt endlich [527] einen guten Christen an der Spitze bekommen wird. Hoffentlich werde ich alt genug, um das noch zu erleben.«
»Ein guter Christ? Wach auf, Mom. Ein guter Christ macht einen Sohn nicht so, wie er mich gemacht hat. Ein guter Christ hätte kein kleines Mädchen gebumst. Und wenn er so gut ist, warum hat er sich dann nicht die Bohne um mich gekümmert, als ich klein war? Er war weit und breit nicht zu sehen.«
»Das war nicht seine Schuld, sondern unsere. Wir ließen ihn nach Belieben kommen und gehen, weil wir uns schlecht fühlten wegen allem, was er hinter sich hatte. Sieh doch nur, was das Kind durchgemacht hat. Da war mein Traum, von dem er nichts erfahren sollte, dann hat er seinen
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