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Goebel, Joey

Goebel, Joey

Titel: Goebel, Joey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heartland
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natürlich auch für die Ungeborenen. Aber was ist mit den Geborenen ? Ich weiß, dass du gegen Abtreibung bist, aber du bist auch für den Krieg. Und was ist mit den Soldaten? Ist es in Ordnung, wenn sie abgetrieben werden? Denn sie werden auf dem Schlachtfeld abgetrieben. Und das sind Leute, die Erinnerungen und Menschen haben, die ihnen nahestehen. Sie haben tatsächlich ein Leben zu verlieren. Was ist mit denen?«
    »Da rennst du offene Türen ein«, sagte Elizabeth. »Unsere Truppen tun mir schrecklich leid, und ich wünschte, sie müssten nicht kämpfen. Moment mal… seit wann bist du nicht für den Krieg?«
    »Ich wusste nicht mal, dass du für den Krieg warst«, sagte Bernice.
    »Es klingt nicht so, als ob er’s wäre«, stellte Elizabeth fest.
    Blue Gene nahm seine Basecap mit Tarnmuster ab und fuhr sich mit den Fingern durch die öligen Haare.
    »O Mann, ich weiß überhaupt nichts mehr. Ich weiß nicht, wo mir der Kopf steht.« Er setzte die Mütze wieder auf und sah Elizabeth in die Augen. »Tut mir leid, dass ich dich angeraunzt habe. Mir geht’s zurzeit ziemlich dreckig, vielleicht weil ich wieder aufgehört habe zu rauchen. Und [546] siehst du da drüben die Frau, die wartet, dass der Arzt auftaucht? Das ist eine Vierundfünfzigjährige mit Lungenkrebs im fortgeschrittenen Stadium. Was, wenn das hier sie nicht weiterbringt? Wo sollen wir sie sonst hinschicken? Ich weiß echt nicht, worauf ich mich hier eingelassen habe.«
    Elizabeth streckte quer über den Tisch die Hand aus, doch Blue Gene schüttelte den Kopf und behielt seine bei sich.
    »Sei nicht so«, sagte Bernice, ergriff seine Hand und schob sie in die von Elizabeth. Dann nahm sie seine andere Hand. Blue Gene war verlegen, als er da mit den beiden Frauen Händchen hielt, und er verspürte einen überwältigenden Drang, etwas zu sagen, um das Schweigen zu brechen, während ihn seine beiden Großmütter ansahen.
    »Tut mir leid, ihr zwei«, sagte er.
    »Du musst dich nicht entschuldigen«, sagte Elizabeth. »Du hast so viel durchgemacht, seit du das mit John erfahren hast. Du hast das gut bewältigt. Du hast ein Recht darauf, verwirrt zu sein.«
    »Aber es ist nicht nur das. Das ist ja das Traurige. Es beschäftigt mich ja gar nicht am meisten. Man sollte es meinen, aber so isses nicht.« Als er merkte, wie viel er preisgegeben hatte, zog er beide Hände zurück und legte sie in den Schoß.
    »Also, du hast dir hier in letzter Zeit zu viel zugemutet«, sagte Bernice. »Du konntest ja nicht ahnen, dass dieser Laden dermaßen abgehen würde, und er ist abgegangen wie ’ne Rakete.«
    »Das ist es aber auch nicht.«
    »Na, was ist es dann?«, fragte Bernice.
    [547] »Ach, über solche Sachen zu reden ist mir zu schwul.«
    »Sag uns, was dir fehlt«, sagte Elizabeth. »Vielleicht können wir dir helfen.«
    »Du weißt doch, dass wir vorher keine Ruhe geben«, sagte Bernice.
    »Was ist los?«, wiederholte Elizabeth. Blue Gene zog sich die Basecap ins Gesicht und stieß das Grollen eines erschöpften Mannes aus.
    »Ich bin verliebt.«
    Unterdessen spielten Henry und John in ihren weißen Nike-Klamotten auf einem Sandplatz auf dem Mapother’schen Anwesen Tennis, während Arthur hin und her rannte und ihre Bälle auflas. Das Tennis war Henrys Idee gewesen, um den ganzen Frust einer stressigen Woche abzureagieren. Doch auch ihr Freundschaftsmatch führte zu Stress, weil Henry John bei drei Gelegenheiten vorwarf, ihm einen Punkt geschenkt zu haben, was er für einen unverzeihlichen Affront hielt. John schwor, nichts dergleichen getan zu haben, und zum Beweis gewann er den letzten Satz sechs zu null und gab seinem Vater mit zwei Assen den Rest, die an Henrys zusammengekniffenen haselnussbraunen Augen vorbeipfiffen.
    Wie immer trafen sie sich zum Abschluss des Spiels am Netz und gaben einander die Hand. Arthur beteiligte sich an dem Ritual und klatschte sowohl seinen Vater als auch seinen Großvater kräftig ab, obwohl das von dem Jungen gar nicht verlangt wurde. Als sie den Platz verließen, schnaufte und schwitzte Henry heftig.
    »Alles in Ordnung?«, fragte John.
    »Mir geht’s gut«, behauptete Henry, dessen Nasenlöcher [548] aufgebläht waren. Die Nasenlöcher seines Vaters hatten John schon immer eingeschüchtert. Sie waren behaart und eindrucksvoll.
    Die drei setzten sich auf eine Bank und tranken Wasser direkt aus der Flasche. Die Hälfte von dem, was Arthur zu trinken versuchte, floss an den Mundwinkeln wieder raus. Henry frottierte Gesicht

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